Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
bestimmt nichts«, flüsterte Jutta. Dann fügte sie hinzu: »Soll ich noch ein paar Tage hier auf Schloß Graustein bleiben?«
    Falkayn fand es ausgesprochen bedauerlich, daß die Flotte der Liga schon eine Woche später auf Neuheim landete, um ihn zu retten.

 
Die Friedensstifter
     
1
     
    Poker läßt sich nicht gut zu dritt spielen, deshalb hatte die Besatzung der Muddlin’ Through den Schiffscomputer so programmiert, daß er den vierten Mann ersetzte. Der Computer kaufte Chips auf Kredit und brachte es immer irgendwie fertig, im Verlauf einer Reise Gewinne und Verluste auszugleichen. Auf diese Weise konnte die Besatzung sich darauf konzentrieren, sich gegenseitig möglichst viel Geld abzunehmen.
    »Zwei Karten«, sagte die mechanische Stimme. David Falkayn legte sie mit der Bildseite nach unten auf die Abtastplatte, die er an einer Seite des Tisches im Aufenthaltsraum installiert hatte. Ein fernbedienter Arm schob die abgelegten Karten beiseite, während der Computer die neuen Karten studierte, um seine Gewinnchancen zu berechnen.
    »Eine«, verlangte Chee Lan.
    »Danke, nichts für mich«, brummte Adzel.
    Falkayn gab sich selbst drei Karten und stellte fest, daß seine Gewinnchancen gestiegen waren: Er hatte zwei Buben zu seinen zwei Königen dazubekommen. Adzel hatte vermutlich nicht viel mehr, und Chee schien versucht zu haben, einen Flush zu ergänzen; die ersten Einsätze waren nicht sehr hoch gewesen. Aber jetzt war Schlaukopf wieder an der Reihe …
    Der Stahlarm schob einen blauen Chip in die Mitte des Tisches.
    »Verdammt!« kreischte Chee. Ihr Schwanz richtete sich steil auf, bis er wie eine Flaschenbürste aussah, und das weiche Fell, das ihren kleinen Körper bedeckte, sträubte sich heftig. Sie knallte die Karten auf den Tisch. »Die Pest über dich! Der Teufel soll deine elektronischen …«
    Adzel verdoppelte gelassen seinen Einsatz. Falkayn seufzte und schob seine Karten zusammen. Chees Zorn war bereits wieder verraucht; sie saß auf ihrem Hocker und wusch sich wie eine Katze. Falkayn griff nach seinem Zigarettenetui.
    Schlaukopf erhöhte nochmals. Adzels Drachengesicht konnte seinen Ausdruck nicht verändern, aber sein schuppenbedeckter Körper, der den größten Teil der Kabine einnahm, schien sich zu straffen. Er sah wieder auf seine Karten, wollte etwas sagen und wurde von einem Alarmsignal unterbrochen. Der Teil des Computers, der ständig die Umgebung des Schiffes überwachte, hatte etwas Ungewöhnliches festgestellt.
    »Ich gehe schon«, sagte Falkayn, stand auf und verließ die Kabine. Selbst hier, wo er etliche Lichtjahre von dem nächsten Menschen entfernt war, trug er einen gutgeschnittenen Freizeitanzug, mit dem er sich überall hätte sehen lassen können. Er redete sich ein, er müsse auch hier würdig auftreten – als jüngster Sohn eines Barons und als Vertreter der Polesotechnischen Liga –, aber in Wirklichkeit hatte er eine gewisse jugendliche Eitelkeit noch nicht überwunden.
    Im Kontrollraum blieb er vor den Bildschirmen stehen, konnte aber nichts Außergewöhnliches erkennen. Weshalb also der Alarm? Der Computer war so in das Spiel vertieft, daß es keinen Zweck hatte, ihn danach zu fragen. Vielleicht konnte er selbst … Falkayn veränderte die Einstellung des Bildschirms, vor dem er eben stand.
    Im Westen glühte die Sonne trüb an dem purpurroten Himmel – ein dunkler Zwerg der Klasse K0, der kaum ein Zehntel der Leuchtkraft der irdischen Sonne besaß. Aber wegen seines geringen Abstandes zu Ikrananka schien er dreieinhalb mal so groß zu sein und gab ebensoviel Strahlung ab. Spika war etwas mehr als drei Parsek entfernt und leuchtete wie ein weißes Juwel an dem dunklen Himmel. Im Nordwesten ballten sich schwefelgelbe Sturmwolken zusammen, aber sonst war der Himmel leer.
    Die Muddlin’ Through stand in halber Höhe auf einem Hügel, von wo aus sich ein guter Blick über das umliegende flache Land bot. Zwischen den gelben Feldern zogen sich Bewässerungsgräben dahin, an deren Kreuzungspunkten sich die befestigten Höfe einzelner Familien erhoben. Der Hügel selbst war felsig und kahl, trug aber auf seinem Rücken die Wälle und Mauern von Haijakata. An seinem Fuß stand ein Wachtturm über dem Stadtbrunnen, der von oben her durch einen langen Tunnel zu erreichen war. Unmittelbar an ihm vorüber führte die Landstraße nach Osten.
    In etwa vier Kilometern Entfernung erkannte Falkayn eine Staubwolke auf der Straße. Sie näherte sich rasch, als habe es jemand sehr

Weitere Kostenlose Bücher