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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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Sicht. Sie bewegte sich die entfernte Wand entlang, strich mit einer Hand darüber. Ich feuerte einen ungezielten Schuss ab, der nicht mal in ihre Nähe gelangte. Sie duckte sich.
    »Hast du sie getroffen?«, rief Wilson von irgendwo aus der Nähe der Tür.
    »Nein«, brüllte ich zurück. »Aber ich glaube, sie weiß jetzt, dass wir hier sind.«
    »Ach was«, meinte Wilson.
    Meine Augen gewöhnten sich zunehmend an die Lichtverhältnisse in der Fabrik. Ich kauerte mich hin und bewegte mich seitwärts, hin zu der Stelle, wo ich unsere liebreizende Verfolgerin gesehen hatte. Weg von Wilson, falls sie beschließen sollte, sich an den Anansi anzupirschen. So würde ich die Chance haben, mich von hinten an sie anzuschleichen. Und sollte sie mir folgen, würde Wilson mehr Zeit haben, die Tür zu öffnen. Leise bewegte ich mich von Maschine zu Maschine. Meine Füße wirbelten kaum Staub vom Boden auf. Ich hielt den Revolver vor mir, bog um eine Ecke und zielte in die Dunkelheit.
    Plötzlich befand sich die Waffe nicht mehr vor mir; einen Moment später nahm ich Schmerzen in meiner Hand war. Auch die Hand befand sich nicht mehr vor mir, und ich spürte die Schmerzen auch in meinem Kiefer und in der Brust. Undeutlich nahm ich das Geräusch einer Pistole wahr, die klappernd auf dem Boden landete und ein Stück wegschlitterte. Und ich bemerkte einen Stiefel, der sich so durch die Luft bewegte, wie ich es sonst eher mit Raubvögeln in Verbindung brachte. Ich lag auf dem Rücken und robbte seitwärts wie ein Krebs. Die junge Frau kam näher. In der Düsternis funkelten die Linsen ihrer Augen wie Blitze durch ferne Gewitterwolken.
    »Wilson!«, brüllte ich, wenngleich es weder so laut noch so eindringlich herauskam, wie ich wollte. Ich versuchte, auf die Beine zu kommen, während ich weiter zurückwich. Alles, was ich zustande brachte, war, flach auf dem Rücken zu landen. Staub wirbelte rings um mich auf, und ich bekam keine Luft. Zum zweiten Mal an einem Tag. Einfach toll. Ich schob die Handballen unter meinen Rücken und stemmte mich hoch, bis ich saß. Knapp außer Reichweite hielt sie inne, das Gewicht auf der Ferse, die Zehen des vorderen Beins nicht ganz auf dem Boden. Wie ein Insekt, wie eine Spinne, die ihr Netz abtastet. Und darauf wartet zuzuschlagen.
    Plötzlich gingen die Lichter an, begleitet von mehreren rollenden Donnerschlägen rings um die Werkshalle. Rauch stieg auf. Ich riss einen Arm über den Kopf, um meine Augen vor der jähen Helligkeit zu schützen. Die einzige Reaktion der jungen Frau bestand darin, dass sie den Kopf schief legte.
    »Ordnungsamt!«, ertönte eine maschinell verstärkte Stimme von allen Seiten des Gebäudes. »Wir haben den Raum umstellt und alle Ausgänge blockiert. Kommen Sie heraus und unterwerfen Sie sich der Gerechtigkeit des Rats!« Die Worte hallten durch das Gemäuer, prallten aufeinander und verzerrten sich in dem hohen Dachstuhl. Behutsam rappelte ich mich hoch, ohne den Blick von der jungen Frau zu lösen.
    Sie schenkte mir keine Beachtung. Kaum war die Maschinenstimme verstummt, polterte eine Lawine lauter Stiefel durch Dutzende Türen, die wir nicht sehen konnten. Sie befanden sich im Gebäude – den Geräuschen nach zu urteilen auf allen Seiten. Die junge Frau gab ihre Kampfhaltung auf und starrte zwei Herzschläge lang zur Decke. Ich erblickte meine Pistole unter der flatternden Hülle der Maschine unmittelbar hinter mir. Ich beschloss, noch nicht zu versuchen, sie zu holen.
    Die junge Frau betrachtete erst die Maschine hinter mir, dann die nächste und eine weitere. Auf die Letzte ging sie voll steifer Entschlossenheit zu. Sie riss das Laken weg, das die Maschine bedeckte. Darunter kam ein uralt wirkendes Bedienpult zum Vorschein – Schalter, Ventile und Rädchen, die aussahen, als wären sie seit einer Generation nicht mehr benutzt worden. Ohne innezuhalten, begann sie, Schalter zu betätigen und sich von Hebel zu Hebel vorzuarbeiten, als handle es sich um die eingeübte Routine einer Akkordtätigkeit. Die Schalter rasteten mit einem befriedigenden mechanischen Klicken ein, klangen wie primitive Musikinstrumente. Die Frau ging ein halbes Dutzend komplizierter Abläufe durch, dann legte sie eine Hand auf ein Schwungrad und schaute zurück zu mir. Ich hatte mich auf meine Pistole zu bewegt; angesichts ihres Blickes erstarrte ich wieder. Sie sah von mir zum Revolver und zurück zu meinem Gesicht. Aus jener Eisenmaske konnte man rein gar nichts ablesen. So, wie sich die

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