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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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extragroße Umwege um die Barrikaden und hielten uns vom Wasser fern. Was in Veridon nicht gerade einfach war. Deshalb brauchten wir schier ewig, um uns den Weg durch die Stadt zu bahnen. Als wir endlich dort eintrafen, wo wir hinwollten, war es längst nach Mittag. Die Menschen beruhigten sich allmählich, kehrten in ihre Heime zurück und überließen die Straßen den Ordnungshütern. Es wurde viel gehämmert, als man Keller sicherte oder völlig versiegelte.
    Schließlich verließen wir das letzte geplünderte Gebäude und schlichen über die Straße. Das Haus stand auf der gegenüberliegenden Seite, so schwarz und verwahrlost, wie es sich mir beim ersten Mal präsentiert hatte. Das Haus in der Marlowe-Straße, wo ich Mr. Ezekiel Cranich erstmals begegnet war.
    »Ich wünschte, wir hätten Zeit, uns irgendwo eine trockene Pistole zu besorgen«, sagte ich, holte meinen Revolver hervor und schüttelte ihn. Sogar der Holzgriff fühlte sich nass an.
    »Das kommt davon, wenn man sich auf Pulver verlässt, mein Freund«, gab Wilson zurück und zog die tödlichen Stahlklingen aus seiner Weste. Mit einem Schulterzucken warf er die Jacke ab und ließ sie auf die Straße fallen. Dann streckte er seine sechs knochenweißen Spinnenarme aus wie ein Vogel, der die Schwingen spreizt. »Du wirst einfach auf traditionellere Weise brutal sein müssen.«
    »Da hast du wohl recht.« Ein rascher Blick die Straße hinauf und hinunter offenbarte keine Zeugen. »Bereit?«
    »Hinlänglich bereit«, gab Wilson zurück, dann stürmte er als ratterndes Gewirr von Armen, Beinen und scharfen Klingen los. Die Eingangstür gab beim Aufprall nach. Ich rannte hinter ihm her, brüllte und brachte den nassen Revolver wie einen Knüppel in Anschlag.
    Der winzige Vorraum gähnte menschenleer. Die Bücherregale präsentierten sich zersplittert, ihr Inhalt glich Mus, die Öllampe war verschwunden. Und irgendetwas hatte Furchen in die Wände um jede der Türen geschabt, als hätte ein Tier versucht, sich mit seinen Klauen den Weg nach draußen zu kratzen. Wilson hielt lange genug inne, um mir einen angespannten Blick zuzuwerfen, dann eilte er den Flur hinab, dem Grau und ich gefolgt waren, um Mr. Cranich zu treffen. Der Gang war immer noch niedrig, immer noch schmal, wie ein in einen Bau gearbeiteter Tunnel. Die Wände waren versengt, und die Öllampe aus dem Vorraum lag zerbrochen mitten auf dem Boden. Ihr Glasschirm knirschte unter unseren Stiefeln, als wir, so schnell wir konnten, zu dem letzten Raum rannten.
    Verwaist. Das Zimmer wies alle Anzeichen einer gründlichen Plünderung auf. So arbeiteten Profis, wenn sie nach etwas suchten oder etwas zu verbergen suchten. Durch etwas willkürlichen Vandalismus sah es oberflächlich so aus, als handle es sich um einen gewöhnlichen Einbruch.
    Der Kamin war noch warm, unter einer Ascheschicht glomm die letzte Glut. Die Möbel lagen umgekippt, aber unbeschädigt auf dem Boden. Auf dem großen Tisch befand sich kein Papier mehr, das Meer von Kerzen jedoch war noch da. Kaum hatte ich gesehen, dass all das Papier verschwunden war, ging ich zum Kamin und stocherte mit dem Lauf meiner Pistole darin herum.
    Wilson schrak zurück. »Du bist ja sehr zuversichtlich, dass das Pulver wirklich im Eimer ist, was?«, fragte er. Ich brummte zur Erwiderung etwas Unverbindliches und suchte weiter. Alles, was ich erreichte, war, den Lauf mit Asche zu verstopfen. Ich klopfte ihn an meinem Oberschenkel aus und verzog das Gesicht, als ich sah, wie sehr ich meine Hose damit versaute. Wilson kicherte über mich.
    »Wonach sieht das für dich aus?«, wollte ich von ihm wissen und ignorierte seine Heiterkeit.
    »Nach dem, was es ist. Arbeit von Profis. Jemand wollte uns glauben machen, es sei bloß eingebrochen worden.« Er stellte einen der zierlichen Stühle auf und setzte sich. »Nur ist dem nicht so. Ein Dieb hätte diese Kissen aufgeschlitzt. Ein Dieb hätte die Stühle mitgenommen, vielleicht sogar den Tisch.« Er musterte mich mit seinen eigenartigen Insektenaugen. Seine unzähligen Zähne schimmerten im Licht des Fensters. »Ein Dieb hätte kein Papier mitgenommen. Papier ist kein Geld.«
    »Nein, ist es nicht.« Ich setzte mich auf den Tisch und ließ die Beine baumeln. »Und die Sache draußen – Theater?«
    Er nickte. »Theater. Diese Türen haben keine Schlösser. Es war nicht nötig, zu versuchen, sie aufzubrechen. Wären die Türen verbarrikadiert gewesen, hätten wir Anzeichen dafür gesehen. Und die Lampe wurde

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