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Die unsichtbare Pyramide

Titel: Die unsichtbare Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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unter. An ihrem höchsten Punkt befand sich der Thron Gottes.«
    »Du solltest einen Götzen nicht mit dem himmlischen Vater verwechseln!«
    »Um die Pyramiden zu verstehen, musst du dich in die Gedankenwelt ihrer Erbauer versetzen, Francisco. Nimm nur die Ruinenstadt am Euphrat, über der einst der wohl berühmteste aller Türme aufragte. Babylons Name bedeutet in Sumerisch und Akkadisch ›Gottespforte‹ oder ›Tor Gottes‹. Von Herodot wissen wir, dass dort eine gewaltige Zikkurat stand, also eine Stufenpyramide. Ihre Verwandten findest du in Süd-, Mittel- und sogar Nordamerika, auf unseren Kanarischen Inseln, in der französischen Bretagne, im englischen Glastonbury, am Indus, ja sogar vor der Küste Japans soll es im Meer Pyramiden geben, von Ägypten ganz zu schweigen. Könnte diese globale Übereinstimmung nicht einem gemeinsamen Zweck dienen?, fragte ich mich irgendwann. Aus den Unterlagen unseres Vaters erfuhr ich viel über heilige Stätten oder das, was frühe Kulturen dafür hielten. Nicht selten haben die Menschen an solchen Orten Pyramiden errichtet, weil dort ihrer Vorstellung nach besondere Kräfte wirkten. Ich teile diese Ansicht, obwohl ich noch nicht herausgefunden habe, wo und wie das Multiversum verankert ist.«
    »Was meinst du eigentlich mit ›Multiversum‹?«
    »Die Gesamtheit aller Universen. Du kennst bestimmt den Physiker Richard Feynman.«
    »Nie gehört.«
    »Er war ein Genie mit vielseitigen Interessen – unter anderem hat er Maya-Schriftzeichen entziffert. Berühmt wurde er durch seine so genannten ›Feynman-Geschichten‹. Er geht davon aus, dass es nicht nur ein, sondern eine Vielzahl von Universen gibt. Anders ausgedrückt: Unsere Welt hat nicht nur eine Geschichte, sondern jede mögliche.«
    »Das spricht gegen jede Vernunft!«
    »Offenbar nicht deutlich genug, um einen Streit unter Physikern zu verhindern – gewöhnlich sind das sogar ausgesprochen rationale Leute. Feynman schlug vor, dass nicht jede Geschichte des Universums eine Überlebenschance hätte. Sie muss sich mit dem anthropischen Prinzip vereinbaren lassen.«
    »So?«
    »Ja. Das anthropische Prinzip besagt, das Universum müsse mehr oder weniger so sein, wie wir es sehen, denn wäre es anders, gäbe es niemanden, der es beobachten könnte. Klar?«
    »Physik ist nicht eben meine Stärke. Was hat dieser Feynman mit dem Vermächtnis unseres Vaters zu tun?«
    »Nun, ich glaube, die Unsichtbare Pyramide war dem genialen Physiker um eine Nasenlänge voraus.«
    »Ach!«
    »Gewiss doch! Die Bruderschaft hat nämlich herausgefunden, dass genau drei Geschichten des Universums das Zeug dazu hatten, zu überleben. Genau genommen ist das Multiversum daher nur ein Triversum.«
    Francisco schwirrte der Kopf. »Scheinbar hast du dir fest vorgenommen, mich zu verwirren.«
    »Das kommt dir nur so vor, Bruderherz. Bald wirst du erkennen, welche Rolle dir in dieser multiversellen Konstellation zugedacht ist. Du bist nämlich der Schlüssel zum Ganzen. Als ich all diese Dinge begriff und mich wieder an die Legende vom grünen Dreieck erinnerte, in dem man dich gefunden haben soll, ahnte ich, dass der Zeitpunkt deiner Geburt möglicherweise kein Zufall war. Vater hatte sogar eine Hebamme gedungen, die deiner Mutter ein Mittel zur Stimulierung der Wehen verabreichte. Er wollte, dass du genau am 20. November 1975 zur Welt kommst.«
    »Und wieso?«
    »Weil an diesem Tag die drei Welten einander sehr nahe waren und damit Kräfte entfesselt wurden, die unsere Vorstellungskraft übersteigen. In den Aufzeichnungen der Unsichtbaren Pyramide heißt es, ein zur rechten Zeit, am rechten Ort geborenes Kind könne die entzweiten Welten wieder einigen. Stell dir das nur vor, Francisco! Alles Leid der Welt beruht doch auf ihrer Zerrissenheit. Wenn man die drei Universen zu einem harmonischen Ganzen sozusagen zusammenfügen könnte, dann würden dadurch Energien frei, mit denen man aller Not ein Ende bereiten könnte. Und der Schlüssel dafür liegt in deiner Hand.«
    Francisco fühlte sich ausgesprochen unbehaglich. Sollte er Vicente von dem blauen Licht und den aufflackernden Bildern erzählen, die Pedro in jener schneereichen Nacht gesehen hatte, als er das Findelkind im Garten entdeckte? Aus irgendeinem Grund wollte er dieses Wissen vorerst für sich behalten. Skeptisch fragte er: »Wie soll das gehen, dieses ›Zusammenfügen‹?«
    »So leicht, wie man aus drei Ecken den Schattenriss einer Pyramide zeichnet.«
    »Leicht? Nach allem, was du

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