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Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Magary
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bezeichnen, denn es ist nun meine Pistole. Ich nehme sie beinahe überall hin mit. Ich nenne sie bloß so, weil ich mich dann nicht so aggressiv fühle.
    Ich erreichte das Polizeirevier, das so überfüllt war wie die Penn Station. Im Inneren herrschten geschätzte fünfunddreißig Grad, und die Luft war etwa so feucht wie auf dem Grund einer Teergrube. Alles sah so aus, als wäre es 1977 gebaut und dann nie mehr verändert worden. Bis hin zu den Kaffeebechern und Schnurrbärten. Horden von Obdachlosen wurden durch die Flure getrieben und in die Arrestzellen gesperrt. Überarbeitete Schreibtischpolizisten eilten umher und versuchten, die Administration unter Kontrolle zu bringen. Das Wachbuch wurde in Lichtgeschwindigkeit auf einem Monitor über unseren Köpfen angezeigt. Ich meldete mich am Hauptschalter an.
    »Ich bin wegen einer Gegenüberstellung hier.«
    Die Empfangsdame sah nicht einmal auf. Sie zeigte bloß auf eine Bank auf der anderen Seite, die bereits voll besetzt mit zehn Obdachlosen und einem Mann im Anzug und einem gebrochenen Arm war. Ich blieb stehen. Ich nahm meinen Tablet-PC heraus und zappelte herum. Zwei Stunden später wurde ich aufgerufen.
    Ein älterer Polizeibeamter führte mich durch die Eingeweide des Polizeireviers. Von außen hatte es relativ bescheiden ausgesehen, doch sobald ich im Inneren war, hatte es auf magische Weise Pentagon-ähnliche Ausmaße angenommen. Er führte mich in einen kleinen, länglichen und dunklen Raum. Zwei weitere Polizisten warteten auf mich. Sie standen vor einem schwarzen Fenster.
    »Sind Sie bereit, Mr. Farrell?«, fragte mich einer der beiden.
    »Ja.«
    »Bevor wir anfangen, beachten Sie bitte, dass Ihr Angreifer sich vielleicht nicht unter den Männern befindet, die wir Ihnen heute zeigen werden.«
    »Okay.«
    Er drückte einen Knopf, und die Blende öffnete sich. Fünf Männer standen vor mir. Nur einer von ihnen war ein Greenie. Der zweite von links. Er war klein. Glatzköpfig. Sein ganzer Kopf war grün bemalt. Er hatte kurze, rechteckige Zähne. Ich erkannte ihn nicht wieder. Keiner meiner Trolle befand sich in diesem Raum.
    »Sir, erkennen Sie einen dieser Männer wieder?«
    Der Greenie grinste in die Richtung, in der er uns vermutete. Er war keiner von denen, die mich geschnitten hatten. Es war mir egal. Die Tatsache, dass er grinste, war Grund genug. Ich drehte mich zu dem Polizisten um und log.
    »Ja, der da ist einer von ihnen. Der Greenie. Er ist einer der Typen, die mich mit dem Messer geschnitten haben.«
    Sie ließen mich gehen, und ich ging zu Fuß nach Hause. Ich bereute nichts.
    GEÄNDERT AM:
    06.12.2030, 15:41 Uhr

»Wusstest du, dass Zigaretten Mandelöl enthalten?«

    Ich hatte meinem Dad nichts von dem Überfall erzählt. Ich hatte ihm nichts von der Narbe und auch nichts von der Gegenüberstellung erzählt. Dank der kalten Witterung konnte ich das eingeritzte Geburtsdatum relativ leicht unter meinen langen Ärmeln verbergen. Ich wollte ihn nicht beunruhigen. Er verbringt den Rest seines Lebens in Ruhe und Frieden. Ich möchte nicht, dass diese Ruhe von der Vorstellung gestört wird, dass sein Sohn überfallen und in einer dunklen Gasse zum Sterben zurückgelassen werden könnte. Seit David auf der Welt ist, kenne ich das Gefühl der Sorge, von dem mein Vater immer gesprochen hatte. Es ist egal, wie alt dein Kind gerade ist und wie es ihm gerade geht. Du machst dir ständig Sorgen. Ich wollte meinen Vater nicht beunruhigen, weshalb ich mir fest vorgenommen hatte, den Vorfall nicht zu erwähnen. Es stellte sich heraus, dass es eigentlich gar keine Rolle spielte. Als ich bei ihm zu Hause ankam, erzählte er mir seine Neuigkeiten.
    »Ich habe Krebs«, sagte er.
    »Was? Wo?«
    »In meiner Bauchspeicheldrüse. Der schlimmste von allen.«
    »Mein Gott. Weiß Polly Bescheid?«
    »Ich habe es ihr letzte Woche erzählt, als sie zu Besuch hier war.«
    »Wann hast du es erfahren?«
    »Ich habe die Diagnose letzten Monat erhalten.«
    »Warum hast du nichts gesagt?«
    »Ich wollte es dir persönlich sagen. Und das hier ist das einzige Mal, an dem wir uns sehen.«
    »Wie schlimm ist es?«
    »Nun, sie haben auch etwas in meinen Lymphknoten gefunden. Er breitet sich also aus, und das ist sicher keine gute Nachricht.«
    Während der Krankheit meiner Mutter hatte ich immer eine positive Einstellung bewahrt, bis hin zu dem Tag, an dem sie schließlich gestorben war. Ich schwor mir, dieses Mal dasselbe zu tun.
    »Okay, und wie geht es jetzt weiter? Wie kann

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