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Die unsichtbare Handschrift

Die unsichtbare Handschrift

Titel: Die unsichtbare Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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riechender Farbe zu hängen.« Sie seufzte.
    »Für die Tintenmischerin ist es noch weniger erfreulich, doch du beklagst dich nicht darüber.«
    »Ich mache nicht jeden Tag Tinte«, stellte sie richtig. »Kaspar aber und die anderen Schreiber hocken tagaus, tagein über ihrer Arbeit. Jedenfalls meistens«, fügte sie rasch hinzu. Sie ließ die schwarze Flüssigkeit in dem hölzernen Gefäß kreisen und betrachtete sie aufmerksam. »Sieht gut aus«, stellte sie zufrieden fest. »Wo ist nur wieder der kleine Trichter?« Sie sah sich um.
    Vitus beugte sich vor, griff nach ihrer Hand und zog sie zu sich heran. Er legte die Arme um ihre Taille und ließ die Hände über ihr Hinterteil gleiten.
    »Vitus, jeden Moment kann jemand hereinkommen.«
    Es kümmerte ihn nicht. »Du bist zu dünn«, meinte er nachdenklich.
    »So ein Unsinn«, widersprach sie.
    »Aber sicher!« Er kniff durch den Stoff ihres Kleids in die festen Pobacken und gleich darauf in ihre Taille.
    Esther schrie auf. »Um Himmels willen, Vitus.« Sie fürchtete, Baumeister Gebhardt könnte es sich überlegt haben und doch selber in Kaspars Schreibstube vorbeisehen. Was würde er denken? Er musste ja glauben, er sei geradewegs in einem Sündenpfuhl gelandet.
    »Ein dralles Weib fühlt sich anders an«, beharrte er. »Du musst mehr essen. Ich will keine dürre Frau zu meinem Eheweib nehmen. Sonst hole ich mir nur blaue Flecken, wenn ich bei ihr liege.« Während er sprach, glitten seine Hände mit leichtem Druck über ihre Hüften und ihren Bauch.
    Die Vorstellung, mit einem Mann das Lager zu teilen, und seine Zärtlichkeiten trieben ihr die Röte ins Gesicht. Mit einem Mal umschloss er ihre Brüste mit seinen Händen und knetete sie.
    Esther stieß einen spitzen Schrei aus.
    »Du musst mehr essen«, wiederholte er. Seine Stimme war rauher als üblich. »Ich will Kinder haben. Mit denen hier kriegst du meinen Sohn nicht satt.« Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, drückte er erneut zu.
    Blitzschnell machte sie einen Schritt zur Seite und huschte um den Tisch herum.
    »Ich bin eine ehrbare Frau. Ich kann nicht zulassen, dass du mich so berührst«, brachte sie mühsam hervor und funkelte ihn herausfordernd an. Sie spürte ein verheißungsvolles Ziehen in ihrem Schoß, wie sie es nie zuvor gekannt hatte, und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass er sie wieder zu sich heranzog und sie an noch ganz anderen Stellen ihres Körpers berührte.
    »Deine Augen glänzen, und deine Wangen glühen. Sie strafen deine Worte Lügen.« Er wollte hinter ihr her.
    Sie wich aus und brachte eins der Schreibpulte zwischen sich und ihn. Sie hatte großes Verlangen nach ihm, aber sie hatte auch Angst, dass sie beide eine Grenze überschreiten könnten und dafür in der Hölle schmoren mussten. Schon die Hitze zwischen ihren Schenkeln war nicht recht. Sie musste sich in Acht nehmen.
    »Es ist mein Ernst, Vitus, Kaspar wird jeden Augenblick zurück sein. Er ist zum Hufschmied gegangen. Der Weg ist nicht weit. Er braucht gewiss nicht lang.«
    Vitus gab auf. »Also schön«, sagte er, seufzte und setzte sich wieder auf die Ecke des Tisches. »Dann verschwenden wir eben die Zeit, die wir allein so wunderbar nutzen könnten. Erzähl mir, worüber du nachgedacht hast.«
    Sie war gleichermaßen enttäuscht wie erleichtert und auch überrascht. Worauf wollte er hinaus? Sie musste ihre Gedanken ordnen.
    »Vorhin. Du hast gesagt, dass du beim Tintenmischen am besten nachdenken kannst. Worüber hast du heute nachgedacht, wenn ich fragen darf?«
    Die Erinnerung an die Unterhaltung, die sie mit angehört hatte, brachte sie vollständig auf den Boden der Tatsachen zurück.
    »Ich habe vorhin, als ich an der Dombaustelle war, zwei Männer gesehen und aufgeschnappt, was sie gesagt haben. Rein zufällig ist das geschehen«, beeilte sie sich anzufügen.
    »Was hattest du an der Dombaustelle zu schaffen?«
    »Ich wollte nach Arbeit für Kaspar fragen.«
    Statt einer Antwort zog er die Augenbrauen hoch und lächelte amüsiert.
    »Na und? Du hast selbst gesagt, es ist eine gute Idee von Reinhardt, zum Rathaus zu gehen.«
    »Schon gut«, unterbrach er sie. »Nur wäre es wohl Kaspars Angelegenheit, sich darum zu kümmern.« Sie wollte ihren Bruder in Schutz nehmen, doch er ließ sie nicht zu Wort kommen. »Aber statt Aufträge für ihn zu erbitten, hast du gelauscht?«
    »Aber nein«, entrüstete sie sich. »Ich habe ja gefragt. Morgen wird mir der Baumeister seine Entscheidung mitteilen.« Sie

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