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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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Tiefbrutofens unter unseren Füßen gestaltete es sich schwierig, diese oberen Räumlichkeiten im Winter zu heizen. Außerdem war jedes Quäntchen Kraft, das in das Haus floss, ein Quäntchen, das nicht an die Stadt verkauft wurde. Und obwohl der Markt eingebrochen war und die Menschen nur noch einen Bruchteil dessen bezahlten, was früher einmal in Rechnung gestellt werden konnte, zählte jedes noch so kleine Quäntchen. Inzwischen mehr als je zuvor.
    Billy brachte uns so ziemlich in die höchsten Bereiche des Hauses. An einige dieser Räume erinnerte ich mich noch von den Erkundungstouren meiner Kindheit her. Vor allem an den Raum, in dem wir anhielten: die große Sonnenterrasse. Ihre Glaskuppel war übersät von Holzbrettern, die man dort eingesetzt hatte, wo die winzigen, juwelenartigen Glasscheiben im Verlauf der Jahre herausgefallen waren. Irgendwann waren sogar diese unzulänglichen Reparaturarbeiten eingestellt worden, weshalb ein Großteil der Kuppel dem Himmel völlig offenstand. Verdutzt stellte ich fest, dass die Nacht Einzug gehalten hatte und Sterne uns durch die Öffnungen entgegenblinzelten. Abgesehen davon und von der Helligkeit, die aus dem Flur hereinschien, gab es kein Licht in dem Raum. Billy ging zu einem Schrank und begann, an einer Reibungslampe zu hantieren.
    »Keine Maschinen, Williamson. Lassen Sie uns im Dunklen.«
    Die Stimme kam aus der Mitte des Raums. Unbestreitbar die meines Vaters und völlig anders, als ich es erwartet hatte. Angesichts all der Geschichten von Wahnsinn und Prophezeiungen hätte ich damit gerechnet, Hysterie oder Krankheit darin mitschwingen zu hören. Stattdessen klang sie lediglich müde. Ähnlich, wie sie sich in der Bar anzuhören pflegte, wenn mein Vater mich dorthin mitgenommen hatte, um mir zu erklären, wie enttäuscht er von mir oder von der Welt im Allgemeinen war. Billy trat von dem Schrank zurück.
    »Sie haben Besuch, Euer Lordschaft.«
    »›Lordschaft‹? Wie viele Jahre sind Sie jetzt schon bei mir, Williamson?« Ein Schatten bewegte sich in der Dunkelheit und kam näher. »Seit wann … Ah. Ich verstehe. Sie haben mir den Jungen gebracht.«
    »Hallo, Vater«, begrüßte ich ihn. Nur Stille antwortete mir. Die Dunkelheit schien sich zu verdichten, während sich meine Augen bemühten, sich an die Lichtverhältnisse anzupassen. Nun, da mein Vater stillstand, konnte ich nicht einmal sicher sagen, wo genau er sich befand. Zu viele Schatten und nichts, um seine Gestalt von der Umgebung zu unterscheiden. Schließlich wandte sich sein Schemen von mir ab und zog sich zurück zur Mitte des Raums. Ich warf Billy einen nervösen Blick zu, dann folgte ich ihm.
    »Wir sind hier, um mit dir zu reden, Vater. Wilson und ich. Irgendetwas geht vor sich, und ich habe einige Dinge gehört. Dinge über dich und den Rat.« Es fühlte sich merkwürdig an, mit meinem Vater über Angelegenheiten des Rats normal zu reden. Für gewöhnlich brüllten wir einander an, bis einer von uns davon genug hatte und ging. »Und dann hat mir Billy einiges erzählt, über Noah. Er sagt, dass du Stimmen hörst.«
    Das brachte ihn zum Innehalten. Ich konnte nicht erkennen, was er anhatte, nur, dass es sich nicht um seine übliche Aufmachung handelte. Und er hatte abgenommen, so viel stand fest. Die Dunkelheit verbarg auch sein Gesicht. Als er sich zu mir umdrehte, sah ich nur eine schwarze Fläche.
    »Stimmen. Zwei Stimmen«, murmelte er. »Zwei. Und dann eine. Wahrscheinlich hältst du mich für verrückt.«
    »Ich sollte Licht holen«, meinte Billy von der Tür. Damit eilte er den Flur hinab davon. Wilson stand stumm hinter mir, er atmete kaum. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und baute mich vor meinem Vater auf.
    »Ich weiß nicht, was ich denken soll. Angela Tomb scheint zu glauben, dass sie dich um den Finger gewickelt hat.«
    »Zum Henker mit der Tomb. Zum Henker mit dem Rat.« Er zog sich vor mir zurück, bewegte sich weiter in die Mitte des Raums. Mittlerweile hatten sich meine Augen beinah an die Düsternis gewöhnt. Er trug Roben und irgendetwas über dem Gesicht. »Was haben sie dir über mich erzählt?«
    »Seltsamerweise nichts. Angela hat sogar besonders auffallend nicht über dich gesprochen.«
    »Und warum redest du wieder mit diesem Miststück?« Er stellte die Frage ohne jeden Zorn, ohne Heftigkeit.
    »Sie hat mich aus dem Knast geholt.« Ich ging zu dem Schrank, wo Billy die Reibungslampe hatte zusammensetzen wollen. »Hör mal, Alexander, ich hätte hier drin

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