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Die unsichtbare Pyramide

Titel: Die unsichtbare Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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nach. Er fragte sich, ob es ein Zufall war, dass Wulf ihn in der Rotunde des Wissens aufgestört hatte. In Bezug auf das Lenken der Kräfte des Triversums waren sie einander sehr ähnlich. Ob Mologs Zögling auch die Gabe des Findens besaß? Falls ja, dann hatte er, der Letzte des Dreierbunds, den Kriegslord zur Britannischen Bibliothek geführt. Ein niederschmetternder Gedanke. Wie weit mochte das Gespür des Finders Wulf wohl reichen?
    Unbeschadet, doch grenzenlos erschöpft kehrten Trevir und Dwina mit ihren Gefährten zur unterirdischen Residenz des Chefs zurück.
    Der Hüter des Gleichgewichts übergab Das Buch der Balance der Obhut Ceobbas, was diesem sichtlich Trost spendete. Die Nachricht von den großen und kleinen Zerstörungen in der Rotunde des Wissens verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den Badda. Nach ihrer Tradition brach mit dem Erscheinen des Empfängers ein neues Zeitalter des Lichts an, eine Wiederherstellung des Verlorenen, eine Rückkehr zur Harmonie. Niemand vermochte sich vorzustellen, wie dieser behaarte Hüne namens Trevir dergleichen bewerkstelligen wollte.
    Immerhin war Abacucks Vermächtnis an die Menschheit vorerst vor Schlimmerem gerettet. Die beiden Gäste des Chefs verzichteten auf eine sofortige Untersuchung des Werks. Sie waren schlichtweg zu müde. Zwar dauerte es dann doch Stunden, bis sich Trevirs innere Erregtheit gelegt und er ins Reich der Träume gefunden hatte, aber dafür schlief er dann auf seinem Doppelsegmentbett umso fester.
    Über den Höhlen stand die Sonne bereits wieder hoch am Himmel, als er endlich erwachte. Bald nahm er zusammen mit Dwina und Ceobba ein Mahl ein und erkundigte sich über den aktuellen Stand der Dinge. Der Chef war auffallend ernst.
    »Das Schwarze Heer durchkämmt die Ruinen.«
    Trevirs Kauen erstarb. »Ich hätte mir denken müssen, dass sie nach uns suchen. Meint Ihr, sie können die Eingänge zu Eurem Reich entdecken?«
    »Verzeiht, aber so dumm sind wir Badda nicht. Früher gab es zahlreiche Treppen, die nach unten führten. Vor der großen Katastrophe sogar etliche, die einen Menschen ganz von selbst in die Tiefe trugen…«
    »Ach kommt!«
    »Vergebt mir, wenn ich Euer Vorstellungsvermögen überstrapaziere.«
    Trevirs Mund blieb offen stehen. Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich muss mich entschuldigen, weil ich Euch schon wieder unterbrochen habe.«
    »Nicht doch! Ich habe Abbitte zu leisten, weil…«
    »Das hält ja kein Mensch aus!«, platzte Dwina dazwischen und warf einen Knochen auf ihren Teller.
    Die zwei Entschuldiger starrten sie entgeistert an.
    Dwina hob beide Hände. »Gnade, edle Herren, ich habe mich vergessen.«
    Trevir musste unwillkürlich grinsen, was mit dem dicken Happen, der in seiner rechten Backentasche steckte, seltsam komisch aussah. Auch Dwina fing an zu schmunzeln. Dann lachten beide, bis ihnen die Tränen in den Augen standen.
    Ceobba schüttelte nur den Kopf.
    Nachdem sich Trevir für die Unterbrechung entschuldigt hatte, erörterten sie gemeinsam das weitere Vorgehen. Der Chef erklärte – nun ungestört –, dass nach dem Auftauchen der ersten Abenteurer in Londinors Straßen die ursprünglichen Eingänge verschlossen und unter Schutt begraben worden seien. Jetzt gelangte man nur noch durch gut versteckte und schnell verschließbare Löcher ins unterirdische Londinor. Bisher hatte man die gelegentlichen Besucher auch wirksam davon abhalten können, sich in den Ruinen häuslich einzurichten. Die meisten Neugierigen waren nach kurzer Zeit wieder abgezogen und hatten – wie Trevir ergänzte – »die Mär von der spukenden Geisterstadt verbreitet«. Einige hätten auch in einstürzenden Gebäuden ein jähes Ende gefunden, ergänzte Ceobba. Er ging nicht näher darauf ein, inwieweit die Badda daran beteiligt gewesen waren.
    Nun habe sich die Situation allerdings geändert, das Schwarze Heer durchsuche systematisch die Stadt, fasste der Chef noch einmal die Berichte seiner Kundschafter zusammen und fügte mit wissendem Lächeln hinzu: »Oberlondinor ist ziemlich groß. Es kann lange dauern, bis irgendein Krieger zufällig auf einen unserer Eingänge stößt. Vielleicht können wir sie wie die Glücksritter in früheren Zeiten vergraulen.«
    »Ihr kennt Molog nicht«, sagte Trevir zweifelnd. »Fahnenflüchtige werden von ihm kurzerhand enthauptet, um die übrigen Soldaten bei der Stange zu halten. Er wird niemals freiwillig abziehen, es sei denn, er hat sein Ziel erreicht.«
    »Kann er das, ohne Abacucks

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