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Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Magary
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die ich bekommen hatte. Noch vor dem ersten Läuten nahm bereits jemand ab.
    »Ja?«
    »Hallo, ist dort Matt?«
    »Ja.«
    »Mein Name ist John Farrell. Wir haben einen Termin.«
    »Und? Wo bist du?«
    »Ich stehe vor der Tür.«
    »Und warum kommst du nicht rein?«
    »Weil niemand an die Tür kam, als ich geklopft habe.«
    Das Tor öffnete sich. Vor mir stand ein Typ, bei dem es sich vermutlich um Matt handelte. Er hatte orangefarbene, verstrubbelte Haare, einen großen, runden Schädel und einen orangefarbenen Ziegenbart. Er trug ein leuchtend orangefarbenes T-Shirt und orangefarbene Pantoffeln. Er sah aus wie eine gottverdammte Orange. Er war groß, aber er schaffte es dennoch, wie ein Idiot auszusehen. Er warf mir über seine orangefarbene Brille hinweg einen Blick zu. »Kumpel, ich habe keine Zeit, um den lieben langen Tag irgendjemandem die Tür aufzuhalten. Komm rein.«
    Ich betrat den Raum. Es gab keine Autos oder Hebebühnen, stattdessen befand ich mich in einer Art Großraumbüro, an dessen Wänden jeweils drei nicht zusammenpassende Esstische standen. Die Tische und Regale waren voller Krimskrams: alte Cola-Maschinen, uralte Stereoanlagen, riesige, rot bemalte Antriebsfedern, Holzschnitzereien und ab und zu ein verstaubtes Spielzeug. Vier Leute saßen an den Tischen und arbeiteten an ihren Computern. Nicht ein Bürostuhl glich dem anderen. Zwei unglaublich kleine Hunde liefen sofort auf mich zu und begannen, meine Knie abzulecken. »Pepe! Daisy! Schluss damit!«, fuhr Matt sie an. Sie zogen sich zurück. »Hey, Leute! Das ist John Farrell«, brüllte Matt durch den Raum.
    Niemand sagte ein Wort. Matt winkte mir zu und ging in Richtung eines kleinen Raumes, der sich auf der Rückseite der Garage befand. Auf dem Weg dorthin kamen wir an einem leuchtend orangenen Boot vorbei, das mitten im Raum stand.
    »Was macht denn dieses Boot hier?«, fragte ich.
    »Ach, dieses gottverdammte Ding. Möchtest du es kaufen?«
    »Nein.«
    »Eines Tages wird jemand auf diese Frage mit Ja antworten. Ich muss es bis nächsten Monat loswerden, denn dann wird das neue Boot geliefert. Wo zum Teufel ist Bruce?«
    Ein ruhiger Typ mit einem Dreitagebart, der an einem der Arbeitsplätze saß, hob seine Hand. »Ich bin hier.«
    »Nun, dann komm her! Lass uns das jetzt durchziehen!«
    Ich folgte Matt in das Hinterzimmer. Es gab zwei Sofas. Beide waren abgewetzt. Auf einem sah man deutliche Spuren von Hundeurin. Matt warf sich auf dieses Sofa. Bruce entschied sich für einen bescheidenen Stuhl mit gerader Lehne in der Ecke. Ich sank in das andere Sofa, mein Arsch befand sich nur noch ein paar Zentimeter über dem Boden.
    »Also«, sagte Matt. »Du bist also der Typ, den Jim mir empfohlen hat?«
    »Ja.«
    Daraufhin fiel für zwei Minuten der Strom aus. Matt fluchte. Dann ging das Licht wieder an. »Gottverdammtes Stromnetz. Woher kennst du Jim?«
    »Durch einen alten Arbeitskollegen.«
    »Und hat dir Jim gesagt, wofür wir dich brauchen?«
    »Nein.«
    »Warte. Lass mich noch einmal deinen Lebenslauf sehen. Du hast beinahe dreißig Jahre lang nicht gearbeitet. Diese gottverdammten Lebensläufe, nicht wahr, Bruce? Alle haben irgendeine riesige Lücke. Anscheinend muss sich mittlerweile jeder mal eine Auszeit nehmen. Also, du hast als Anwalt gearbeitet?«
    »Ja. Meine Spezialgebiete waren Scheidungen und Lebensabschnittsehen.«
    »Ha. Lebensabschnittsehen. Ich habe es versucht. Zweimal! Ich habe nie länger als zehn Jahre durchgehalten. Du hättest die zweite Frau sehen sollen, mit der ich es versuchen wollte. Solche Bauern, wie in ihrer Familie hast du noch nie gesehen. Sie stammte aus Arkansas, und wir reden hier von Leuten, die mit ihren gottverdammten Zähnen Geige spielen. Warum hast du aufgehört?«
    »Weil ich es nicht mehr machen wollte. Das, wozu ich den Menschen verhalf, gefiel mir nicht mehr.«
    »Also hast du dich auszahlen lassen.«
    »Ja. Ich habe das Geld genommen und war eine Zeitlang einfach … da draußen.«
    »Und warum möchtest du jetzt wieder anfangen zu arbeiten?«
    »Nun, das Trinken hängt mir zum Hals raus. Und ich habe kein Geld mehr.«
    »Ja, das ist mir klar. Aber ich wollte wissen, warum du gerade diesen Job machen möchtest? Warum? Ich meine, das hier ist ein seltsamer Job. Das weißt du doch, oder? Wir sind Euthanasie-Spezialisten. Das heißt, dass du zur einen Hälfte Todesengel und zur anderen Hälfte Event-Planer bist. Was davon spricht dich an? Und sag jetzt bloß nicht, dass du gern Event-Planer wärst.

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