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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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weder links noch rechts der Strecke irgendeine freie Stelle. Maschine um Maschine kam mir entgegen, manche noch in die brennenden Überreste ihrer Abdeckungen gehüllt, andere dermaßen außer Takt, dass sie nur noch wahllos zuckten und auf die Förderstrecke eindroschen. Ich duckte mich unter einem Gewirr von Bestückungsarmen und Aufrichtern hindurch. Dann beendete eine der Maschinen in Förderrichtung ihren Angriff, fraß sich fest und brach quer über die Strecke zusammen wie ein Ast über einem Fluss, und ich griff danach. Das Metall war noch heiß, und Fetzen von glimmendem Leinen verbrannten meine Haut, doch es gelang mir, mich von der Strecke auf die Maschine zu ziehen. Ich rang in der rauchschwangeren Luft nach Atem, ließ mich auf den Hallenboden plumpsen, blieb rücklings liegen, starrte zur Decke hinauf und fragte mich, wie ich in diesen entsetzlich unangenehmen Abschnitt meines Lebens geraten war. Vermutlich wegen einer verkorksten Kindheit. Ich wusste, es musste eine Möglichkeit geben, meinem Vater an all dem die Schuld zu geben. Ganz sicher.
    Stöhnend mühte ich mich in sitzende Haltung und sah mich um. Ich hatte keine Ahnung, wohin Wilson geflüchtet war, wo sich die junge Frau befand oder wie ich aus der Halle entkommen sollte. Die Ordnungshüter waren überall. Obwohl mich im Moment keiner von ihnen sehen konnte, hörte ich sie einander zurufen und die Suche einengen. Die maschinell verstärkte Stimme dröhnte immer noch durch den Lärm der erwachten Fabrik. Ich kauerte mich auf die Fersen und zog meinen Revolver. Wenigstens den hatte ich noch. Ich schaute auf – in die Augen der jungen Eisenfrau.
    Sie verbarg sich im Schatten einer besonders großen Maschine, die aus einem Kessel und Schwungrädern zu bestehen schien. Die beweglichen Teile befanden sich alle auf der anderen Seite. Die Frau hatte sich elegant in den Spalt unter dem Tank gezwängt. Dort musste es fürchterlich heiß sein, was sie jedoch offenbar nicht störte. Was sie hingegen sehr wohl zu stören schien, war meine Aufmerksamkeit. Ich hatte den Eindruck, dass sie mich durch die mattschwarzen Linsen der Brille finster anstarrte. Obwohl sich das in Wirklichkeit natürlich unmöglich sagen ließ.
    Mit einem Schrei richtete ich mich auf und hob den Revolver an, um zu feuern. Sie erreichte mich innerhalb eines Atemzugs, schlug die Waffe beiseite und mir erst über die Brust, dann über die Beine. Sie behandelte mich genau wie jenes Steuerpult – jede Bewegung wirkte, als sei sie einstudiert und ein Leben lang geübt worden. Eine Faust traf mein Bein, bevor ich das Gewicht darauf verlagern konnte, ein Ellbogen rammte in meine Kehle, bevor ich schreien konnte, ein Knie stieß einmal, zweimal gegen meinen Unterarm, störte mein Ziel hinlänglich, um den Lauf meiner Pistole von ihr fernzuhalten. Ich feuerte trotzdem, doch der Schuss lenkte eher mich ab, als dass er sie beunruhigt hätte. Schließlich pflanzte sie einen Fuß hinter mein Bein und schubste mich gegen die Hüfte und die Schulter, sodass ich vollends aus dem Gleichgewicht geriet. Als ich fiel, entriss sie meinem fuchtelnden Arm die Pistole. Dann lag ich wieder auf dem Rücken und starrte zu meiner eigenen Waffe empor.
    Einen Moment lang stand sie nur da. Dabei bemerkte ich den Hauch einer Atembewegung in ihrer Brust. Demnach war sie wenigstens lebendig. In Anbetracht des vergangenen Tages eine erfreuliche Abwechslung. Als sie damit fertig war, mich anzustarren, drehte sie den Revolver in der Hand herum, klopfte den Zylinder auf und leerte mir die Patronen ins Gesicht. Danach führte sie die Hände zusammen, vollführte komplizierte Bewegungen, und als sie die Arme wieder ausbreitete, landeten die Teile meiner Waffe verstreut auf dem Boden. Wie bei einem Partytrick. Mit nach wie vor ausgebreiteten Händen wich sie zurück. Mitten hinein in Wilsons Angriff.
    Der Anansi kam über den großen Kessel, unter dem sie sich versteckt hatte. Die sechs langen, dünnen Gliedmaßen, die aus seinem Rücken sprossen, trugen ihn mühelos über die gusseiserne Kuppel hinweg. Seine normalen Hände waren leer, die Kleider wirkten ein wenig angesengt. Er musste wohl an der Tür gearbeitet haben, als die Ordnungshüter in geballter Kraft aufgekreuzt waren. Der Lärm der Fabrik übertönte die Geräusche seines Anrückens. Er sprang los, wie es nur eine Spinne kann.
    Wilson prallte mitten im Schritt mit ihr zusammen, und die beiden gingen in einem Haufen aus Gliedern und Eisen zu Boden. Sie rollte

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