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Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Besuch in der Stadt hätte wahrscheinlich nur zu weiteren Auseinandersetzungen geführt. Falls der Kaiser auf einer Entschuldigung bestand, konnte er schließlich ebensogut einen Boten hierherschicken. Außerdem mußten sie sich zunächst unterhalten und einige Unklarheiten beseitigen.
    Falkayn schenkte Stepha und sich Whisky ein. Adzel braute sich einen Eimer Kaffee. Er durfte zwar ebenfalls Alkohol zu sich nehmen, obwohl er Buddhist war, aber auf einem so langen Flug konnte kein Raumschiff genügend Whisky für ihn mitführen. Chee Lan, deren Metabolismus nicht auf Alkohol reagierte, zündete sich eine ihrer leicht narkotisierenden Zigaretten an, die sie aus einer langen Spitze rauchte.
    Die junge Frau kniff die Augen zusammen – die helle Beleuchtung blendete sie stark –, hob das Glas an die Lippen und trank es auf einen Zug aus. Dann keuchte sie und bekam einen Hustenanfall. Falkayn klopfte ihr auf den Rücken. Stepha hustete weiter und fluchte dazwischen so kräftig, daß er unwillkürlich rot wurde. »Dabei habe ich mir schon eingebildet, Sie seien völlig verweichlicht«, sagte sie schließlich mit schwacher Stimme.
    »Ich nehme an, daß die technische Entwicklung in den vergangenen drei Generationen hier rückläufig gewesen ist«, meinte Adzel. »Fünfhundert Menschen, zu denen auch Kinder gehören, wissen nicht genug, um eine moderne Zivilisation aufrechtzuerhalten, und ihr Schiff hat vermutlich keine vollständige Mikrobibliothek an Bord gehabt.«
    Stepha wischte sich die Tränen aus den Augen und sah zu ihm hinüber. »Ich habe Urgroßvater immer für einen großen Aufschneider gehalten«, sagte sie. »Aber anscheinend hat er in seinen jungen Tagen doch einiges gesehen und erlebt. Wo kommen Sie her?«
    Adzel war allerdings wirklich eindrucksvoll genug; von Kopf bis Schwanz maß er fast fünf Meter, wog über eine Tonne und war mit dicken Schuppen gepanzert, die am Rücken bläulich und an der Unterseite des Körpers bernsteinfarben schimmerten. Als er jetzt antwortete, blitzten seine Reißzähne furchterregend, aber die großen braunen Augen ließen ihn etwas freundlicher erscheinen. Hinter diesen Augen lag ein Gehirn, das jedem menschlichen gleichwertig war.
    »Ich stamme von der Erde«, erklärte er Stepha. »Das heißt, eigentlich von Zatlakh, was in meiner Sprache ›Erde‹ bedeutet. Die Menschen haben meinen Planeten Woden getauft. Damals gab es noch genügend irdische Namen für neu entdeckte Welten. Heute benützen wir meistens die Bezeichnung, die den Bewohnern des jeweiligen Planeten geläufig ist – hier zum Beispiel ›Ikrananka‹.«
    »Sie sind bestimmt ein hervorragender Einzelkämpfer«, meinte Stepha nachdenklich. Dabei griff sie unwillkürlich nach ihrem Dolch.
    Adzel zuckte zusammen. »Bitte, wir sind äußerst friedlich veranlagt. Wir sind nur so groß und gepanzert, weil es auf Woden andere riesige Tiere gibt. Unsere Sonne gehört zu den Sternen der Klasse F5 im Sektor Regulus. Sie strahlt soviel Energie aus, daß sich auf unserem Planeten trotz der zweieinhalbmal höheren Schwerkraft als auf der Erde große Lebensformen entwickeln konnten, die …«
    »Ruhe, du alter Barbar«, unterbrach Chee Lan ihn. »Wir haben jetzt keine Zeit für deine Memoiren.«
    Adzel hätte diesmal fast die Geduld verloren. »Hör zu«, fauchte er, »es ist äußerst unhöflich, andere Kulturen auf diese Weise herabzusetzen. Ich gebe zu, daß mein Volk nur aus einfachen Jägern und Fallenstellern besteht, aber unsere Kunst hält trotzdem jeden Vergleich mit der anderer Planeten aus. Und als ich auf der Erde Planetologie studieren durfte, habe ich mein Stipendium dadurch aufgebessert, daß ich in San Francisco in der Oper den Fafnir gesungen habe.«
    »Aber wahrscheinlich hast du mehr verdient, wenn du zu Neujahr im Chinesenviertel der Stadt bei den Umzügen mitmarschiert bist«, fügte Chee hinzu.
    Falkayn schlug mit der Faust auf den Tisch. »Jetzt reicht es aber!« brüllte er.
    »Und wo kommt die … äh … Dame her?« wollte Stepha wissen.
    »Von dem zweiten Planeten bei Eridani A«, antwortete Falkayn. »Die Entdecker haben ihn Cynthia getauft – nach der Frau des Captains.«
    »Ich habe allerdings gehört, daß sie nicht gerade sein angetrautes Eheweib gewesen sein soll«, warf Chee ein.
    Falkayn wurde nochmals rot und beobachtete Stepha aus dem Augenwinkel heraus. Aber sie schien sich nichts daraus zu machen, und wenn er an die Flüche dachte, die sie vorher ausgestoßen hatte …
    Chee zündete

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