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Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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dann abflugbereit. Adzel nahm nur ein Funkgerät mit, das um seinen Hals hing.
    »Wir melden uns in regelmäßigen Abständen, Chee«, sagte Falkayn. »Wenn du mehr als acht Stunden lang nichts mehr von uns gehört hast, startest du und kommst nach Katandara, um uns zu retten.«
    »Ich weiß gar nicht, ob sich die Mühe überhaupt lohnt«, meinte Chee unwillig. »Dieses Frauenzimmer hat uns ohnehin schon alles verdorben.«
    »Meinst du die Geheimhaltung? Vielleicht läßt sich das Problem trotzdem irgendwie lösen. Aber selbst wenn die Konkurrenz hier auftaucht, bleibt noch genügend für den alten Nick übrig, wenn es uns gelingt, die politischen Verhältnisse zu stabilisieren. Jedenfalls dürfen wir nicht zulassen, daß das Blutvergießen weitergeht.«
    »Warum eigentlich nicht?« Chee gab resigniert auf. »Schon gut, verschwindet endlich! Ich lasse mir von Gujgengi weiter Unterricht geben. Je mehr Informationen wir haben, desto besser können wir beurteilen, was zu tun ist.«
    Der kaiserliche Gesandte war bereits mit seiner Leibwache abgerückt. Aber die Mauern von Haijakata waren von Eingeborenen besetzt, die den Abflug des Aircars erleben wollten.
    »Ohhh!« sagte Stepha und klammerte sich an Falkayns Arm fest. Er widerstand der Versuchung, einige Kunstflugfiguren vorzuführen, und steuerte statt dessen nach Nordwesten, wo Katandara lag. Unter ihnen huschten Felder, Kanäle und einzelne Höfe vorbei. Einmal sahen sie auch eine Karawane, deren schwerbeladene Karikuts von Soldaten bewacht wurden. »Das müssen Shekej sein«, stellte Stepha fest. »Ihr Klan führt die meisten Transporte in diesem Gebiet durch.«
    »Ist der Beruf immer von der Familie abhängig?« erkundigte Adzel sich.
    »Ja«, antwortete Stepha. »Wer als Shekej geboren wird, zieht später mit Karawanen durchs Land. Die Deodaka waren alle Jäger, bis sie Katandara erobert haben; jetzt stellen sie die Beamten. Die Tiruts und andere – besonders die Ershoka – sind Soldaten. Die Rahinjis sind Schreiber. So ist alles genau verteilt.«
    »Aber was passiert, wenn man auf einem anderen Gebiet begabter ist?«
    »Oh, alle Klans haben auch noch andere Aufgaben. Der Hauptberuf ist allerdings ehrenvoller als die übrigen. Aber irgend jemand muß schließlich das Haus versorgen, die Bücher führen, auf dem Land arbeiten, falls die Familie Land besitzt – alles wichtige Aufgaben, die man schließlich nicht Fremden anvertrauen kann, nicht wahr?
    Wenn die Kinder das Alter erreicht haben, in dem sie in die Geheimnisse des Klans eingeweiht werden, können sie die Aufnahme in einen anderen Klan beantragen und werden adoptiert, falls die Mehrzahl der Mitglieder zustimmt. Das ist ein weiterer Grund dafür, daß wir Ershoka so wenig Verbindung mit den Ikranankanern haben – wir können sie nicht heiraten und müssen deshalb in unserem Korps bleiben. Andererseits wissen wir aber auch, daß wir unseren Kindern aus diesem Grund trauen können, wenn wir sie frühzeitig in unsere Geheimnisse einweihen.«
    »Die Klans sind also vermutlich schon sehr alt?« fragte Adzel weiter.
    »Ja. Königreiche kommen und gehen – die meisten bestehen nur einige Generationen lang –, aber die Blutlinie dauert ewig.«
    Ihre Erklärungen bestätigten nur, was Falkayn bereits vermutet hatte. Sie bewiesen eine engstirnige Auffassung, die ihm Sorgen bereitete. Falls diese Haltung instinktiv war, bestand wenig Aussicht auf ertragreiche Handelsbeziehungen mit diesem Planeten. Aber wenn sie sich ändern ließ – wenn die Ikranankaner einsahen, daß nicht die Familie die größte Rolle in ihrem Leben spielen durfte …
    Katandara wurde vor ihnen sichtbar. Die Stadt lag etwa zweihundert Kilometer von Haijakata entfernt; etwa die gleiche Strecke war von hier aus bis Rangakora zurückzulegen. Katandara lag an der Stelle, wo der Yanjeh sich in den schlammigen Urshi-See ergoß; in dem Häusergewirr, das von breiten Mauern umgeben war, lebten und arbeiteten eine halbe Million Untertanen des Kaisers. Der Palast erhob sich auf einem Hügel über der Stadt und war ebenfalls mit einer Mauer umgeben, die den Herrscher vor seinem Volk zu schützen hatte.
    Stepha erläuterte Falkayn die Anlage der Stadt auf dem Bildschirm, während der Aircar so hoch über Katandara schwebte, daß er nicht mit bloßem Auge erkennbar war. Dann ließ Falkayn den Aircar senkrecht nach unten stürzen und fing ihn erst dicht über dem Boden wieder ab.
    »Leb wohl, David … bis wir uns wiedersehen.« Stepha drückte ihm

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