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Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Klans neben uns im Palast Dienst tun, obwohl das schon immer ausschließlich unser Vorrecht gewesen ist. Alles das haben wir bisher geduldig ertragen, weil wir einsahen, daß Ihr Mißtrauen nicht völlig unberechtigt war. Aber trotzdem herrscht unter den Ershoka in der Kaserne jetzt beträchtliche Unruhe. Wenn sie so offen beleidigt werden, kann ich sie vielleicht nicht mehr beruhigen.«
    Jadhach III. sah zu seinem Obersten Magier hinüber. »Was halten Sie davon, Nagagir?« fragte er mürrisch.
    Der Alte sprach nicht von dem Offensichtlichen – daß hier fünfzig Ershoka anwesend waren, die nicht zulassen würden, daß das Oberhaupt ihres Klans beleidigt wurde –, sondern krächzte statt dessen nur: »Die Angelegenheit scheint nicht weiter wichtig zu sein, Edelster. Nur wenige Ershoka haben überhaupt Gelegenheit, mit den Fremden zu sprechen. Was macht es schon, wenn sie so großen Wert darauf legen?«
    »Ich habe auch in Ihrem Interesse gesprochen, Edelster«, fügte Harry Smit hinzu.
    Falkayn ergriff die günstige Gelegenheit. »Wenn wir nicht mehr hier sind, Edelster, ist dieses Problem sofort gelöst«, stellte er fest. »Nehmen Sie unser Angebot an, dann brechen wir nach Rangakora auf; lehnen Sie jedoch ab, fliegen wir wieder nach Hause. Wie lautet Ihre Entscheidung?«
    »Krrr-ek.« Der Kaiser gab widerwillig nach. »Der Befehl ist aufgehoben«, sagte er zu dem Schreiber. Dann wandte er sich an Falkayn. »Ich kann nicht einfach auf gut Glück entscheiden. Wir wissen so wenig über Sie. Selbst wenn Sie durchaus freundliche Absichten haben, können Sie uns irgendwie Unglück bringen. Deshalb habe ich Sie heute rufen lassen. Erläutern Sie Nagagir Ihre Riten, damit er sie beurteilen kann.«
    Auch das noch! stöhnte Falkayn innerlich.
    Trotzdem war das Gespräch ganz unterhaltsam. Falkayn hatte sich schon früher darüber gewundert, daß es hier keine Religion zu geben schien, war aber nie dazu gekommen, Gujgengi danach zu fragen. Obwohl er Nagagir nicht direkt bitten konnte, ihm einige Punkte zu erklären, weil er damit verraten hätte, daß ihm vieles nicht klar war, verschaffte er sich auf indirekte Weise wertvolle Informationen. Er behauptete einfach, einige Fragen nicht verstanden zu haben und zwang den Obersten Magier dadurch zur Preisgabe verschiedener Einzelheiten.
    Nur ein Schwachsinniger oder ein Tourist hätte versucht, einen ganzen Planeten nach einer einzigen Kultur zu beurteilen. Aber in den meisten Fällen konnte man annehmen, daß das zivilisierteste Volk zumindest eine der kompliziertesten Theologien hatte. Zu Falkayns Erstaunen war dies hier nicht der Fall – er fragte sich sogar, ob er diesen Mischmasch überhaupt als Religion bezeichnen sollte. Hier gab es keine Götter, sondern nur eine normale Ordnung der Dinge und ihren zu erwartenden Verlauf; daran hatte sich nichts mehr verändert, seitdem in vorgeschichtlicher Zeit Feuer und Eis sich vermischt hatten, um das Universum zu bilden. Aber es gab auch vage personifizierte Dämonen, die unaufhörlich versuchten, wieder das Chaos herzustellen, indem sie Katastrophen aller Art anzettelten. Das Volk wehrte sie dadurch ab, daß es Hunderte von Tabus beachtete, während Magier wie Nagagir und seine Kollegen im Dienste des Kaisers dafür sorgten, daß die Dämonen nicht bis in den Palast vordrangen.
    Aber auch die Magier waren nicht alle gleich gut. Niemand konnte sicher sagen, ob sie sich nicht hatten verführen lassen – in diesem Fall standen sie vielleicht auf der Seite der Zerstörenden. Diese ganze Mythologie erschien Falkayn reichlich paranoid, paßte aber gut zu den Vorstellungen, die er bisher von den Ikranankanern hatte. Allmählich zweifelte er allerdings daran, daß er hier je einen Handelsvertrag würde abschließen können.
    »Die Angehörigen der Polesotechnischen Liga sind in der Tat mächtige Zauberer«, prahlte er jetzt. »Wir haben die Gesetzmäßigkeiten des Zufalls studiert, von dem alles auf der Welt abhängt. Ich bin gern bereit, Sie in die Geheimnisse eines wertvollen Rituals einzuweihen, das wir Poker nennen. Und was die Abwehr böser Geister betrifft… Nun, wir können Ihnen höchst wirksame Talismane zu Tiefstpreisen liefern – zum Beispiel auch vierblättrige Kleeblätter.«
    Nagagir wollte jedoch Details hören. Falkayns magische Riten und Talismane waren vielleicht weniger wirksam, als der Mensch glaubte; die Zerstörer bedienten sich oft solcher Tricks, um Leute ins Verderben zu stürzen. Sie konnten sogar Unglück

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