Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Magary
Vom Netzwerk:
können, dass es Indien sofort wieder zurück in Armut und Verzweiflung stürzen würde. Sehen Sie sich das Land doch einmal an. Es stand kurz davor, eines der mächtigsten Länder dieses Jahrhunderts zu werden. Nun leben zwei Milliarden Menschen dort, und es gibt keine Möglichkeit, sie alle unterzubringen. Das ist die Realität, und niemand scheint sich darum zu kümmern, da alle zu sehr damit beschäftigt sind, herumzuhüpfen und sich zu freuen, dass sie ewig leben werden. Deshalb ist das Heilmittel so heimtückisch. Die Menschen stürzen den ganzen Planeten ins Unglück, einfach weil sie herumsitzen und leben . Ich bringe die Realität ins Leben der Menschen zurück. Alle denken, dass sie nun nicht mehr sterben können. Nun, das können sie. Und das werden sie auch.
    Flywheel: Aber nun sterben Sie selbst.
    Baines: Ja, das tue ich.
    Flywheel: Haben Sie denn keine Angst, dass Ihr Anliegen mit Ihnen stirbt? Ich habe Ihr Gesicht auf T-Shirts gesehen. Sie sind der spirituelle Anführer dieser Bewegung.
    Baines: Das ist eine Bürde. Ich bin ein Niemand. Ich bin nicht von Bedeutung. Die Bewegung lebt auch ohne mich weiter. Das Schöne daran ist, wie dezentralisiert alles ist. Ich hatte nicht vor, Graham Otto zu töten. Ich habe das T.J.Maxx-Massaker in Houston nicht geplant. Diese Attentate wurden unabhängig voneinander geplant und ausgeführt. Und deshalb wird unsere Bewegung überleben. Sie braucht keinen Anführer. Die Sache an sich ist stark genug, um selbst die Leute für sich zu begeistern. Deshalb schließen sich uns immer mehr Menschen an, unter anderem auch Menschen, die mittlerweile zu arm sind, um sich das Heilmittel leisten zu können. Man kann eine Bewegung nicht ausschalten, indem man eine einzelne Person tötet – nicht einmal, wenn man Tausende tötet. Man kann die Idee nicht töten.
    Flywheel: Werden Sie weiter morden, bevor Sie sterben?
    Baines: Ja.
    Flywheel: Würden Sie mich töten, wenn ich Ihnen persönlich gegenübersäße?
    Baines: Haben Sie sich deaktivieren lassen?
    Flywheel: Ja. Vor zwanzig Jahren.
    Baines: Ja, dann würde ich Sie töten. Und ich würde nicht einmal darüber nachdenken.
    GEÄNDERT AM:
    12.03.2059, 19:12 Uhr

Ein Abschiedsinterview mit Edgar DuChamp

    Matt rief mich ins Hinterzimmer. Ich ging an dem riesigen orangenen Boot vorbei und sank in die Grube zwischen den Sofakissen. Ich bemerkte, dass ein riesiger ausgestopfter Hahn in der Mitte des Couchtisches stand. Er war offensichtlich neu dazugekommen. Die Anordnung der Bilder an den Wänden war ebenfalls neu. Ernie sagt, dass Matt sie mindestens sechsmal im Monat umhängt.
    Ich zeigte auf den Hahn. »Was ist das?«
    »Das ist ein Hahn. Ich habe ihn in einem Müllcontainer gefunden. Die Leute aus dem kleinen Auktionshaus die Straße runter haben ihn offensichtlich weggeworfen. Ist das zu glauben?«
    »Ja, eigentlich schon.«
    »Hör zu, wir wollen dich als freien Vollzeitmitarbeiter einstellen.«
    »Ist das nicht ein Widerspruch in sich?«
    »Willst du den Job oder nicht? Du hast dich bei den Alkies und alten Krüppeln recht gut geschlagen. Es wird Zeit, dass du dich mit den etwas haarigeren Aufträgen anfreundest.«
    »Hast du etwa vor, mich in ein Reservat zu schicken?«
    Seine Augen funkelten. »Ja, in der Tat. Ich werde dich in eine mysteriöse, sehr gefährliche und heruntergekommene Gegend schicken, die auch unter dem Namen Potomac, Maryland, bekannt ist! Sieh dich vor, denn vielleicht kommst du nicht mehr lebend raus.«
    Ernie und ich setzten uns in unser Elektroauto, steckten neunzig Minuten auf der Umgehungsstraße im Stau, überquerten die American Legion Bridge und kamen bald darauf in Potomac an. Es war eine Gegend, die rein und unbeeindruckt von dem Wahnsinn schien, der um Washington DC herum sonst herrschte. Es ist egal, was in der Zukunft noch geschehen wird – Kriege, Epidemien, was auch immer. Ich bin mir so gut wie sicher, dass diese idyllischen Plätze, die es über das ganze Land verteilt immer noch gibt, weiterbestehen werden. Makellose Landstraßen führen von einem riesigen Haus zum nächsten, und in jedem Gebäude wohnen Menschen, die unfassbar viel Geld haben, das sie ausgeben können, wofür sie wollen. Die Mauern um sie herum und der Zauber ihrer Existenz bieten ihnen zu jeder Zeit Schutz.
    Ich starrte die Häuser und kleinen Reservate an und dachte nach, auf welche Weise mein Leben in der Vergangenheit hätte anders verlaufen müssen, damit ich ebenfalls hier gelandet wäre. Ich dachte an ein

Weitere Kostenlose Bücher