Die Unsterblichen: Roman (German Edition)
AUCH SO BLEIBEN ist sehr beliebt), es gibt Kochgeschirr aus Stahl mit lebenslanger Garantie, Schönheitskliniken für die älteren Unsterblichen, Kondome, Laseroperationen für die Augen und Tattoos, die dreißig Jahre halten. Es gibt keine Hochzeitskapellen, und ich habe das ganze Wochenende keine einzige Junggesellenparty gesehen. Bloß eine Deaktivierungsparty nach der anderen.
An unserem letzten Tag gab es in unserem Teil des Hotels eine Bombendrohung. Unsere Zimmer wurden evakuiert, und wir mussten draußen auf dem Strip warten. Zum ersten Mal während unseres Aufenthalts wurde ich an die Vorfälle vom 3. Juli 2019 erinnert, und es machte mich verrückt. Der Manager versicherte uns, dass sie es andauernd mit solchen Drohungen zu tun haben, was mich nur noch mehr verunsicherte. Als wir draußen am Strip warteten, sah ich eine Gruppe Männer auf der anderen Straßenseite vorbeigehen. Sie blieben stehen, schauten zum Hotel herüber, sprachen flüsternd miteinander und gingen weiter. Ich sah, wie einer von ihnen dem Gebäude zuwinkte, als wolle er sich verabschieden. Ich lief zu einem Polizeibeamten, der in der Nähe stand, um ihn zu warnen, doch er wirkte nicht sehr besorgt. Die Männer bogen um die Ecke. Einer von ihnen sah, wie ich mit dem Polizisten sprach, und grinste blöd. Er hob die Hände und zeigte mir das Todessymbol: eine ausgestreckte linke Hand, auf deren Fingern waagerecht die ausgestreckte rechte Hand liegt, so dass es wie ein T aussieht.
Danach konnte ich mich nicht mehr entspannen, bis wir schließlich im Flugzeug zurück nach New York saßen. Der Flug hatte drei Stunden Verspätung, da der Verkehr auf dem Flugfeld so heftig war.
GEÄNDERT AM:
15.11.2029, 15:02Uhr
Ein Tag im Leben eines Terra-Trolls
Nach dem, was ich draußen vor dem Jungbrunnen erlebt hatte, fand ich diesen anonymen Blogeintrag von jemandem, der behauptete, dort zu arbeiten:
Im Gegensatz zu dem, was die Hotelmanager offiziell verkünden, wurde der Jungbrunnen bereits mehrere Male von Trollen attackiert.
Es waren nicht bloß einfache Bombendrohungen, die uns dazu bringen sollten, im Kreis zu laufen. Ein Troll schlich sich auf das Hotelgelände, sah eine frisch deaktivierte Frau aus ihrer Deaktivierungszeremonie kommen und spritzte ihr Säure in die Augen, so dass sie sofort erblindete. Das gesamte Security-Team warf sich auf ihn und rang ihn zu Boden, doch er lachte bloß wie ein Verrückter.
Es sind nicht die Anti-Deaktivierungs-Aktivisten, vor denen alle, die hier arbeiten, Angst haben. Unsere Sicherheitsmaßnahmen sind gut genug, um sicherzustellen, dass keine Waffen und Bomben ins Hotel gelangen. Die Trolle sind ein viel größeres Problem. Denn sie sind nicht darauf aus, Menschen zu töten. Sie wollen bloß ihr Leben zerstören. Wenn man hier ist, muss man ständig die Augen nach ihnen offen halten. Denn sonst macht es einmal Bumm! , und man hat eine Ladung Säure in den Augen.
– DanBenjaminIstEinGeizhals
Ich bin froh, dass ich diesen Beitrag erst nach meinem Aufenthalt gelesen habe, denn sonst wäre ich aus dem Hotel geflohen wie ein ängstlicher Schuljunge. Und dann gibt es noch diesen Artikel über einen Troll, den P.J. Matson letzten Monat für das Magazin New York verfasst hat. Nachdem ich ihn gelesen hatte, musste ich mich unter die Dusche stellen.
Aus dem Leben eines Terra-Trolls
Von P.J. Matson
XMN mag keine Menschen.
»Ich bin meistens allein, denn andere Leute nerven mich«, sagt er zu mir, während wir in der Nähe seines Hauses in San Jose, Kalifornien, in einem Burrito-Lokal sitzen. An diesem Nachmittag sind relativ wenige Menschen in dem Lokal, doch XMNs Verhalten lässt darauf schließen, dass er ängstlich, wenn nicht sogar ein wenig klaustrophob ist. Sein Blick wandert wild umher. Er sieht unsere Kellnerin nicht an, während er bestellt. Er kratzt sich ständig im Gesicht, obwohl es nicht so aussieht, als hätte er einen Insektenstich oder Kratzer, die nach Linderung verlangen.
»Als ich gehört habe, dass sie das Heilmittel legalisiert haben, war ich am Boden zerstört. Denn der Gedanke daran, dass noch mehr Idioten herumlaufen und uns mit weit geöffneten Mündern die Luft wegatmen … ich konnte den Gedanken einfach nicht ertragen. Ich war immer der Meinung, dass die Hölle die Gesellschaft anderer Menschen ist. Und nun gibt es immer mehr andere Menschen! Ich werde verrückt, wenn ich bloß daran denke.«
Ich frage XMN, warum er andere Menschen so hasst. »Weil keiner von ihnen
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