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Die unsichtbare Handschrift

Die unsichtbare Handschrift

Titel: Die unsichtbare Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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Tag zuvor noch Heimat und Auskommen von dreien von ihnen gewesen war, in sich zusammenfiel. Als der Morgen graute, loderten nur noch vereinzelt Flammen zwischen den verkohlten Balken auf, waren nur noch hier und da ein wenig Glut, ein paar Funken zu sehen zwischen all der Zerstörung und dem Rauch.
     
    »Verzeiht mir«, winselte Felding. »Ich habe nicht gewollt, dass es so kommt. Das müsst Ihr mir glauben!«
    »Wer muss dir glauben, du Verräter?«, zischte Magnus. »Du lügst doch, wenn du nur atmest!«
    »Ihr legt ein Feuer und wollt nicht, dass es brennt«, brüllte Norwid ihn an. Er war außer sich. »Um ein Haar hättet Ihr meinen Vater getötet und meine Schwester. Unser Leben haben wir gerettet, doch beileibe nicht mehr. Wovon sollen wir uns Essen kaufen, wo sollen wir wohnen? Na los, sagt schon!«
    »Er hat Geld«, erklärte Magnus ruhig. »Der Schauenburger entlohnt ihn mehr als großzügig.« Während er sprach, griff er in Feldings Gewand, das Brandlöcher aufwies. Er holte ein Säckchen hervor. »Dem Herrn sei Dank, es ist kein Raub der Flammen geworden.« Damit reichte er Norwid den Beutel. »Nehmt das für den Anfang. Gewiss wird Euch dieses Ungeheuer dort gerne noch ein schönes Sümmchen obendrauf legen.« Er spie vor Felding aus.
    »Das geht doch nicht«, stammelte Norwid unsicher, als er die Münzen erblickte.
    »Es ist nicht viel, ich weiß, es reicht längst nicht, Euch eine neue Mühle bauen zu lassen. Wie ich schon sagte, es ist nur für den Anfang.«
    Norwid reichte seinem Vater den kleinen Sack. Der weitete die Öffnung mit den Fingern und machte große Augen.
    »Das können wir nicht annehmen. Wir können es Euch niemals zurückgeben und stünden ewig in Eurer Schuld.«
    »Aber nein, was redet Ihr? Wir stehen in Eurer Schuld. Immerhin haben wir bisher weder für das Festmahl noch für das Schlaflager bezahlt. Ich bitte Euch, nehmt es dafür an.«
    »Er soll ein Geständnis ablegen«, schlug Vitus vor. »Ich will aus seinem Mund hören, was er ausgeheckt und verbrochen hat. Und dann gehen wir zu Marold, wo er das alles wiederholen wird.«
    »Natürlich, das mache ich, ganz wie Ihr wollt. Wir gehen zu Marold. Gern. Ich tue alles, was Ihr verlangt, Vitus Alardus.«
    Er wand sich wie ein Wurm am Boden. Esther fühlte unermessliche Abscheu in sich aufsteigen.
    »Er ist glitschig wie ein Aal«, meinte Kaspar. »Raus mit der Sprache, habt Ihr den Schreiber Reinhardt getötet?«
    »Das war ein bedauerliches Unglück.« Er wimmerte schlimmer als ein altes Waschweib. Und die Wahrheit war von ihm gewiss nicht zu erwarten. Esther wandte sich ab. Sie konnte seinen Anblick, das verschlagene Fuchsgesicht, in das Schweiß und Dreck schwarze Streifen gezeichnet hatten, nicht länger ertragen.
    »Ich habe ihm ein ehrliches und gutes Geschäft angeboten, ich bin Kaufmann und kein Mörder! Doch was tut er? Will mich betrügen und zu seinem eigenen Vorteil noch mit anderen Geschäfte machen. Das konnte ich nicht durchgehen lassen.«
    »Da wart Ihr gezwungen, ihn zu töten, das sieht ein jeder ein.« Kaspar schnaubte vor Wut und raufte sich die roten Locken.
    »Aber nein, ich wollte ihm mit dem Messer doch nur ein wenig Angst einjagen. Da stürzt er auf mich zu, stolpert und fällt in das Messer.«
    Konnte das wahr sein? Taten sie ihm Unrecht mit ihrem Verdacht?
    »Er muss wahrlich unglücklich gefallen sein, dass das Messer ihm die Kehle glatt durchgeschnitten hat.« Vitus konnte sich nur mit Mühe beherrschen, das vermochte sie an seiner Stimme zu erkennen. »Ihr habt von ehrlichen Geschäften gesprochen. Meint Ihr damit solche, wie Ihr sie mit Marold oder mit Esther im Sinn hattet?«
    »Nun ja, ich gebe ja zu, dass ich gerne so manchen Handel gleichzeitig abschließe. Denkt Ihr als Kaufmann etwa nicht so? Lasst Ihr Euch ein lohnendes Sümmchen entgehen, nur weil Ihr bereits ein anderes in Aussicht habt?«
    Magnus spuckte erneut vor ihm aus. »Was bist du nur für eine elende Kreatur!«
    »Ihr habt Marold zugesichert, die Urkunde für den Rat aufzusetzen. Nur hattet Ihr niemals vor, diese nach Parma zu schicken. Stattdessen hat Euch Magnus eine geschrieben, die ganz dem Geschmack des Schauenburgers entsprach. Aber nicht einmal die sollte den Kaiser je erreichen. Von zwei Seiten wolltet Ihr Euch entlohnen lassen, habt in Wahrheit aber nur Eure eigenen Interessen im Kopf gehabt.«
    »Ganz so ist es nicht«, verteidigte sich Felding. »Die ebenso schöne wie kluge Esther hat mich doch erst auf den Gedanken

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