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Die unsichtbare Pyramide

Titel: Die unsichtbare Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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bezeugen. Da du keinen Bund mehr trägst, wird man nicht umhinkommen euch zu glauben – zumindest, sobald ein wenig Wüstensand über die Ereignisse dieser Nacht geweht ist.«
    »Ihr werdet immer meine Herrin sein, Gisa. Ich danke Euch für Euer Vertrauen.«
    »Dir allein gebührt der Dank für alles, was du für meine Familie und für mich getan hast und noch auf dich nehmen willst – ich weiß, du wirst Topra zu guten Menschen geben.«
    Hobnaj nickte ernst. »Dafür stehe ich mit meinem Leben.«
     
     
    Der Nubier blieb etwa zwanzig Schritte vor dem Ausgang stehen, der sich als nachtblaues, mit Sternen gesprenkeltes Rechteck vom Dunkel des breiten Haupttunnels abhob. Die Kammer des Wissens lag im Felsgestein tief unter der Cheopspyramide und an deren Basis befand sich auch der Einstieg.
    »Seid ihr bereit?«, flüsterte Gisa. Sie war dem Ausgang am nächsten. In ihrem Arm hielt sie das Kind.
    »Mir ist nicht wohl bei dieser Sache«, brummte Hobnaj.
    »Es geht nicht anders. Wir müssen da draußen mit weiteren Leibgardisten rechnen. Vermutlich haben sie Nachtsichtgeräte. Nur wenn ich sie ablenke, haben du, mein Sohn und Wira eine Chance zu entkommen.«
    »Aber Ihr könntet getötet werden, Herrin!«
    »Wenn das in ihrer Absicht läge, dann hätten sie es längst getan. Ibah-Ahiti braucht mich lebend, um sich an meinen Qualen weiden zu können. Ihre Grausamkeit wird das Leben meines Sohnes retten und mir hoffentlich die Möglichkeit geben, Pharao Isfet günstig zu stimmen.«
    »Ich habe wenig Vertrauen in die Großmut unseres Monarchen, doch will ich mich Eurem Befehl fügen, Herrin.«
    »Hör endlich auf mit diesem ehrerbietigen Gerede, Hobnaj! Du bist ein freier Mann und ich bin nicht mehr deine Herrin. Mit dem Geld, das ich dir und Wira gegeben habe, müsstet ihr ein neues Leben beginnen können. Sorge dafür, dass auch Topras Pflegeeltern ihren Anteil bekommen. Und jetzt lass uns Abschied nehmen.«
    Die Mutter bewunderte noch einmal ihren Sohn. Ja, er war wirklich, wie Hobnaj es gesagt hatte, das schönste Kind der ganzen Welt. Ein schwacher blauer Schimmer lag auf seiner Haut. Das Licht wurde zusehends schwächer. Gisa wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen, küsste Topra auf die Stirn, flüsterte ihm leise Abschiedsworte ins Ohr und wiegte ihn noch einmal im Arm. Dann reichte sie das Bündel Hobnaj und nahm gleich darauf ein anderes von Wira entgegen.
    »Wenn die Leibgardisten eine Frau mit einem Kind im Arm sehen, werden sie dich vielleicht eher verschonen«, sagte die Hebamme.
    »Ich danke dir, Wira.«
    »Pass auf dich auf, Mädchen. Du bist noch sehr schwach.«
    Die beiden Frauen umarmten sich.
    »Hoffentlich fängt Topra nicht wieder an zu leuchten«, sagte Hobnaj.
    »Beschirme ihn so gut es geht mit deinem Körper und mit den Tüchern«, empfahl Gisa. Dann verabschiedete sie sich auch von dem Nubier mit einem Kuss, wandte sich um und lief zum Ausgang.
     
     
    »Skarabäus, bitte kommen!« Der Funker hatte seinen Ruf schon mindestens zwei Dutzend Mal abgesetzt, aber bisher keine Antwort erhalten. Besorgt blickte er in das Gesicht seines Einsatzleiters.
    Colonel Hemiunum war ein hagerer Mann mit dem spitzen Gesicht eines Wüstenfuchses. Er hatte schon vor Jahren damit aufgehört, seine gefährlichen Spezialeinsätze zu zählen. Stattdessen erledigte er sie. Einen nach dem anderen. Er bekam nur die schwierigsten Aufträge, wenngleich dieser hier ihm überhaupt nicht schmeckte. Aber das durften seine Männer nicht spüren. Als General Waris’ »Geheimwaffe« musste er in jeder Lage Ruhe bewahren. Hemiunums Antwort klang dementsprechend abgeklärt.
    »Ich habe mit einem Abreißen des Funkkontaktes gerechnet. Die Tunnel unter der großen Pyramide sind tief und weit verzweigt. Machen Sie weiter, Kaltep!«
    Der Nachrichtenoffizier wiederholte seinen Ruf.
    »Hier Skorpion. Da bewegt sich was! Ende.« Die Meldung erreichte den Einsatzleiter über das funkgestützte Kommandosystem der Einheit.
    »Hier Adler: Es könnte jemand von uns sein. Erst schießen, wenn ich es befehle!«, wiederholte Hemiunum die Tagesorder. Im nächsten Moment hörte er im Ohrhörer schon die nächste Meldung.
    »Skorpion hier. Negativ, Adler. Der Gestalt nach ist es eine Frau. Sieht aus, als trüge sie einen Säugling im Arm. Sie läuft schnell in Richtung Norden. Ende.«
    »Sie darf uns nicht entwischen! Handelt es sich um die Konkubine? Ende.«
    »Dem Anschein nach, ja. Aber ich kann’s nicht hundertprozentig

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