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Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Magary
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das Land sofort verlassen, denn sonst finden sie mit ziemlicher Sicherheit heraus, dass meine Frau und ich uns haben deaktivieren lassen. Ich erwarte nicht von dir, dass du mir hilfst. Tatsächlich bitte ich dich sogar, es nicht zu tun. Jeder Versuch, uns beim Verlassen des Landes zu helfen, würde als versuchter Landesverrat gewertet werden. Ich bitte dich bloß darum, diese Mail an viele andere Menschen weiterzuleiten; sie wissen zu lassen, was hier gerade vor sich geht. Wir wurden gebrandmarkt. Und ich befürchte, dass sie uns töten werden.
    Dein Freund,
    Chan

    Einer meiner Vorgesetzten in unserer Firma steht ständig mit höheren chinesischen Regierungsbeamten in Kontakt. Man kann das Land nach wie vor verlassen, wenn man die richtigen Leute kennt. Als mein Vorgesetzter seinen Kontaktmann nach den Möglichkeiten fragte, Chan wieder in die Vereinigten Staaten zu holen, versprach dieser, einen Anruf zu tätigen. Es war ein vertrauenswürdiger Kontaktmann, jemand, der bereits geholfen hatte, viele Chinesen aus wirtschaftlichen Gründen aus dem Land zu befreien und nach Amerika zu bringen. Er rief meinen Vorgesetzten zurück und erklärte ihm, dass Chan und seine Frau bereits verhaftet worden waren. Chan hat mir die E-Mail vor vierundzwanzig Stunden geschickt, da war er noch ein freier Mann. Nun haben wir keine Ahnung, wo sich er und seine Frau befinden oder wo ihr Sohn ist. Der Kontaktmann meint, dass es Wahnsinn wäre, Chans Namen zu veröffentlichen, in der Hoffnung, damit Druck ausüben zu können, denn das würde vermutlich nur seinen Tod und nicht seine Freilassung beschleunigen.
    Es tut mir leid, Chan. Es tut mir so furchtbar leid.
    GEÄNDERT AM
    09.05.2030, 18:17 Uhr

Im Krankenwagen

    Letzte Nacht hatte ich einen Albtraum, der von der bevorstehenden Geburt meines Sohnes handelte. Ich befand mich mit Sonia in einem Krankenwagen. Doch sie sah nicht wie Sonia aus. Sie sah aus wie eine blonde Frau mit einem aufsehenerregenden Körper. Wie jene Frau, die beinahe jeden Monat in meinen Gedanken auftaucht. In meinem Traum war sie Sonia, und sie hatte Sonias Stimme. Sie lag auf einer Bahre im vorderen Teil des Krankenwagens, und ich saß im hinteren Teil, etwa fünfzehn Meter von ihr entfernt. Eine Gruppe Polizisten presste mich gegen die Tür an der Rückseite. Sie trugen Schilde, die ihre Augen verdeckten. Drei oder vier weitere Polizisten drückten die blonde Sonia auf die Bahre, während sie sich vor Schmerzen wand. Einer von ihnen hielt ein glühendes Eisen mit ihrem Namen in der Hand und bewegte sich auf sie zu. Ich wollte schreien, doch ich hatte solche Angst, dass mein Körper mir nicht gehorchte und mein Gehirn das Signal nicht an meinen Mund weitergeben konnte. Ich wollte aus vollem Hals losbrüllen, um sie aufzuhalten. Ich hatte das Gefühl, dass ich bloß die Worte artikulieren musste, um sie dazu zu bringen, das Eisen wegzulegen. Ich versuchte noch einmal zu schreien, doch mein Mund war wie gelähmt. Ich kämpfte gegen das imaginäre Schloss an. Und gerade als der Polizist begann, das glühend rote Eisen auf ihre Schulter zu pressen, wachte ich auf. Meine Hände waren zu Fäusten geballt, und mein Mund öffnete sich schließlich doch noch. Doch ich schrie nicht »Sonia!«, ich artikulierte bloß einen seltsamen Laut: »Waaaaaah!«.
    Ich fand schnell meine Fassung wieder und schüttelte den Traum ab.

    Der chinesische Kontaktmann, den unsere Firma kennt, hat uns erklärt, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass wir jemals herausfinden werden, wo Chan und seine Frau und ihr Sohn sich befinden. Ich kann ihnen nicht helfen. Doch während ich hier sitze, fühle ich mich immer noch so, als wäre ich mitverantwortlich für ihr Verschwinden.
    GEÄNDERT AM:
    13.05.2030, 8:12 Uhr

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