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Die unsichtbare Handschrift

Die unsichtbare Handschrift

Titel: Die unsichtbare Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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Euer Gesicht.«
    »Dies ist Esther aus Schleswig, die ich zur Frau nehmen werde. Und das ist Magnus, persönlicher Schreiber der Gräfin von Schauenburg und Holstein.«
    Die beiden neigten die Köpfe.
    »Den hier kennt Ihr wohl«, brachte Vitus mit einiger Abscheu hervor und gab Felding einen Stoß, so dass der auf die Knie fiel.
    »Was habt Ihr mit dem zu schaffen? Und dann auch noch ein Schreiber des Schauenburgers.«
    »Nein, Herr, ein Schreiber seiner Gattin, der Gräfin Heilwig. Wenn Ihr Euch nur einen Moment gedulden wollt, werdet Ihr sehen, welchen Unterschied diese scheinbare Spitzfindigkeit macht.«
    Marold konnte sich keinen Reim auf das alles machen. Sehr weit her war es mit seiner Geduld auch nicht, aber er war wirklich neugierig, was diese Menschen ihm zu sagen hatten. So lange würde es schon nicht dauern. Danach konnte er immer noch damit beginnen, die Abschrift für den Kaiser anzufertigen, auf die er am Vortag bis weit in den Abend hinein gewartet hatte. Aber vielleicht war das gar nicht mehr nötig. Womöglich hatte Felding den Boten gefunden und der Abschrift wieder habhaft werden können, wie er versprochen hatte.
    »Wie seht Ihr nur aus?« Marold musterte die Gestalten, die Ruß auf der Haut und den Kleidern hatten und deren Haare feucht und klebrig von Schweiß waren.
    »Das ist eine lange Geschichte, die wir Euch gern erzählen werden. Doch lasst uns zuerst das Wichtigste besprechen.«
    Marold zog die Augenbrauen hoch. Nun wurde er wirklich neugierig.
    »Bitte!«, sagte er und ließ sich auf seinem aufwendig gedrechselten Stuhl nieder.
    »Wir haben Kenntnis darüber, dass Ihr gestern auf eine Abschrift der Barbarossa-Privilegien gewartet habt, die dieser Kerl Euch bringen sollte. Die Herkunft dieser Abschrift hat er zu verschleiern versucht, um den Schauenburger zu verwirren. So jedenfalls hat er es Euch gegenüber behauptet und weiter vorgegeben, das Vorhaben des Lübecker Rates zum Erfolg führen zu wollen, nicht wahr?«
    »So ist es«, bestätigte Marold.
    »In Wahrheit jedoch steht er auf der Seite des Schauenburgers.«
    »Wie bitte, ein Verräter?« Marold sprang auf. Warum nur hatte er nicht auf sein Gefühl vertraut? Vom ersten Augenblick an hatte er Felding nicht ausstehen können. Niemals hätte er sich auf einen Handel mit ihm einlassen dürfen. »Das ist eine schwere Anschuldigung, dessen seid Ihr Euch wohl bewusst. Könnt Ihr es beweisen?«
    »Nein, werter Marold, glaubt diesem hinterhältigen Unhold doch kein Wort!« Felding, der noch immer auf dem Boden kniete, setzte eine Leidensmiene auf. Blut war auf einem seiner Arme getrocknet, und auch das Beinkleid sah aus, als verhülle es eine blutende Wunde. Hätte er ihn nicht so abscheulich gefunden, er hätte tatsächlich Mitleid mit ihm haben können. »Sie haben den Schreiber getötet, um ihren Betrug in die Tat umsetzen zu können. Denkt Euch nur, guter Herr, sie haben versucht die Abschrift, die ich für den Rat der Stadt Lübeck anfertigen ließ, gegen ihre eigene auszutauschen.«
    Was sagte er da? »Wolltest du nicht ein Geständnis ablegen, du Hund?« Vitus war einen Schritt auf ihn zugegangen und beugte sich drohend über ihn.
    Was sollte man davon halten? »Lasst Felding sprechen!«, entschied Marold.
    »Danke, Herr, ich danke Euch sehr!«
    Marold ertappte sich dabei, dass er hoffte, der Kaufmann Vitus könne diesem schmierigen Kriecher eine üble Machenschaft beweisen. Zwar stünde er vor dem Stadtrat nicht eben glücklich da, wenn er zugeben musste, sich mit einem verschlagenen Speichellecker eingelassen zu haben, doch war noch nicht alles zu spät. Und es würde ihm einfach ein zu großes Vergnügen bereiten, ihn am Pranger zu sehen.
    »Danke, Herr«, wiederholte Felding. »Wie ich Euch sagte, haben sie dem Schreiber die Kehle durchgeschnitten, Gott hab ihn selig, und wollten Euch um ihres eigenen Reichtums willen betrügen. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, war es auch noch das Weib, das die Abschrift aufgesetzt hat.« Er zeigte mit dem Finger auf die Frau, die Vitus als sein zukünftiges Eheweib Esther vorgestellt hatte.
    Sie schluckte und senkte den Blick. Ihre Wangen glühten. Sollte Felding die Wahrheit sprechen?
    »Lasst mich erklären«, begann Vitus.
    »Nein, wartet!« Marold kam um sein Schreibpult herum und baute sich vor Felding auf. »Steht auf!«
    Der Kölner erhob sich mühevoll. Er schien Schmerzen zu haben.
    »Das Weib sieht mir nicht nach einer Nonne oder der Tochter einer Adelsfamilie aus.

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