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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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rühren.
    »Hört mal«, sagte ich und bemühte mich, nicht zu schreien. »Ich bin gerade ziemlich nervös, und ich bin sicher, das seid ihr auch. Was ich mehr als alles andere will, ist, diese von den Göttern verfluchten Vögel loszuwerden und reinzugehen. Also macht einfach die Tür auf, ja?«
    »Bei den Göttern, ja, bitte macht die Tür auf«, stieß Wilson hervor.
    Es war der andere Wachmann, der letztlich einknickte. Er ließ sein Kurzgewehr fallen und sprang auf die kleine, in das größere Tor eingelassene Ausfallpforte zu. Er riss sie auf und stürzte hinein. Da er sie nicht hinter sich verriegelte, fasste ich das als Einladung auf.
    »Aaaaaah!«, brüllte ich, warf die Arme über den Kopf und verscheuchte die Krähen. Wilsons Spinnenarme schossen hervor und befreiten sowohl seine Schultern als auch das Kopfsteinpflaster um uns herum von den Vögeln. Dann hechteten wir beide zur Tür. Der zweite Wachmann schaute uns nach, die Waffe in seinen Händen vergessen.
    »Ich habe Befehl …«, setzte er an, ehe ihm klar wurde, dass er gleich allein mit all den Krähen sein würde. Binnen eines Atemzugs befand er sich unmittelbar hinter uns. Er warf die Tür zu und rammte den Riegel ins Schloss. Wir lagen auf dem Boden und starrten einander an. Und warteten.
    Draußen ertönte das Geräusch Tausender gleichzeitig abhebender Krähen. Es hörte sich wie ein Tornado aus raschelndem Samt an. Sie kreisten einmal um den Platz, streiften krächzend, furchteinflößend und laut die Tore. Dann waren sie verschwunden. Drinnen wie draußen herrschte Stille.
    »Also«, sagte ich, stand auf und wischte mir die Angst von den Jackenaufschlägen. Ich wandte mich an den Wachmann, der klugerweise mit hereingelaufen war. »Ich habe etwas mit dem Rat zu besprechen. Führ uns einfach hin.«
    »Ihr müsst eure Waffen abgeben«, gab er zurück.
    »Unsinn. An einem Tag wie diesem ist mir nicht danach, unbewaffnet zu sein. Wilson?«
    Wilson richtete sich auf und zückte Messer und Klauen. Die beiden Wachleute verstanden den Wink, kratzten an Würde und Autorität zusammen, was ihnen verblieben war, und führten uns ins Kammermassiv.
    Die fünfzehn Sitze. Ursprünglich waren es acht, vielleicht auch neun. Einige frühe Berichte erwähnen die neun Köpfe von Veridon, doch irgendwann gab es nur noch acht. Ich fragte mich, ob diese frühen Berichte Hinweise auf die der Säuberung zum Opfer gefallene Familie der Makers darstellten, die den mit der Löschung beauftragten Historikern irgendwie entgangen waren. Im Verlauf der Zeit wurden aus acht erst zehn, dann elf. Und letztlich fünfzehn. Die zusätzlichen Sitze wurden gekauft oder per Ratsbeschluss geschaffen, als die beiden Fraktionen im Rat mit wechselndem Erfolg um die Macht rangen. Alte Familien, die ihre Sitze verloren hatten, wurden durch Mehrheitsbeschluss zurück in den Rat geholt, wobei einige jener Stimmen gekauft oder erpresst wurden. Die neuen Familien, die dazukamen, entstammten den Rängen der Neureichen. Auch in ihrem Fall wurden die entsprechenden Stimmen gekauft oder durch Drohungen erlangt. Ich weiß, dass mein Vater dafür gestimmt hatte, reiches Geschmeiß aufzunehmen – um die Hypothek für das Anwesen bezahlen oder den Ofen für ein paar weitere Jahre in Betrieb halten zu können.
    Mittlerweile also waren es fünfzehn Sitze. Den Gründern gehörten sechs davon. Zwei weitere Familien waren so alt, dass sie sich selbst zu den Gründern zählten, unabhängig davon, was die anderen hinter ihrem Rücken munkelten. Den Rest besaßen die Industriellen. Wechselnde Bündnisse wurden geschlossen, mit Stimmen wurde gehandelt, aber diese beiden Fraktionen stellten den gegenwärtigen Stand dar.
    Und das Gezänk. Ständig wurde gezankt. So auch in dem Augenblick, als wir eintraten, der verlorene Sohn und das Monster, begleitet von zwei verängstigten Wachleuten, die nicht wussten, worin ihre Rolle bei diesem Fiasko bestehen sollte.
    Die Kammer selbst war für acht – oder möglicherweise neun – große Sitze gebaut, jeder auf einem eigenen Podest. Als der Rat größer wurde, war auch die Anzahl der Sitze angewachsen. Nicht jedoch der Raum. Das ursprüngliche Gewölbe wuchs zwar zu einer Glaskuppel empor, die dem Raum eine Erhabenheit verleihen sollte, an der es der alten, kriegerischen Architektur gemangelt hatte. Bei aller Höhe des Gewölbes herrschten auf dem Boden der Kammer jedoch beengte Verhältnisse. Und es musste Platz zum Vortragen bleiben, weshalb sich die fünfzehn Podien

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