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Die unsichtbare Pyramide

Titel: Die unsichtbare Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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bestätigen, Adler. Ende.«
    »Anschein? Können Sie keine präzisen Angaben machen, Mann? Wenn es die ›Blume vom Nil‹ ist, dann schnappt sie euch gefälligst. Ihr kennt den Einsatzplan, Leute: Lockt sie in einen Hinterhalt, notfalls setzt Gas ein. Wie ihr sie einfangt, ist mir egal – aber lasst sie am Leben! Unser Auftraggeber möchte sich mit der Dame noch ein wenig beschäftigen. Ende.«
    »Zu Befehl, Colonel. Wir rücken vor.«
    Hemiunum wandte sich seinem Funker zu. »Schon Nachricht von Monotep?«
    Kaltep schüttelte den Kopf. »Die Konkubine versucht zu fliehen und unsere Einheit meldet sich nicht – wenn Sie mich fragen, Colonel, dann stinkt die Sache wie ‘n verfaulter Fisch.«
    Das Gefühl hatte Hemiunum schon längst. Er sprach wieder in sein Helmmikrofon. »Hier Adler. Wie viel Mann sind noch beim Ausgang? Ende.«
    Keine Antwort kam.
    Hemiunum fluchte. »Verdammt noch mal, wer bewacht den Ausgang? Ende.«
    »Hier Skorpion. Ich fürchte, niemand, Colonel. Ende.«
    Der Einsatzleiter hob das Fernglas mit dem Restlichtaufheller vor das Helmvisir und spähte zum Fuß der Pyramide hin. Die ganze Szenerie war in ein geisterhaftes grünes Licht getaucht. Hatte er da eben einen Schemen gesehen? »Sofort fünf Mann zurück zum Ausgang!«, brüllte er.
    Der Funker unterbrach seinen Ruf. Nie zuvor hatte er Hemiunum so wütend erlebt.
    Nachdem der Befehl bestätigt worden war, schloss der Einsatzleiter die Augen und schüttelte den Kopf. Seine Männer waren es gewohnt, ihr Leben für den Pharao aufs Spiel zu setzen. Die Kaiserin hätte nicht mit Exekutionen im Falle eines Versagens drohen sollen.
    General Waris’ Gesicht wirkte wie versteinert. Alles in ihm sträubte sich dagegen, die von der Niederkunft geschwächte Kaiserin um diese Uhrzeit zu wecken. Die für sie bestimmte Mitteilung gefiel ihm auch nicht besonders. Und die Vorstellung, wie sie darauf reagieren würde, erfüllte ihn mit dem größten Unbehagen.
    Er traf auf eine Nachtschwester, die vor seinem Rang wenig Respekt zeigte. »Um keinen Preis auf der Welt« wollte sie den Obersten der Leibwache an das Wochenbett Ihrer Majestät lassen. Letztlich musste die resolute Pflegerin aber doch vor Waris’ Unerbittlichkeit kapitulieren und ihn in das Gemach der Kaiserin vorlassen.
    Allein betrat er den Raum. Die Anzeigen einiger medizinischer Überwachungsgeräte sorgten für ein dämmriges Licht. Neben dem Lager der Mutter stand ein Kinderbett. Prinz Aabuwa schlief. Über seinem Kopf hing eine kleine bunte Plüschfigur des grimmigen Bes, Schutzdämon der Kinder- und Schlafzimmer. Auch Ibah-Ahiti atmete ruhig und gleichmäßig. Einen Moment lang stand der General nur da und betrachtete die beiden mit verklärter Miene. Dann berührte er sanft die Schulter der Kaiserin.
    Ibah-Ahiti schlug sofort die Augen auf. »Waris?«
    »Ich bringe Euch Nachricht, Herrin, wie Ihr befohlen habt.«
    »Dein Gesicht ist so ernst, mein Lieber. Ist Gisa euch etwa entwischt?«
    »Majestät! Die Nachtschwester…!«
    »Ist ja schon gut, General. Was also könnt Ihr mir über die Konkubine berichten?«
    »Wir haben sie.«
    »Und? Ist sie…?«
    »Gisa lebt.«
    »Na also! Warum dann diese Leichengräbermiene?«
    »Das Kind ist entkommen.«
    »Wie bitte?« Ibah-Ahiti versuchte aus dem Bett hochzufahren, doch die Narkose ihres Unterleibs hatte bereits nachgelassen, weshalb sie dieses Vorhaben mit schmerzverzerrtem Gesicht sogleich wieder aufgab. Dafür klang ihre Stimme umso schriller. »Warst du nicht gestern Abend noch der Befehlshaber der meistgefürchteten Eliteeinheit Baqats? Wie kann einer solchen Truppe ein Neugeborenes entwischen?«
    »Majestät, bitte beruhigt Euch – und achtet auf Euren Ton! Jemand von Gisas Dienerschaft muss den Säugling fortgeschafft haben, während sie – ich gebe das nur ungern zu – meine Männer mit einer in Leinen eingewickelten Decke genarrt hat.«
    »Ha!«, lachte Ibah-Ahiti auf, ohne im Geringsten erheitert zu wirken. »Diese Sumpfdotterblume hat Eure Wunderkämpfer mit einem Stoffbündel getäuscht! Dafür werden Köpfe rollen.«
    »Davon rate ich dringend ab, Majestät. Meine Gardisten haben schon oft ihren Hals für Euch und Euren Gemahl riskiert. Niemand ist Euch so nahe wie Eure Leibwache. Solche Männer sollte man sich nicht zum Feind machen.«
    »Willst du mir drohen, Waris?«
    »Das liegt mir fern, Herrin. Ich spreche nur offen, was am Hof leider viel zu selten geschieht. Im Übrigen habe ich schon alles Nötige im Hinblick auf den

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