Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die unsterbliche Braut

Die unsterbliche Braut

Titel: Die unsterbliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
Vom Netzwerk:
um eine von uns zu werden, heißt das noch lange nicht, dass der Rest von uns es auch ist.“ Ava warf Dylan einen zornigen Blick zu, so intensiv, dass er darunter förmlich zusammenzuzucken schien. „Wir haben noch nie besonders viel Rückgrat gehabt, weißt du. Wir sind bloß gut darin, die Pharisäer zu geben, wenn’s uns gerade passt.
    Und manche von uns sind bessere Schauspieler als andere.“
    Ich stand auf, und als mein Hocker laut über den Steinboden schabte, überlief mich eine Gänsehaut. „Mir egal, was ihr macht. Ich werde sie finden. Ihr könnt den ganzen Tag hier auf euren Ärschen sitzen bleiben, oder ihr könnt helfen. Ist mir vollkommen schnurz. Aber lieber würde ich mich in Stücke reißen lassen, als mit dem Wissen zu leben, dass ich etwas hätte unternehmen können und es nicht getan habe.“
    Ich wollte nicht sterben, und in einer perfekten Welt müsste das niemand. Aber die Welt war nicht perfekt, und die Götter vor mir waren es ebenso wenig. Ich machte gerade auch nicht unbedingt den klügsten Zug – ohne einen Plan davonzustürmen und nicht den geringsten Schimmer zu haben, in welche Richtung ich gehen sollte –, aber es war besser, als herumzusitzen und wahnsinnig zu werden, während ich auf etwas wartete, das vielleicht niemals geschehen würde.
    Entschlossen drehte ich mich auf dem Absatz um und begann den Mittelgang hinabzugehen. Mühsam ignorierte ich den Schmerz in meinem Bein. Drei Schritte schaffte ich, bevor der Klang von Irenes Stimme durch den Saal hallte.
    „Warte.“
    Ich blieb stehen und drehte mich wieder zu ihnen um, die Arme fest vor der Brust verschränkt. „Ihr könnt mir das nicht ausreden. Keiner von euch. Ich will nicht sterben, und ich will auch nicht, dass einer von euch stirbt. Aber hier bloß rumzusitzen und darauf zu warten, dass Kronos uns grillt, wird uns da nicht unbedingt weiterhelfen.“
    „Keiner hat vor, dich aufzuhalten“, gab Dylan zurück, und wieder durchbohrte ihn Ava mit Blicken. Mit gestrafften Schultern verengte er die Augen, aber wenigstens sagte er nichts mehr.
    Irene räusperte sich. „Was mein lieber Bruder damit sagen wollte, ist Folgendes: Auch wenn wir in der Unterwelt handlungsunfähig sind, gibt es doch Dinge, die wir in der Welt dort oben unternehmen könnten.“
    „Was zum Beispiel?“, fragte ich misstrauisch und überlegte, ob diese Dinge wohl die Suche nach einem Versteck mit einschlossen.
    „Eine Falle stellen“, antwortete Nicholas, der große Blonde, der in Eden mein Bodyguard gewesen war. Nur selten machte er den Mund auf, und ich musste erst in die Runde blicken, bis ich erkannte, wer gesprochen hatte. „Es gibt nur eine begrenzte Zahl von Ausgängen, die Kronos benutzen kann, wenn Henry …“ Er hielt inne, und ich wusste, was er sagen wollte. Wenn Henry nicht überlebte. „Wenn Henry ihn nicht in der Unterwelt halten kann“, wich er aus. „Möglicherweise verrät er sich schon früh und zeigt uns, welche Route er nehmen will. Wir könnten eine Falle für ihn vorbereiten, etwas, das ihn gefangen hält, bis wir einen Plan haben.“
    „Erst mal muss er das Tor öffnen, wenn er an die Oberfläche will“, erklärte Dylan. „Ich sehe nicht, dass das in absehbarer Zeit passiert.“
    Hilfe suchend blickte ich zu James, doch der war zu sehr damit beschäftigt, auf seine Hände hinabzustarren. „Was meinst du?“, hakte ich nach. „Ist er nicht schon längst draußen?“
    Die anderen Götter sahen mich an, als hätte ich gefragt, warum eins plus eins zwei ergibt. Unter ihren Blicken brannten mir die Wangen.
    „Kronos ist immer noch hinter dem Tor“, warf Irene ein. „Jetzt, wo er wach ist, kann er Orte in der Unterwelt erreichen, von denen wir anderen nicht einmal wissen, dass sie existieren. Was auch der Grund dafür ist, warum die anderen ihn so lange haben schlafen lassen. Aber das, was du vorhin gesehen hast, war nur ein sehr kleiner Teil von ihm, und wenn er ganz entkommen sollte, wäre der Schaden katastrophal.“
    Mir wich sämtliches Blut aus dem Gesicht. „Das … das war bloß ein Stück von ihm?“
    „Sein kleiner Finger vielleicht“, warf Dylan ein und wedelte bezeichnend mit seinem eigenen. „Kapierst du jetzt, warum keiner von uns gegen ihn kämpfen will?“
    Das tat ich, und mir wurde der Mund trocken. „Das ändert gar nichts.“
    „Nein, das tut es nicht“, stimmte mir Irene zu. „Wir werden alle zusammenarbeiten, um ihm eine Falle zu stellen, sobald wir den nächsten Ausgang

Weitere Kostenlose Bücher