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Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Magary
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Leben, in dem ich nie aufgehört hätte, Anwalt zu sein, in dem ich die Mutter meines Kindes geheiratet und in eine dieser jungfräulichen Burgen gezogen wäre. Ein zurückgezogenes, behagliches, zufriedenes Leben. Jedes Haus, an dem wir vorbeifuhren, führte mir die Endgültigkeit meiner eigenen Entscheidungen vor Augen. Ich würde niemals an einem solchen Ort wohnen, und ich hatte keine Ahnung, ob das gut oder schlecht war.
    Wir fuhren im Schneckentempo eine der Nebenstraßen entlang, bis wir zu einer mit weißem Kies bedeckten Auffahrt gelangten, die zu einem ebenen, riesigen Stück Land führte, das einen Ausblick auf das ausgedehnte Gebiet darunter bot. Die Einfahrt wurde von einem gigantischen Tor versperrt, über das sich ein riesiger Torbogen aus weißen Ziegelsteinen spannte. In der Mitte des Bogens befand sich ein Wappen, das Merkurs geflügelte Schuhe zeigte. Das Tor selbst bestand aus Gusseisen. Es gab keine Gitterstäbe. Es war so undurchdringlich wie die Dunkelheit in einem fensterlosen Raum. Wir fuhren an den Rand der Auffahrt.
    Ernie starrte das Wappen an. »Ich habe dieses Tor schon einmal gesehen. Im Fernsehen. Und das Wappen auch.«
    »Es ist das Logo von RideSwift«, sagte ich.
    »RideSwift?«
    »Jep.«
    RideSwift. Das Plattenlabel. Das Kleiderlabel. Das Luxuslabel. Ich hatte einmal ein Bettlaken von RideSwift gekauft. Es war keine sehr gute Entscheidung gewesen.
    Ich rief die aktuelle Akte auf meinem WEPS auf. Der Name des Klienten lautete Edgar DuChamp. Ich hatte mir nicht die Mühe gemacht nachzusehen, wie der Klient hieß, bevor wir losfuhren. Aber hier stand es: Edgar DuChamp. Der Swift. Er hatte sich selbst sein Todeskommando bestellt.
    Wir drückten auf den Knopf der Gegensprechanlage neben dem Torbogen. Eine strenge Stimme fragte uns gleich darauf, was wir in der Auffahrt zu suchen hätten. Wir erklärten der Stimme, wer wir waren und woher wir kamen. Die Stimme schickte uns verärgert fort. Doch gerade, als die Stimme aufgehört hatte, uns zu beschimpfen, begann eine andere Stimme aus dem Hintergrund auf die erste Stimme einzubrüllen. »Charles! Charles! Das sind die Typen! Das sind die Typen, nach denen er hat rufen lassen!«
    Die Gegensprechanlage wurde ausgeschaltet, und das Tor öffnete sich. Hinter dem Tor standen zwei riesige Kerle. Jeder von ihnen hatte eine Waffe. Sie kamen auf unser Elektroauto zu. Sie trugen schwarze Anzüge und orangene Fliegen. Die offizielle Uniform der Kollektivistenbewegung des Schwarzen Mannes. Ich weiß wenig über die Kirche des Schwarzen Mannes , bloß dass ich noch nie zu einem ihrer Treffen eingeladen worden war. Die beiden Männer traten jeweils an eine Seite des Wagens und klopften an unsere Fenster. Ernie ließ sein Fenster herunter. Einer der Typen lehnte sich herein und deutete nach vorn. »Fahren Sie bis ans Ende der Straße«, sagte er. »Vor dem Haus befindet sich ein kreisförmiger Parkplatz. Parken Sie genau auf neun Uhr – ich meine auf neun Uhr, wenn sich die Haustür auf zwölf Uhr befindet. Parken Sie keinesfalls direkt vor der Haustür. Das würde die Ästhetik stören. Und geben Sie Ihre Schlüssel bei Terry ab, der beim Haupteingang wartet. Vielleicht muss er das Auto umparken oder schnell fort, um eine Kleinigkeit zu essen zu holen.«
    Wir folgten den Anweisungen und stiegen aus unserem Elektroauto. Die Mauer um das Anwesen verlief entlang der Auffahrt und den Hügel hinunter, so dass sie aussah wie ein riesiger Reißverschluss. Ein weiterer Mann in der Uniform der Kollektivisten des Schwarzen Mannes kam auf uns zu und führte uns gleich darauf durch einen gigantischen hölzernen Säulenvorbau und in das Haus. Ich hatte erwartet, von der opulenten Einrichtung im Haus des Swift geblendet zu werden: gerahmte Kinoplakate, goldene Treppengeländer, Stripstangen in der Küche – jedes Klischee, das man mit schnellem Geld in Verbindung bringt. Doch es war alles ganz anders. Wir befanden uns in einem luxuriösen Blockhaus. Die Wände waren mit geschnitzten Lärchenstämmen verkleidet, die Deckensparren bestanden ebenfalls aus Holzstämmen. Flauschige Decken lagen auf jedem Handlauf und jedem Stuhl. In dem ausgedehnten Wohnzimmer hinter dem Eingangsbereich standen große, gemütliche Sitzgruppen. Ein riesiger Tisch aus Holz war das Einzige, das die offene Küche vom Wohnzimmer trennte. An der Decke hing ein Kronleuchter aus Rentiergeweihen. Es war die Art von Haus, in der sich die Pistole des Texaners zu Hause fühlte.
    Die zwei

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