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Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Nur ein Beamter vertrat ihnen den Weg. »Er hat zuviel getrunken und sich dann verlaufen«, erklärte Stepha ihm. »Wir bringen ihn in die Kaserne zurück.«
    »Schrecklich!« sagte der Beamte angewidert. Da er aber drei Ershoka gegenüberstand, die nüchtern und so empfindlich wie alle anderen zu sein schienen, sprach er nicht weiter.
    Wenige Minuten später hatte Falkayn sich wieder soweit erholt, daß er merkte, daß seine Entführer das Tor in der nördlichen Stadtmauer ansteuerten, das nur selten benützt wurde, weil gleich dahinter die Wüste begann. Etwa zwanzig Ershoka in voller Rüstung warteten dort auf ihre Ankunft. Vier Tiruts, die das Tor bewacht hatten, lagen gefesselt und geknebelt auf der Erde. Die Menschen verließen ohne weiteren Aufenthalt die Stadt.
    »Weiter!« Der Blonde riß Falkayn am Arm vorwärts. »Sie sind jetzt nicht mehr betäubt!«
    »Stimmt«, gab Falkayn zu. Bei jedem Schritt wurde sein Kopf klarer. Aber das half ihm wenig, denn die Entführer umringten ihn von allen Seiten.
    Wenige hundert Meter weiter erreichten sie eine Schlucht. Hier warteten über fünfzig Zandaras, die von zwei berittenen Ikranankanern bewacht wurden. Einige dienten als Packtiere, die anderen sollten abwechselnd als Reittiere benützt werden. Die Ershoka schwangen sich in die Sättel. Falkayn kletterte vorsichtig auf das Zandara, das ihm zugewiesen worden war. Die Ikranankaner kehrten in die Stadt zurück.
    Stepha setzte sich an die Spitze der Kolonne und ritt nach Osten davon. Nachdem sie die erste Steigung überwunden hatten, lag eine weite Ebene vor ihnen, die sich bis zum Horizont erstreckte. Sie begannen zu galoppieren.
    Nein, das war kaum der richtige Ausdruck! Falkayns Zandara raste mit einer wahnwitzigen Beschleunigung davon. Er wurde nach rechts geworfen. Sein Nebenmann hielt ihn gerade noch rechtzeitig fest, bevor er aus dem Sattel fallen konnte. Unterdessen befand sich das Zandara schon wieder in der Luft. Falkayn fiel zurück. Diesmal rettete er sich, indem er den Hals des Tieres umarmte.
    »He, wollen Sie das arme Tier erwürgen?« rief jemand spöttisch.
    »Das … hatte … ich … eigentlich … vor«, brachte Falkayn zwischen den Sprüngen mühsam heraus.
    Um ihn herum blitzten Lanzenspitzen, flatterten farbenfrohe Mäntel, wehten hohe Helmbüsche. Metall klirrte auf Metall, das Sattelzeug knirschte, Gelächter und Scherzworte erfüllten die Luft. Die Zandaras wirbelten bei jedem Sprung eine dichte Staubwolke auf. Falkayn kniff die Augen zusammen und starrte nach vorn, wo Stepha ritt. Sie schien gemerkt zu haben, daß er sie beobachtete, denn sie drehte sich im Sattel um und winkte ihm zu. Und dann lachte sie auch noch schallend!
    Falkayn knirschte mit den Zähnen. Eigentlich hatte er sie nur zusammenbeißen wollen, aber sein Mund war voller Sand. Wenn er diese wilde Jagd lebend überstehen wollte, mußte er die Methode lernen.
    Allmählich schaute er den anderen ab, wie man es richtig anfing. Kurz bevor das Zandara wieder den Boden berührte, erhob man sich leicht in den Steigbügeln, um den Stoß in den Knien abzufangen. Der Körper bewegte sich also im gleichen Rhythmus mit dem Reittier. Falkayn, der sich früher eingebildet hatte, in guter Kondition zu sein, stellte jetzt fest, daß dabei Muskeln beansprucht wurden, von deren Vorhandensein er bisher nichts gewußt hatte, und daß diese besagten Muskeln sich dagegen auflehnten. Seine körperliche Verfassung beschäftigte ihn bald mehr als alle Vermutungen über den Zweck dieser Expedition.
    Einige Male machten sie eine kurze Pause, um auszuruhen und die Zandaras zu wechseln. Einige Ewigkeiten später schlugen sie endlich ein Lager auf. Das bedeutete allerdings nur, daß es eiserne Rationen aus den Satteltaschen und dazu einen kleinen Schluck aus der Feldflasche gab. Dann wurden Wachen ausgestellt, während alle anderen sich in ihre Decke rollten und schliefen.
    Falkayn konnte nicht beurteilen, wie lange er sich in der Horizontalen befunden hatte, als Stepha ihn wieder aufweckte. »Weg«, murmelte er und schlief sofort nochmals ein. Sie griff nach seinen Haaren und zog kräftig daran. Dann schleppte sie ihn zum Frühstück.
    Jetzt ritten sie etwas langsamer weiter. Falkayns Muskelkater wurde besser, weil er sich allmählich an den Reitstil gewöhnte. Ihm fiel auf, daß die Wüste hier ständig hügeliger wurde, während der Boden etwas fruchtbarer zu sein schien. Die Sonne stand jetzt noch tiefer als in Katandara und warf riesige Schatten in

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