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Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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vorsichtig weiter: »Unsere Vorfahren sind hier vor vierhundert Jahren gelandet.«
    »Vor vierhundert Jahren?« wiederholte Falkayn verblüfft. »Aber damals war der Hyperantrieb doch noch gar nicht erfunden!«
    »Offenbar meint sie vierhundert hiesige Jahre«, warf Adzel ein, der sich nicht so leicht überraschen ließ. »Bei einer Umlaufzeit von zweiundsiebzig Standardtagen … ja, das sind ungefähr fünfundsiebzig Erdjahre.«
    »Aber … wie, zum Teufel …«
    »Sie waren zu einem anderen Planeten unterwegs, um dort … wie sagt man dazu? … um dort eine Kolonie zu gründen«, erklärte die junge Frau. »Aber sie wurden von Piraten überfallen und hier ausgesetzt – fünfhundert Frauen, Männer und Kinder.«
    Falkayn hatte sich noch immer nicht völlig von seiner Überraschung erholt. Er hörte nur undeutlich, daß Adzel sagte: »Richtig, vermutlich von einem Geschwader der Piratensonnen, das sich bis in dieses Gebiet vorgewagt hatte, weil es hoffte, hier wertvolle Beute zu machen. Selbstverständlich waren die Kapitäne nicht daran interessiert, Lösegeld für die Kolonisten zu verlangen. Aber es war trotzdem anständig von ihnen, daß sie ihre Gefangenen auf einem bewohnbaren Planeten ausgesetzt haben, anstatt sie einfach zu ermorden.« Er klopfte ihr auf die Schulter. »Keine Sorge, kleine Frau. Die Polesotechnische Liga hat die Piraten längst davon überzeugt, wie schändlich und verwerflich dieser Lebenswandel war.«
    Falkayn überlegte sich, daß er die Rolle des Trösters übernehmen mußte, falls sich das als notwendig erweisen sollte. »Ausgezeichnet«, stellte er grinsend fest. »Das ist wirklich eine Sensation! Sobald wir wieder Verbindung mit der Erde haben, bestellen wir ein Schiff für Sie und Ihre Landsleute.«
    Die junge Frau beobachtete ihn noch immer mit dem gleichen unerklärlichen Mißtrauen. Eine Dame, die eben erst aus einer gefährlichen Situation gerettet worden war, durfte ihren kühnen Ritter eigentlich nicht so forschend betrachten …
    »Sind Sie wirklich ein Ersho… ich meine, ein Terraner?«
    »Eigentlich bin ich Bürger des Großherzogtums Hermes, während meine Kameraden von anderen Planeten stammen. Aber wir operieren von der Erde aus. Ich heiße übrigens David Falkayn.«
    »Ich bin Stepha Carls, Leutnant der Leibwache des …« Sie sprach nicht weiter. »Aber das ist im Augenblick nicht wichtig.«
    »Warum sind Sie von diesen Banditen verfolgt worden?«
    Stepha lächelte kurz. »Bitte etwas langsamer und nicht alles gleichzeitig. Wir haben uns gegenseitig so viel zu erzählen, nicht wahr?« Aber dann gab sie ihre reservierte Haltung auf. Die Augen strahlten, das Lächeln wurde etwa fünfzig Megawatt stärker, dann schlug sie die Hände zusammen und rief: »Oh, das ist wirklich wundervoll! Ein Mann von der Erde – mein Retter!«
    Schon besser, dachte Falkayn verblüfft. So ähnlich habe ich mir die Sache gleich vorgestellt. Er fragte nicht weiter, sondern bewunderte statt dessen die Szenerie. Schließlich hatte er seit mehreren Monaten keinen Menschen mehr gesehen.
    Als sie das Schiff erreicht hatten, banden sie das Zandara an einem der langen Teleskopstützen fest. Falkayn ließ Stepha mit einer leichten Verbeugung den Vortritt die Gangway hinauf. Chee Lan hopste heran, als sie durch die Schleuse traten. »Das ist ja ein süßes Schoßtierchen!« rief die junge Frau begeistert aus.
    Chee sträubte ihren Pelz. In gewisser Beziehung hatte sie große Ähnlichkeit mit Meisterhändler Beljagor. »Kitzeln Sie mich nur nicht unter dem Kinn, junge Dame, wenn Sie Wert darauf legen, Ihre Finger vollzählig zu behalten.« Sie wandte sich an ihre beiden Kameraden. »Was war eigentlich dort draußen los?«
    »Hast du den Kampf beobachtet?« erkundigte Falkayn sich. In Stephas Gegenwart plusterte er sich förmlich auf. »Ich finde, wir haben den Banditen einen ordentlichen Denkzettel verabreicht. Die Kerle belästigen uns bestimmt nicht wieder!«
    »Welche Banditen meinst du eigentlich?« fragte Chee eisig. »Ich habe von hier aus gesehen, daß sie auf einem Umweg in die Stadt zurückgeritten sind. Wenn ihr mich fragt – falls ihr beiden Narren überhaupt genügend Grips habt, um mich zu fragen –, habt ihr eine Gruppe kaiserlicher Soldaten verjagt. Dabei sind wir hierhergekommen, um mit eben diesem Kaiser einen Handelsvertrag abzuschließen!«
     
2
     
    Sie hatten sich in den Aufenthaltsraum zurückgezogen, weil es zu gefährlich gewesen wäre, jetzt das Schiff zu verlassen. Ein

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