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Die unsichtbare Handschrift

Die unsichtbare Handschrift

Titel: Die unsichtbare Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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lachend. »Aber ich freue mich trotzdem, dass ich dich anscheinend ein bisschen neugierig auf unsere schöne Hansestadt machen konnte. Und als du angekommen bist, hat niemand über etwas anderes geredet als über die Pressekonferenz, oder wie?«
    »Nicht ganz. Ich habe im Archiv angerufen, um nach dir zu fragen. Ich dachte, es wäre pfiffig, sich zu verabreden, sonst hättest du womöglich gar keine Zeit für mich gehabt. Eine Kollegin sagte mir, dass du im Rathaus einen Ortstermin hast, um eine Pressekonferenz vorzubereiten.« Er lehnte sich zufrieden auf seinem Stuhl zurück. »Die war echt nett. Hat mir haarklein erzählt, worum es geht, und mich sofort auf die Gästeliste gesetzt, als ich ihr sagte, woher ich dich kenne und dass ich es bin, der das Pergament unter Einsatz seines Lebens aus der Dreckbrühe gerettet hat.«
    »Verstehe!« Sie nickte und musste schmunzeln. Wer nicht alles an dem spektakulären Fund beteiligt sein wollte! Allerdings war ihr Ulrich deutlich lieber als dieser Matthei, und sie fand, dass er auch tatsächlich einen erheblich größeren Beitrag geleistet hatte.
    »Als du mir damals in Köln immer erzählt hast, wie wichtig es sei, auch noch die letzten fünf Prozent zu bergen, weil man ja nicht wissen könne, welche Teile zu diesen fünf Prozent gehören, da dachte ich, du hättest nicht alle Latten am Zaun«, gab er ehrlich zu und rollte mit den Augen.
    »So?«
    »Klar! Meine Güte, so wichtig können doch eine Handvoll Akten nicht sein, dass man dafür Millionen hinblättert und Dutzende Menschen schuften lässt. Dachte ich jedenfalls. Aber als ich hörte, was du gefunden hast … Das ist ein echter Hammer, was du da heute erzählt hast. Stell dir mal vor, jemand würde aufgrund deiner neuen Erkenntnisse klagen, und Lübeck würde seine Freiheit verlieren.«
    »Das stelle ich mir lieber nicht vor, aber die Gefahr besteht auch nicht.«
    »Nur mal angenommen. Heutzutage findet sich doch immer irgendjemand, der gegen irgendwen klagt, nur um in die Schlagzeilen zu kommen oder viel Kohle zu verdienen. Was, wenn ein Anwalt einen Erben dieses Grafen von Holstein ausgraben würde, dem Lübeck eigentlich hätte gehören können. Da käme bestimmt ein hübsches Schadenersatzsümmchen zusammen.«
    »Hör bloß auf. Die Reichsfreiheit ist zwar inzwischen hinfällig, weil es kein Kaiserreich mehr gibt, aber in unserem Rechtssystem ist erschreckend vieles möglich. Bring also bloß niemanden auf Ideen.«
    Sie plauderten den ganzen Abend. Christa hatte sich lange nicht mehr so wohl und entspannt gefühlt. Es war nach Mitternacht, als sie aufbrachen.
    »Dann werde ich mich heute mal revanchieren und dich nach Hause bringen«, kündigte sie an. »Wo wohnst du denn?«
    »In so einem kleinen Hotel an der Untertrave, ganz in der Nähe der alten Salzspeicher.«
    »In der Nähe des Holstentors«, korrigierte sie ihn grinsend. »In Lübeck orientiert man sich am Holstentor.«

[home]
    Lübeck, 15 . April 1226  – Esther
    F elding hatte sie schmoren lassen. Zwei Tage war er nicht erschienen. Wie er es verlangt hatte, hielt sie sich von Sonnenaufgang bis zum Untergang im Skriptorium auf, lief von der niedrigen Eingangstür zum Fenster und wieder zurück, räumte sämtliche Regalbretter leer, wischte sie mit einem nassen Lumpen ab und räumte alles wieder an seinen Platz. Kaspar hatte sie Hirsebrei und einige Scheiben Brot in einen kleinen Korb gepackt und ihm erklärt, sie könne ihm sein Mittagessen nicht bringen.
    »Ich will im Skriptorium nach dem Rechten sehen, vielleicht noch etwas Tinte machen«, hatte sie gesagt. Doch damit war sie natürlich nicht durchgekommen.
    »Du hast die letzten Tage nichts anderes gemacht als Tinte zu kochen. Ich habe selbst gesehen, dass sämtliche Gefäße damit gefüllt sind. Geh lieber zum Spiegelmacher und frage ihn nach Quecksilber«, hatte er sie angewiesen.
    »Nein, das werde ich nicht tun.« Ihr Ton war härter gewesen, als sie es beabsichtigt hatte. Aber sie hatte nun einmal wahrlich ernste Sorgen und konnte sich nicht um die Bären scheren, die ihr Bruder sich aufbinden ließ. »Ich wollte noch einmal raus in das Dorf laufen und den Hofbauern nach Wurst und Fleisch fragen.« Verflixt, wieso hatte sie ausgerechnet das gesagt? Ein paar Pfennige hatte sie zwar zur Verfügung, aber sie würde womöglich nicht die Gelegenheit haben, den weiten Weg zu laufen. Immerhin konnte sie nicht damit rechnen, dass dieser Unmensch aus Köln gleich beim ersten Hahnenschrei

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