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Die unsichtbare Pyramide

Titel: Die unsichtbare Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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auf, die mit der Übertretung seiner guten Ratschläge verbunden seien. Dann stellte er die entscheidendem zwei Fragen. Topra hielt den Atem an. Die Antwort des Bräutigams kam wie aus der Laserkanone geschossen. Inukith zögerte dagegen, ihrer Freude Ausdruck zu verleihen. Ein Murmeln ging durch die Hochzeitsgesellschaft. Erst als Aabuwa an dem Papyrusstängel rüttelte, schien die Braut aus ihrer Benommenheit zu erwachen und hauchte fast unhörbar ihr Ja.
    Am liebsten wäre Topra aus dem Saal gelaufen. Doch schon als er nur nach hinten wankte, spürte er ein Hindernis aus harten Muskeln. Es war ein Leibgardist von überraschender Körpergröße. Hatte der Hüne sich dort aufgebaut, um ihn an der Flucht zu hindern? Zitternd verfolgte Topra den Fortgang der Zeremonie. Der Priester des Ptah wirkte erleichtert, weil Inukiths Zaudern ein so glückliches Ende gefunden hatte. Feierlich sprach er die bedeutungsschweren Worte, die zwei Menschen und ihre Lebenswege auf ewig miteinander verbanden.
    Nun traten Priesterin und Priester hinter dem Altar hervor, schritten gemeinsam zum Alabastersockel und bemächtigten sich des blauen Kissens. Mit ausgestreckten Armen trugen sie die Trauringe zum Hohepriester und ließen sich dort auf ein Knie nieder. Der glatzköpfige Geistliche nickte Inukith aufmunternd zu, damit sie endlich Aabuwas Reif nehme und ihn dem Gatten über die Hand streife. Topra konnte Inukiths Zittern sehen, während sie ihren Arm ausstreckte. Als ihre Hand noch über dem Kissen schwebte, fiel der für sie bestimmte, kleinere Ring plötzlich zu Boden.
    Ein Stöhnen entfloh vielen hundert Kehlen, wurde aber gleich wieder von gespanntem Schweigen aufgesogen. Der goldene Reif war auf dem roten Teppich gelandet und kullerte seltsam zielstrebig in Richtung des kaiserlichen Bombenfinders. Unterwegs verließ das Schmuckstück seinen gewebten Pfad und rollte über die großen Steinplatten weiter, bis es mit leisem Klimpern genau vor Topras Füßen liegen blieb.
    Der starrte fassungslos auf den Reif. Wenn auch alle Übrigen im Saal an eine peinliche Ungeschicklichkeit der Braut glaubten, wusste Topra es doch besser. Inukith hatte den Ring überhaupt nicht berührt. Es war Aabuwa, der ihn von dem Kissen rutschen, ihn genau in die Richtung des Bombenfinders rollen und dort zum Stillstand kommen ließ. Ja, auch der Prinz konnte die Kräfte des Triversums lenken! Diese Erkenntnis traf Topra zwar nicht völlig unvorbereitet – in der ihm von Inukith übermittelten Unterhaltung des Pharaos und seines Sohnes hatte sich dergleichen ja bereits angekündigt –, aber überrascht war er trotzdem. Langsam hob er den Kopf. Die Blicke der beiden jungen Männer trafen sich. Es war eine stille Herausforderung zum Duell. Unweigerlich musste Topra an die Geste Aabuwas denken, an dieses wortlose Ich-schneide-dir-die-Kehle-durch.
    »Wollt Ihr uns den Ehereif nicht bringen, Takuba?« Die Stimme des Prinzen hallte durch die Große Säulenhalle. Irgendetwas schien ihn zu belustigen.
    Die Kaiserin ließ ein Lachen vernehmen, so kurz wie das Zuschnappen einer Kröte, die sich eine Fliege fängt.
    Topra widerstand der Versuchung, sie anzusehen oder sich zu den anderen Hochzeitsgästen umzublicken. Hunderte von Augenpaaren ruhten jetzt auf ihm. Langsam blickte er von dem Ring auf und schüttelte den Kopf. »Nein, Hoheit. Das kann ich nicht.«
    »Was wollt Ihr damit sagen?«
    »In dem Reif befindet sich eine Sprengladung.«
    Ein Raunen ging durch die Menge.
    Aabuwa stieß ein trockenes Lachen hervor. »Dies ist nicht der richtige Augenblick, um zu scherzen, Soldat.«
    »So wahr ich Euer Bombenfinder bin, Hoheit«, erklärte Topra laut, wobei er eher das Publikum und die Menschen an den Fernsehgeräten im Sinn hatte als den Kronprinzen, »in dem Ehereif Eurer Braut befindet sich Sprengstoff. Er ist eine verkleinerte Ausgabe jenes Bundes, den ich als Zeichen der Loyalität Eurem Vater und auch Euch gegenüber trage. Ihr könnt meinem Urteil vertrauen.«
    »Vertrauen? Dir?« Wieder lachte Aabuwa, aber es war ein freudloses Lachen. Sein Ton wurde unüberhörbar verächtlich. »Hast du denn nicht den Bund aus Berechnung umgelegt? Bist du nicht in die Leibgarde eingetreten, um eine Verschwörung gegen das Große Haus anzuzetteln?«
    Das Rumoren der Hochzeitsgäste wallte erneut auf und verebbte erst, als Topra zu einer Antwort anhob. »Für Euren Vorwurf gibt es keine Beweise, Hoheit.«
    »Ich will seinen Oberkörper sehen. Reißt ihm die Kleidung vom

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