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Die Unsterblichen

Die Unsterblichen

Titel: Die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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voll tropft.
    »Aber ich habe genau hingeschaut. Ich bin den Strand rauf- und runtergelaufen, ich habe überall nach dir gesucht«, beteuere ich und bin mir sicher, was ich gesehen, oder in diesem Fall nicht gesehen habe.
    »Ever, ich weiß nicht, was ich dir sagen soll, aber ich habe dich nicht sitzen lassen. Ich war surfen. Wirklich. Kannst du mir jetzt bitte ein Handtuch besorgen, und vielleicht noch eins für den Fußboden?«
    Wir gehen in den Garten, damit er seinen Neoprenanzug abspritzen kann, während ich auf dem Gartenstuhl sitze und ihm dabei zusehe. Ich war mir so sicher, dass er einfach abgehauen ist. Aber vielleicht habe ich ihn ja wirklich nicht gesehen. Ich meine, das ist ein ganz schön langer Strand. Und ich war wirklich wütend.
    »Also, woher wusstest du das mit Evangeline?«, frage ich und schaue ihm dabei zu, wie er seinen nassen Anzug über die Poolbar hängt; ich bin nicht gewillt, so einfach von meinem Zorn zu lassen. »Und was ist mit Drina und Haven und diesem unheimlichen Tattoo? Und, nur fürs Protokoll, ich weiß nicht, ob ich dir deine Geschichte mit dem Surfen abkaufe, im Ernst. Denn glaub mir, ich habe wirklich nach dir gesucht. Und du warst nirgends zu sehen.«
    Er sieht mich an, die tiefdunklen Augen von einem Kranz üppiger Wimpern verschleiert, den schlanken, sehnigen Körper in ein Handtuch gehüllt. Und als er auf mich zukommt, sind seine Schritte so leichtfüßig und sicher, dass er so anmutig ist wie eine Großkatze. »Das ist meine Schuld«, sagt er endlich und setzt sich neben mich. Er umfasst meine Hände mit den seinen, lässt sie jedoch gleich wieder los. »Ich weiß nicht recht, wie viel ...«, fängt er an, und als er mich ansieht, sind seine Augen trauriger, als ich es mir jemals hätte vorstellen können. »Vielleicht sollten wir es lassen«, sagt er.
    »Willst du ... Machst du Schluss mit mir?«, flüstere ich,
    und die Luft weicht schlagartig aus meinem Körper, wie aus einem dem Untergang geweihten Luftballon. All meine argwöhnischen Vermutungen bestätigen sich: Drina, der Strand, alles. Alks.
    »Nein, ich ...« Er wendet sich ab und lässt sowohl den Satz als auch mich in der Luft hängen.
    Und als deutlich wird, dass er nicht vorhat, weiterzusprechen, sage ich: »Weißt du, es wäre echt schön, wenn du aufhören würdest, so verschlüsselt zu reden, wenn du mal einen Satz zu Ende bringen und mir sagen würdest, was verdammt noch mal los ist. Weil, alles, was ich weiß, ist, dass Evangeline tot ist, Havens Handgelenk ein roter, suppender Klumpen ist, du mich am Strand hast sitzen lassen, weil ich nicht mit dir schlafen wollte, und jetzt machst du Schluss.« Wütend funkele ich ihn an und warte auf eine Bestätigung dafür, dass all diese scheinbar zufälligen Ereignisse ganz einfach zu erklären sind und überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Obgleich mein Bauch etwas anderes sagt.
    Damen bleibt eine Weile stumm und starrt den Pool an, dann sagt er: »Das hat alles überhaupt nichts miteinander zu tun.«
    Allerdings hat er so lange gezögert, dass ich nicht recht weiß, ob ich ihm glaube.
    Schließlich holt er tief Luft und fährt fort: »Sie haben Evangelines Leiche im Malibu Canyon gefunden. Ich war gerade auf dem Weg hierher, als ich's im Radio gehört habe.« Seine Stimme wird sicherer, fester, während er sich sichtlich entspannt und seine Selbstbeherrschung zurückgewinnt. »Und, ja, Havens Handgelenk scheint tatsächlich entzündet zu sein, aber so was passiert eben manchmal.« Ich ziehe scharf den Atem ein und warte auf den Rest, auf den Teil, der mit mir zu tun hat. Dann greift er nach meiner Hand, bedeckt sie mit der seinen und dreht sie um; er zieht die Linien in meiner Handfläche nach und sagt: »Drina kann charismatisch sein, reizend - und Haven ist ein bisschen eine verlorene Seele. Bestimmt genießt sie bloß die Aufmerksamkeit. Ich dachte, du freust dich, dass sie ihre Zuneigung jetzt Drina schenkt und nicht mehr mir.« Lächelnd drückt er meine Finger. »Jetzt steht niemand mehr zwischen uns.«
    »Aber vielleicht steht ja irgendwas zwischen uns?«, frage ich, und meine Stimme ist gerade eben ein Flüstern. Ich weiß, ich sollte mir mehr Gedanken um Evangelines Tod und Havens Handgelenk machen, doch ich bin nicht fähig, mich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren als auf die Flächen seines Gesichts, seine glatte, dunkle Haut, die tiefen, leicht zusammengekniffenen Augen, und darauf, wie mein Herz pocht, mein Blut rauscht und meine

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