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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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hatte er mich hier für meinen Rauswurf und die darauf folgende Schmach getadelt. Kein Wort über die Leute, die bei dem Unfall gestorben waren, oder darüber, dass es die persönlichen Chirurgen meines Vaters gewesen waren, die bei der Operation die Saat meines Versagens gepflanzt hatten. Ebenso wenig darüber, dass es sich bei dem Pilotenaggregat in Wirklichkeit um ein Artefakt gehandelt hatte, das auf Geheiß der Kirche des Algorithmus in meiner Brust versteckt worden war. Aber diese Geschichte habe ich ja bereits erzählt.
    Hierher in die Bar kam ich zuerst, als ich wieder ins Haus einzog, weil ich in den Kasernen und bei meinen angeblichen Freunden nicht mehr erwünscht war. Hier hatte er mich begrüßt und mir mitgeteilt, dass meine Mutter fort ging. Dass mein Bruder tot war. Und dass ich nie der Erbe der Linie Burn sein würde, weil er den Namen lieber aussterben lassen würde, als ihn an jemanden wie mich weiterzugeben. Und überhaupt.
    Bei all dem war das Zimmer unverändert geblieben. Im Sommer zu warm, im Winter zu kühl. Reihen ledergebundener Bücher säumten unangetastet die Wände. Dann war da noch die eigentliche Bar, breit, glänzend, mit glitzernden Glasböden, die von unten beleuchtet waren, sodass die Flaschen mit seltenem, kostspieligem Alkohol im dunklen Raum funkelten wie Rausch fördernde Sternenkonstellationen. Auch als das Geld verbraucht war, hatte sich mein Vater nicht von seiner Sammlung getrennt. Sie schrumpfte nur um das, was er trank. Was inzwischen anscheinend ziemlich viel war.
    Billy half ihm eindeutig dabei. Er holte drei Gläser heraus und entschied sich für einen erlesenen Whiskey aus den Regalen. Mittlerweile standen dort nur noch wenige Flaschen, und viele davon waren größtenteils leer. Billy schenkte uns ein und verschloss die Flasche, ließ sie jedoch auf der Theke stehen. Wilson und ich setzten uns und beobachteten, wie der getreue Diener meines Vaters sein Glas leerte und gleich darauf wieder füllte.
    »Es fällt mir schwer zu glauben, dass die Dinge hier noch schwieriger geworden sind, als sie es schon waren«, sagte ich.
    »Schwieriger? Wahrscheinlich nicht. Aber dringlicher auf jeden Fall.« Billy starrte sein Glas an, als wäre es ein vor Weisheit übersprudelndes Orakel. Seine Augen wirkten wässrig und alt. Ich fragte mich, wie viel vom Haushalt der Burns er mittlerweile führte, welcher Anteil der Bürde des Problems der Burns auf seinen Schultern lastete. »Das, was wir hier tun, hatte schon immer etwas Unvermeidliches. Der Vater wird älter, der eine Sohn ist tot, der andere« – er sah mich an – »nicht willkommen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die Dinge zuspitzten.«
    »Was genau hat sich denn zugespitzt?«, erkundigte sich Wilson.
    Billy ließ den Blick zwischen uns hin- und herwandern. Ich konnte nicht erkennen, ob er nicht wusste, was er darauf antworten sollte, oder ob er nur nicht sicher war, wie viel er vor Wilson preisgeben durfte. Er nahm einen langen Schluck aus seinem Glas und seufzte.
    »Jacob, Ihr Vater ist ein alter Mann. Ein geknickter alter Mann. Die Ereignisse der letzten zwei Jahre haben ihm schwer zugesetzt. Und ich mir Sorgen, dass er jetzt endgültig zerbrechen könnte.«
    Ich trank, um mir Zeit zu verschaffen und darüber nachzudenken, was ich als Nächstes sagen sollte. Meine instinktive Erwiderung wäre nicht angemessen gewesen. Der Whiskey schmeckte gut, ein vielschichtiger Tropfen. Ich behielt ihn auf der Zunge und genoss das Brennen in meinen Augen, während ich mir die Unterhaltung durch den Kopf gehen ließ. Wilson ergriff das Wort, bevor mir eine höfliche Erwiderung einfiel.
    »Mr. Williamson, so sehr es mich freut, in den Trümmern des Adels zu sitzen und das Dahinscheiden eines Zeitalters der Privilegien und des kostspieligen Geschmacks zu betrauern, indem ich den ausgesprochen feinen Whiskey des Hausherrn trinke – für Gespräche dieser Art haben Jacob und ich wirklich keine Zeit. Wir müssen einige Dinge in Erfahrung bringen, und sofern Sie nicht an den Sitzungen des Rats teilnehmen, bezweifle ich stark, dass Sie in der Lage sein werden, unsere Fragen zu beantworten.« Mit einem Schnauben trank er sein Glas leer und stellte es geräuschvoll auf der Theke ab. »Wir müssen mit Jacobs Vater reden, und zwar sofort.«
    Billy lächelte darüber – ein irgendwie trauriges Lächeln, das mich an meinen Vater in seinen besseren Tagen erinnerte.
    »Alexander hat in letzter Zeit selbst nicht an vielen Sitzungen

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