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Die unsterbliche Braut

Die unsterbliche Braut

Titel: Die unsterbliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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    „ Ihr von mir aus“, widersprach Dylan und schaute abweisend von einem zum anderen. „Ich will damit nichts zu tun haben. Ich bin für jeden guten Kampf zu haben, aber abschlachten lasse ich mich nicht.“
    „Oh doch, du wirst mithelfen“, gab Irene zurück. „Und wenn ich dich an den Haaren mitschleifen muss.“
    „Und wie genau willst du das anstellen?“, spottete Dylan.
    Ihre Augen funkelten. „Willst du das wirklich rausfinden?“
    Dylans Miene verdüsterte sich. „Was auch immer. Wenigstens ist das nicht so dämlich, wie ziellos durch die Unterwelt zu irren.“
    „Besten Dank, ich weiß selbst, dass das dumm ist“, fuhr ich ihn an. „Ich werd’s trotzdem versuchen. Bloß weil du dich wie ein Arsch benimmst, hält mich das noch lange nicht auf.“
    Ich marschierte wieder in Richtung Ausgang, und diesmal sagte niemand etwas. Je weiter ich mich von ihnen entfernte, desto mehr schwirrte mir der Kopf. Möglicherweise sah ich keinen von ihnen jemals wieder. Bis ich Kronos’ Gefängnis aufspürte, konnte es schon zu spät sein – falls ich es überhaupt fand. Jeder, den ich kannte, könnte sterben, und ich würde die Ewigkeit damit verbringen, durch die Unterwelt zu streifen – auf der Suche nach etwas, das es nicht mehr gab.
    Als ich es endlich ins Vorzimmer geschafft hatte, ließ ich mich augenblicklich auf die Bank sinken und nahm den Kopf zwischen die Knie. Das konnte nicht wirklich passieren. Das Ende der Welt stand bevor, wenn nicht jemand ein Wunder vollbrachte, und das würde nicht ich sein. Dylan hatte recht – ich war mir nicht einmal sicher, wohin ich gehen wollte, geschweige denn, was ich tun sollte, wenn ich dort war. Aber was blieb mir anderes übrig? Mit den anderen Ratsmitgliedern hierbleiben und daraufwarten, mich umbringen zu lassen? Beim Stellen einer Falle wäre ich nutzlos. Ich konnte ja noch nicht einmal meine Visionen kontrollieren, ganz zu schweigen von irgendwelchen anderen Kräften, die ich besitzen mochte.
    Allerdings konnte ich auch nicht völlig untätig bleiben und den anderen die Schlacht überlassen. Es mochte nicht allein mein Fehler gewesen sein, aber ich hatte mit Sicherheit geholfen, Calliope den Rest zu geben. Es war nicht meine Art, andere meinen Dreck wegmachen zu lassen, während ich danebenstand und zusah. Ohne die sechs Geschwister hatten wir nicht den Hauch einer Chance, und da niemand sonst nach ihnen suchen wollte, blieb nur ich übrig.
    Wäre das alles auch passiert, wenn ich Calliope gegenüber etwas mehr Mitgefühl gezeigt hätte? Wenn ich ihr nicht für den Rest ihrer Existenz verboten hätte, Henry zu sehen? Hätte sie es dann trotzdem getan?
    Diese ganze Grübelei führt doch zu nichts, ermahnte ich mich. Hätte eines der anderen Mädchen Erfolg gehabt, Calliope hätte genau dasselbe getan. Nichts, was ich hätte tun können, hätte Calliope dazu gebracht, mich zu mögen. Nicht wenn sie mich von Anfang an gehasst hatte. Welche Rolle ich auch immer dabei gespielt hatte, als sie endgültig den Verstand verloren hatte: Sie war diejenige, die sich entschlossen hatte, das hier zu tun.
    Doch obwohl mir das klar war, konnte ich nicht anders, als mich schuldig zu fühlen.
    Plötzlich hörte ich, wie sich Schritte aus dem Saal näherten, und einen Moment später öffnete sich die Tür und schloss sich wieder. Ich blickte nicht auf. Ob es James war, der mir sagen wollte, dass ich einen Fehler beging, oder Ava, die darauf bestand, ich dürfe für diese Sache nicht mein Leben aufgeben – es war mir egal. Ich würde es tun, ob es ihnen nun gefiel oder nicht.
    Jemand setzte sich neben mich, und die kleine, sanfte Hand auf meinem Knie war unverkennbar die von Ava. „Alles in Ordnung?“, fragte sie leise, und ich setzte mich auf. Die Augenhielt ich allerdings lieber geschlossen. Ich war immer noch total durcheinander.
    „Ja sicher, mir geht’s super“, murmelte ich. „Tut mir leid, es ist bloß so …“
    „… dass du gerade erfahren hast, dass die Chancen für das Ende der Welt ziemlich gut stehen. Und jetzt brauchst du einen Moment zum Nachdenken“, beendete Ava den Satz für mich, und ich nickte. Sie schien damit jetzt besser klarzukommen, aber sie hatte schon vor mir mit dem Rat zusammengesessen und mehr Zeit gehabt, sich an den Gedanken zu gewöhnen.
    „Was wäre passiert, wenn die Dinge anders gelaufen wären?“, fragte ich. „Wenn ich die Prüfungen nicht bestanden hätte …“
    „Sie hätte es trotzdem getan.“
    Ich

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