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Die unsterbliche Braut

Die unsterbliche Braut

Titel: Die unsterbliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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Griechenland hatte ich davon geträumt, wie es sein würde, den Rest meiner Existenz damit zu verbringen, ihn zu lieben und wiedergeliebt zu werden. Solange ich ihm eine Chance gab, konnte das hier all das werden, was ich mir erhoffte. Henry war das Wagnis wert.
    Als ich den Mund öffnete, um Ja zu sagen, zerriss ein Krachen die Stille, die riesigen Fenster explodierten, und ein Schauer von scharfkantigen Scherben raste direkt auf uns zu.

4. KAPITEL
    DIE TITANEN
    Als das Glas durch die Luft flog, schirmte ich instinktiv meinen Kopf mit den Händen ab, doch die messerscharfen Scherben glitten an meiner Haut ab, ohne etwas anzurichten.
    Ach ja, die Götter waren unsterblich. Das vergaß ich immer wieder.
    „Was, zum …“ Ich wandte den Kopf, um zu sehen, was passiert war, doch bevor ich irgendetwas erkennen konnte, stellte Henry sich vor mich. Ich strauchelte und fiel zu Boden. Während ich noch versuchte, wieder auf die Füße zu kommen, marschierten Henry und seine Brüder auf die zerbrochenen Fenster zu.
    Da tauchte Ava neben mir auf und griff nach meinem Ellbogen. „Komm schon“, sagte sie. Ihr zitterte die Stimme, und sie war aschfahl im Gesicht. „Wir müssen hier raus.“
    „Warum?“, wollte ich wissen, doch eine Übelkeit erregende Angst erfüllte mich, als ich neben ihr herstolperte. Die anderen traten auseinander, um uns durchzulassen, alle angespannt und zum Sprung bereit. Egal, wie ungern sie über sie sprechen wollten, ich wusste, dass das hier mit Calliope und der frischen Narbe zu tun hatte, die über Henrys Oberkörper verlief.
    Ava antwortete mir nicht. Sie zerrte mich hinter sich her, während meine High Heels auf dem glatten Boden immer wieder unter mir wegrutschten. Verzweifelt versuchte ich das Gleichgewicht wiederzufinden, doch es war zwecklos.
    Wieder fiel ich hin, und diesmal riss ich Ava mit mir zu Boden. Ungeschickt landeten wir aufeinander, doch sie verschwendete keine Zeit damit, mich wieder auf die Füße zu zerren. Wieder krachte es, während wir hastig auf die Tür zukrabbelten, und ein schimmernder Nebel drang in den Palast ein. Genau der Nebel, den ich in meiner Vision gesehen hatte.
    In den Stunden, die seitdem vergangen waren, schien er stärker geworden zu sein. Seltsame Lichtadern knisterten darin, undeinen Augenblick lang schwebte der Nebel vor Henry, als würde er ihn wiedererkennen. Henry hob die Hände, genau wie er es in meiner Vision getan hatte, und die anderen Ratsmitglieder formierten sich hinter ihm und seinen Brüdern zu einem Halbkreis.
    Das Herz hämmerte mir gegen die Rippen, und Ava erstarrte an meiner Seite. Das war das Wesen, das Henry fast getötet hatte, und jetzt griff es uns alle an. In mir stieg ein unbändiger Beschützerinstinkt auf, als es Henry und meiner Mutter und allen, die ich liebte, immer näher kam – aber was, um alles in der Welt, könnte ich schon tun, um es aufzuhalten?
    Ohne Vorwarnung schnellte es durch die Luft, bevor die Ratsmitglieder es aufhalten konnten, doch es zielte nicht auf Henry oder Walter oder Phillip.
    Es ging direkt auf mich und Ava los.
    Mir blieb keine Zeit zum Nachdenken. Grob schubste ich Ava hinter die nächste Säule und sprang ihr hinterher, doch ich war nicht schnell genug.
    Ein unvorstellbarer Schmerz peitschte wie ein Blitzschlag durch mein Knie, schoss durch meinen Körper, bis er mich vollkommen einhüllte und mit jedem Schlag meines Herzens zuzunehmen schien. Laut schrie ich auf und schaffte es kaum, mich aufrecht zu halten.
    „Ava“, keuchte ich und lehnte mich an die Säule, während die Rufe des Rates im Saal widerhallten. „Verschwinde hier.“
    Verständnislos starrte sie mich an. Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte ich den Schmerz zu ertragen, packte sie am Arm und zwang mich, weiter auf den Ausgang zuzuhalten, halb humpelnd, halb hüpfend. Ich hinterließ eine verschmierte Blutspur auf dem Boden, doch der Nebel versuchte nicht noch einmal, mich anzugreifen.
    Hinter mir schrie jemand, und ich glaubte, Henry zu hören, wie er meinen Namen rief, aber das laute Pochen meines Herzens schien alles andere zu übertönen. Ich würde sterben. Wir alle würden sterben. Irgendwie, aus irgendeinem unerfindlichen Grund, konnte dieses Ding Götter töten, und dieses Mal würdees kein Leben nach dem Tod geben. Nicht für Unsterbliche.
    Ich war nicht bereit, zu gehen. Noch nicht. Niemals.
    Eine Ewigkeit später erreichten wir endlich die Türen, und unsanft schob ich Ava hindurch. In meinem Kopf drehte sich

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