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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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dauern.«
    »Ehrlich, ich gehe einfach runter, erinnere Angela daran, dass wir uns erst kürzlich unterhalten haben, und frage sie dann, was in dem Turm ist. Denn dass du es mir nicht verraten wirst, scheint ziemlich festzustehen.«
    Dann hatte ich genug vom Reden, zumal Wilson mich bloß ignorierte. Seufzend versuchte ich, meine Arme zu entspannen, wovon meine Hände jedoch nichts hielten. Der Anansi hing hoch über dem Boden, ließ ein Bein baumeln und summte vor sich hin.
    »Es ist nicht so, dass ich nicht mehr mutig bin«, sagte ich schließlich. »Ich mag die Dinge bloß einfach. Und das hier scheint mir nicht einfach zu sein.«
    »Scheint dir überhaupt noch irgendetwas in Veridon einfach zu sein, Jacob?«
    Abermals seufzte ich. Darauf hatte ich keine Antwort. Ich arbeitete gerade an einer gewitzten Erwiderung, als sich die Vorhänge des geheimnisvollen Turms mit einem Ruck öffneten. Wilson raunte mir spöttelnd zu und zeigte hin. Als hätte ich vergessen, weshalb ich hier oben war und mein Leben aufs Spiel setzte.
    Ezekiel Cranich betrat den Balkon und streckte die Arme, als wäre er gerade nach einem Nickerchen aufgestanden. Während ich mit offenem Mund hinsah, bückte er sich und sprach mit einer der Krähen. Dann legte er den Kopf schief, richtete sich kerzengerade auf und sagte in harschem Tonfall etwas zu dem Vogel. Plötzlich drehte er sich zur Seite und sah uns direkt an. Ich konnte selbst über die Entfernung hinweg sein Lächeln erkennen.
    »Ist das der Moment, in dem wir schleunigst das Weite suchen?«, fragte ich.
    »Sieht ganz so aus.«
    Wilson folgte mir die Treppe hinunter und schnaufte mir heftig ins Genick, während ich meine nervösen Beine zur Eile antrieb. Wir rannten durch die Schar der Obdachlosen, die hier Zuflucht gefunden hatten, liefen zur Tür hinaus und versuchten, ungezwungen zu wirken, während wir die Straße hinabeilten und uns bemühten, im lebhaften Nachmittagsverkehr unterzutauchen. Nach zehn Minuten stiller, verzweifelter Flucht wurde uns klar, dass wir nicht verfolgt wurden.
    »Es war die Krähe«, sagte Wilson und brach damit das Schweigen.
    »Was?« Ich keuchte, weil ich nicht so geatmet hatte, wie ich es hätte tun sollen. Neben einem Suppenkarren blieb ich stehen und ließ mich auf den einzigen freien Hocker fallen. Der Besitzer bedachte mich mit einem garstigen Blick, bis Wilson etwas Silber auf die Theke legte. Wir bekamen eine schmutzige Schüssel voll Fischsuppe, deren Zutaten nicht ganz tot aussahen. Mut war etwas, das ich aufgegeben hatte, deshalb schob ich die Schüssel Wilson zu.
    »Die Krähe«, wiederholte er. Er ergriff den Löffel, begann jedoch nicht zu essen. »So hat er erfahren, dass wir dort waren.«
    »Krähen reden nicht«, gab ich zu bedenken.
    »Das tun Tote auch nicht. Oder Rohre in einem leeren Haus«, entgegnete Wilson. »Jacob, nach all dem verrückten Zeug, das wir gesehen haben, willst du doch nicht ernsthaft darüber diskutieren, ob es möglich ist, dass dieser Irre mit Krähen reden kann?«
    Ich zuckte mit den Schultern. Wilson starrte mich an, bis er sich, offenbar unbewusst, etwas Fischsuppe in den Mund schüttete. Ohne zu kauen, öffnete er den Mund wieder und ließ den Inhalt zurück in die Schüssel platschen, die er daraufhin auf die Theke stellte. Der Besitzer des Stands räumte sie weg, wahrscheinlich, um sie einem anderen arglosen Kunden zu servieren.
    »Und dafür habe ich gutes Silber bezahlt«, knurrte Wilson.
    »Wir machen alle Fehler, Wilson. Also, was tun wir als Nächstes?«
    Eine Minute lang stand er nachdenklich an den Karren gelehnt da, während sich sein Mund stumm bewegte. Wahrscheinlich bedauerte er immer noch den Verlust seines Silbers. Schließlich ergriff er das Wort, ohne sich mir zuzudrehen.
    »Sag mal, was war überhaupt in dem Haus? In dem, wo Angela und du so viel Zeit verbracht habt?«
    Ich hatte gehofft, er würde nicht danach fragen. Ich erzählte es ihm, wobei ich etliche Einzelheiten ausließ und mich auf die Unterhaltung zwischen den beiden Ratsvertreterinnen konzentrierte. Ich wusste, würde ich das andere Zeug erwähnen – die Mechagentoten und die Blumenleichen – und die Dinge so interessant und bizarr schildern, wie sie tatsächlich waren, dann würde Wilson dorthin zurückkehren wollen. Um Proben zu nehmen. Damit wollte ich nichts zu tun haben. Er schien zu wissen, dass ich ihm etwas verheimlichte, beschränkte seine Reaktion aber auf ein unfeines Lächeln.
    »Also, diese wirklich interessante

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