Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)
So ist das Gesetz.«
»So ist das Recht«, murmelten alle als automatische Erwiderung. Ich lächelte. Wenigstens hatten sie mich noch nicht erschossen. Allerdings stellte sich ziemlich schnell wieder ein allgemeines Gefühl der Entrüstung ein.
»Und ich frage noch einmal: Wollen wir das dulden?«, sagte Plumer und kam auf mich zu. »Dieser Rat erkennt Sie nicht an, Jacob. Ihr Name wurde aus den Schriftrollen dieser Kammer getilgt. Ihr Vater ließ Sie aus den Aufzeichnungen löschen.«
»Was sein gutes Recht war. Genau, wie es sein Recht war, mich wiedereinzusetzen.«
Darauf folgte Getuschel. Nur Plumer, Tomb und – überraschenderweise – Bright lösten den Blick nicht von mir. Ich nickte Veronica zu. Sie runzelte die Stirn.
»Jacob«, ergriff Angela selbstgefällig das Wort. »Das Anwesen der Burns brennt gerade nieder. Von deinem Vater fehlt jede Spur. Hast du irgendeinen Beweis für dein Recht, hier zu stehen?«
Du weißt verdammt gut, dass ich den habe, du Miststück. Du hast von Anfang an auf diesen Moment hingearbeitet und gehofft, dass entweder Alexander sterben würde, ohne mich zurück in die Familie zu holen, oder dass ich die Verantwortung übernehmen und mich als so gefährlich und unberechenbar erweisen würde, wie man es von mir kennt. Jetzt sind die Karten ausgespielt, und du wirst nachsetzen. Ich hoffe, ich werde eine herbe Enttäuschung für dich, Angela. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als deine Pläne in dieser Kammer zu ruinieren.
Aber das sagte ich natürlich nicht.
»Er hat ein Wiedereinsetzungsdokument unterzeichnet. Es war in seinem …« Seinem Irrenzimmer? Dem alten Ballsaal, in dem er sich vor sprechenden Maschinen versteckte? Was sollte ich sagen? »In seinem Schreibtisch. In Anbetracht des Zustands des Hauses bin ich nicht sicher, was aus dem Schriftstück geworden ist.«
»Nicht sicher, was aus dem Schriftstück geworden ist«, wiederholte Angela. »Und dann kommst du bewaffnet und in Begleitung eines Fremden zu uns. Was sollen wir davon halten, Jacob?«
Dies war der heikle Teil. Mein Vater war tot. Der Patriarch der Tombs war – höchstwahrscheinlich – ebenfalls tot. Weder Angela noch ich hatten eine Berechtigung, hier in der Kammer zu sein. Nicht offiziell. Es war eine Sache blanker Persönlichkeit und Tradition – und der Entscheidung, wie viel öffentlich preisgegeben werden sollte.
»Ich schwöre, das Letzte, was ich will, ist, hier zu stehen. Das ist nicht die Rolle, die ich mir ausgesucht hätte. Nicht in dieser Stadt und nicht mit meiner Vorgeschichte. Aber wir können uns nicht immer aussuchen, was auf uns zukommt, nicht wahr?« Ich hielt die Flinte locker in der rechten Hand, während meine Linke auf dem Podium ruhte. Den Blick ließ ich durch den Raum wandern. Ich sah all die verstörten Ratsmitglieder nacheinander an. Immer noch wirkte nur Bright gelassen. Angela vermittelte einen unsicheren Eindruck, was ich als guten Anfang wertete. »Mein Vater ist tot. Er starb heute im Kampf gegen die Geißel, die unsere Stadt erfasst hat. Eine Geißel, die dieser Rat, wie ich betonen möchte, vor der allgemeinen Öffentlichkeit geheim gehalten hat. Mein Vater hat diese Stadt geliebt. Er gab sein Leben dafür, ihre Macht auszuweiten und für die Sicherheit ihrer Bürger zu sorgen. Er ist dafür gestorben. Und nichts würde er sich sehnlicher wünschen, als dass sein Sohn diese Aufgabe fortführt. Deshalb bin ich hier – nicht, weil ich seinen Sitz will, sondern weil es meine Pflicht ist. Ich stehe vor Ihnen, weil Sie mich brauchen. Diese Stadt braucht mich. Und ich wurde dazu erzogen bereitzustehen, wenn ich gebraucht werde.«
Damit setzte ich mich.
Die meisten kauften es mir nicht ab. Einige der Gründer hatten feuchte Augen, und zumindest Lady Bright nickte vor sich hin. Angela wirkte nachdenklich. Plumer zeigte sich unbeeindruckt.
»Sie sind ein Balg und ein Egomane. Dieser Rat ist bislang sehr gut ohne Sie zurechtgekommen, und ehrlich gesagt auch ohne Ihren Vater, seit seinem kleinen Ausflug. Daher: Danke für die Unterbrechung, sie war unterhaltsam, aber ich fordere Sie auf, unverzüglich aus dieser Kammer zu verschwinden.«
»Er verdient eine Abstimmung«, meldete sich Veronica zu Wort. Plumer wirbelte zu ihr herum.
»Sie! Sie unterstützen diesen« – jäh riss er einen Arm herum und zeigte auf mich – »diesen Verbrecher? Glauben Sie wirklich, er könnte in Veridon ein Ratsmitglied sein?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete sie. »Aber sein Vater
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