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Die unsichtbare Handschrift

Die unsichtbare Handschrift

Titel: Die unsichtbare Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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du geröstet«, fuhr sie ihn an, riss die Decke weg und schlug ihm ins Gesicht.
    »Aua, was fällt dir ein? Warum lässt du mich nicht …?« Er stützte sich auf die Ellbogen. »Ihr seid ja alle schon wach.«
    »Das Haus brennt, Kaspar, wir müssen helfen!«
    »Warum sagst du das nicht gleich? Was ist mit Bille? Sie kann doch nicht weglaufen. Geht es ihr gut?« Er sprang auf, taumelte, wusste nicht, wohin oder was tun.
    »Die Tür ist verschlossen«, brüllte Vitus. »Oder irgendetwas ist von außen dagegengestürzt und versperrt uns jetzt den Weg.«
    »Was sollte denn umgestürzt sein?« Magnus war bei ihm und rüttelte jetzt ebenfalls an der Tür. »Sie öffnet sich nicht einmal einen Spalt. Jemand hat von außen den Riegel davorgelegt, jemand will, dass wir umkommen.«
    »Was?«, kreischte Kaspar, stürzte zur Tür und warf sich mit aller Kraft dagegen. Ein Knarren, das war alles.
    »Das ist also ihr Freudenfest«, stieß Magnus bitter aus. »Sie haben nur vorgegeben, dass sie mir vertrauen. In Wahrheit halten sie mich noch immer für einen Getreuen des Grafen und nehmen an mir Rache. Es ist Euer Pech, die Nacht im selben Raum zu verbringen wie ich.«
    »Das glaube ich nie und nimmer«, widersprach Esther. »Viel eher ist das ein Unglück, und sie haben die Talglampen vergessen.«
    »Und uns hier eingesperrt?« Kaspars Stimme überschlug sich.
    »Überlegen wir, wie wir hier rauskommen«, sagte Vitus.
    »Uns bleibt nur die Tür«, meinte Magnus. »Ein Fenster gibt es nicht, und die Luke dort drüben ist viel zu schmal. Nicht einmal Ihr passt da hindurch, Esther. Lasst es uns zusammen versuchen«, sagte er zu Vitus. »Auf drei! Eins, zwei, drei!« Die beiden Männer krachten gegen die Tür, vergebens.
    »Die Flammen schlagen immer höher«, kreischte Kaspar, der an dem kleinen Ausguck Posten bezogen hatte. Er begann zu husten.
    »Gibt es denn hier nichts, womit man das Holz zerschmettern könnte?« Magnus begann zwischen den Säcken zu suchen. »Wenn es nur nicht so dunkel wäre!«
    »Dunkel ist es nicht mehr lange«, rief Kaspar zurück. »Das Feuer wird immer größer. Bald wird es auch nach diesem Teil des Gebäudes greifen.«
    »Vitus, was sollen wir denn nur tun?« Esther spürte Tränen aufsteigen.
    »Wir finden einen Ausweg. Vertrau mir!« Das klang weniger zuversichtlich, als er wohl beabsichtigt hatte. Er blickte sich hastig um. »Da ist eine Luke in der Decke. Natürlich, von der Mühle gelangt das Mehl durch das dicke Rohr, das draußen zu sehen ist, hierher auf den Dachboden und in die Säcke. Vielleicht können wir hinaufgelangen und von dort ins Freie.« Schon fing er an, Säcke zu schleppen und übereinanderzustapeln. Sie rutschten auseinander, sobald er versuchte, den Berg zu erklimmen. Immer mehr musste er heranholen. Esther wollte ihm helfen, doch bekam sie kaum einen Sack von der Stelle, so schwer waren sie.
    »Fasst doch mal mit an!«, schrie sie die Männer an.
    Magnus gab seine Suche auf und gehorchte. »Ich bin größer als Ihr«, stellte er fest, als der Stapel schon eine gute Höhe erreicht hatte. »Lasst es mich versuchen!« Vitus trat zur Seite, und er erklomm die Säcke, als stiege er Stufen empor. Seine Arme hielt er ausgebreitet, um die Balance zu halten. Einmal kam er ins Wanken, ruderte mit den Händen, so dass Esther fürchtete, er würde stürzen, doch er schaffte es, sein Gleichgewicht wiederzuerlangen. Vorsichtig setzte er einen Fuß auf den obersten Mehlsack. Ihre Augen hatten sich an das wenige Licht gewöhnt, so dass sie erkennen konnte, wie er behutsam darauf trat, Stück für Stück sein Gewicht immer weiter verlagerte, bis er das zweite Bein schließlich nachziehen konnte. Vitus und sie starrten hinauf, hielten den Atem an, als Magnus sich unendlich langsam nach oben reckte und den Griff packte, mit dem er die Luke öffnen konnte. Er drückte dagegen, die Holzklappe gab wahrhaftig nach, und er konnte sie zur Seite schieben. Über ihm klaffte eine schwarze Öffnung.
    »Könnt Ihr irgendetwas erkennen?« Vitus hatte den Kopf in den Nacken gelegt und starrte angestrengt zur Decke.
    »Nein, hier ist alles dunkel. Ob es hier oben einen Ausstieg ins Freie gibt, lässt sich nicht sagen.«
    »Da!« Das war Kaspars Stimme. »Da ist Norwid!« Augenblicklich schob er seinen Kopf so weit durch die Luke, wie er nur konnte, und begann zu schreien: »Hilfe! Helft uns! Wir sind eingesperrt, holt uns hier raus!«
    »Hört er dich?« Vitus lief eilig zu ihm hinüber. »Lass mich mal

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