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Die Unsterblichen

Die Unsterblichen

Titel: Die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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ich sie kenne, ist jetzt weich und wellig und so gestylt wie Drinas. Und ihr Kleid ist seidig und auf Taille geschnitten, im Vintage-Look, wie etwas, das Drina tragen würde.
    »Und, wo steckt Damen?« Haven sieht mich an, als ob ich das wissen sollte.
    Statt einer Antwort beiße ich von meinem Apfel ab.
    »Was ist denn passiert? Ich dachte, ihr beide wärt zusammen?«, fragt sie hartnäckig weiter.
    Und ehe ich antworten kann, blickt Miles von seinem Handy auf und wirft ihr den Blick zu - diesen Blick, den man mit Habt Acht, ihr, die ihr euch hierher begebt übersetzen kann.
    Sie schaut von Miles zu mir, schüttelt den Kopf und seufzt. »Von mir aus. Ich wollte nur, dass du weißt, dass ich da überhaupt kein Problem mit habe, also mach dir keinen Kopf, okay? Und es tut mir leid, dass ich ein bisschen komisch zu dir war. Aber da bin ich jetzt total drüber weg. Ernsthaft. Kleinfingerschwur.«
    Widerstrebend hake ich meinen kleinen Finger um ihren und lasse mich auf ihre Energie ein. Und bin vollkommen verblüfft, zu merken, dass sie es tatsächlich ernst meint. Ich meine, am Wochenende hat sie mich noch zum Staatsfeind Nummer 1 erklärt, aber jetzt macht ihr das Ganze eindeutig nichts mehr aus, obwohl ich wirklich nicht verstehe, warum.
    »Haven -«, setze ich an und überlege, ob ich das wirklich tun soll, aber dann denke ich, ach, was soll's, ich hob nichts zu verlieren.
    Lächelnd sieht sie mich an und wartet.
    »Ah, als ihr - ins Nocturne gefahren seid ... Seid ihr da ... habt ihr da vielleicht... Damen getroffen?« Erneut presse ich die Lippen zusammen und warte; ich spüre, wie Miles mir einen scharfen Blick zuwirft, während Haven mich lediglich anstarrt, ganz offenkundig verwirrt. »Weil, die Sache ist die, er ist gleich nach euch gegangen - also dachte ich, vielleicht...« Sie schüttelt den Kopf. »Nein, hab ihn nicht gesehen«, sagt sie und angelt mit der Zungenspitze einen Klecks Zuckerguss von ihrer Lippe.
    Ich weiß es eigentlich besser, dennoch suche ich mir diesen Augenblick für eine visuelle Reise durch das Kastensystem der Mittagspause aus, durch die alphabetische Hierarchie. Fange bei Z an, bei unserem niederen Tisch, und arbeite mich bis zu A vor. Frage mich, ob ich Damen und Stacia dabei antreffen werde, wie sie auf einer Wiese voller weißer Rosenknospen herumtollen oder irgendeinen anderen verkommenen Akt vollziehen, den ich lieber nicht mit ansehen möchte.
    Doch obwohl dort drüben alles wie immer ist und jeder dieselben alten Nummern abzieht, ist dort zumindest heute blumenfreie Zone.
    Wahrscheinlich weil Damen nicht da ist.
     

FÜNFZEHN
    Ich bin gerade eben eingeschlafen, als Damen anruft. Die letzten beiden Tage habe ich damit zugebracht, mir einzureden, dass ich ihn nicht leiden kann, trotzdem strecke ich augenblicklich die Waffen, sobald ich seine Stimme höre. »Ist es zu spät?«
    Blinzelnd betrachte ich die grünen Leuchtziffern meines Weckers und vergewissere mich, dass es sehr wohl zu spät ist, antworte jedoch: »Nein, ist schon okay.«
    »Hast du geschlafen?«
    »Fast.« Ich stapele Kissen vor dem stoffbezogenen Kopfende meines Bettes auf und lehne mich dann dagegen.
    »Ich habe überlegt, ob ich vorbeikommen kann?«
    Weder schaue ich auf den Wecker, allerdings nur, um mir zu beweisen, dass diese Frage völlig verrückt ist. »Ist wahrscheinlich keine so gute Idee«, meine ich, woraufhin ein so langes Schweigen folgt, dass ich sicher bin, er hat aufgelegt.
    »Tut mir leid, dass ich dich beim Lunch verpasst habe«, sagt er endlich. »Und in Kunst auch. Ich bin gleich nach Englisch los.«
    »Ahm, okay«, murmele ich und weiß nicht genau, wie ich darauf antworten soll, schließlich sind wir ja kein Paar. Er ist mir keine Rechenschaft schuldig.
    »Bist du sicher, dass es zu spät ist?«, fragt er mit tiefer, werbender Stimme. »Ich würde dich wirklich gern sehen. Ich bleibe auch nicht lange.«
    Ich lächele, froh über diese kleine Veränderung in der Machtbalance, dass zur Abwechslung mal ich sage, wo es langgeht, und klopfe mir innerlich auf die Schulter, als ich antworte: »Morgen in Englisch reicht mir.«
    »Wie wär's, wenn ich dich zur Schule fahre?«, fragt er, und seine Stimme überzeugt mich fast davon, dass ich Stada vergessen sollte, Drina, seinen überstürzten Rückzug, alles - mach einfach alles ungeschehen, lass die Vergangenheit ruhen, fang ganz von vorn an.
    Aber ich bin nicht so weit gekommen, um so leicht aufzugeben. Also zwinge ich die Worte durch meine

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