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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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Reibungslampe auf, und mir wurde klar, dass er aussah, als sei ihm übel.
    »Alles in Ordnung?«, flüsterte ich.
    »Wir sind in einem Raum tief unter dem Herrenhaus der Tombs, umgeben von unlängst Verstorbenen. Dann hat dieser Kerl noch eine Flinte, scheint jedoch überzeugt davon zu sein, dass er sie eigentlich nicht braucht. Also denke ich mal, dass wir ernsthaft in der Scheiße sitzen. Abgesehen davon ist alles prima.«
    »Aha, alles klar. Solange es dir nur gut geht.«
    »Ihr zwei seid wie ein altes Liebespaar«, befand Cranich. »Kommt, kommt, näher zusammen.«
    Cranich führte uns zur letzten Heimstatt des Patriarchen. Diese war noch genau so, wie ich sie in Erinnerung hatte, wenngleich man viele der Schläuche, die einst unter dem Kopf hindurch verliefen, durch durchsichtige Glasrohre ersetzt hatte. In ihnen floss etwas, das an Gewitterwolken erinnerte. Reines Fötalmetall. Etwas Ähnliches hatte ich schon einmal gesehen, und zwar unter der Kirche des Algorithmus. Dort wurde damit ein teilweise sezierter Engel genährt.
    »Also, Patriarch«, trällerte Cranich. »Wie fühlen wir uns denn heute?«
    Der Patriarch befand sich in dem riesigen Kopf. Er ruhte eisern und kalt auf dem Boden der Schale. Den Rand bildete gesplittertes Holz, als wäre der Kopf aus einiger Höhe fallen gelassen worden. Die Augen waren halb geöffnet. Die Lider hingen über Glasscheiben, die den Blick auf den zentralen Tank freigaben, der das eigentliche Gefängnis des Patriarchen darstellte. Die Flüssigkeit darin, einst hell und grünlich, war trüb und durchsetzt von Ablagerungen. Ich erhaschte einen Blick auf den Körper, der bleich und aufgedunsen in der Lösung trieb. Dunkle Adern traten an dem Leib hervor wie schwarze Furchen in Schnee. Der Patriarch reagiert nicht auf Cranichs Frage. Vielleicht war er bereits tot.
    Ezekiel Cranich ging um den Patriarchen herum und fuhr mit einer Hand den eisernen Wangenknochen entlang, bis er die Stirn erreichte. Dort befand sich ein Gerüst. Cranich erklomm es, bis er über dem Kopf stand. Er setzte sich an den Rand des Gerüsts und ließ die Beine wie über ein Pier baumeln, dann fasste er hinab und öffnete eine schleusenartige Tür. Der Gestank von Sumpfwasser und Krankheit erfüllte den Raum. Ich wusste nicht, ob es das war, was den Patriarchen umbrachte, oder ob es sich lediglich um ein Symptom seines Todes handelte.
    »Ich versichere euch, der Patriarch weilt noch unter uns«, sagte Cranich. »Ich bin mit allen Arten des Todes vertraut, Jacob. Das Sterben des Patriarchen ist zwar einzigartig, das muss ich zugeben, aber er weilt nach wie vor unter den Lebenden. Vorläufig.«
    »Warum glauben Sie, dass mich das interessiert?«, fragte ich. »Er und ich waren keine Freunde.«
    »Nein. Aber Verbündete. Und ihr werdet wieder Verbündete sein. Zumindest dem Namen nach.« Cranich löste den Gurt der Flinte von seiner Schulter und legte die Spitze des Laufs auf den Rand der Luke. »Außerdem: Würde er nicht leben, hätte ich keine Möglichkeit, ihm zu drohen. Und ich drohe meinem alten Freund Tomb doch so gern.«
    »Was ist hier los?«, grollte der Patriarch. Seine Stimme klang wie aneinander reibende Steine. Sie ging mir durch Mark und Bein. Wilson wich einen Schritt zurück. Tomb fuhr fort. »Ich kenne diesen Jungen. Das ist Alexanders Sohn.«
    »Na also«, meinte Cranich vergnügt und stocherte mit der Spitze des Flintenlaufs im Wasser. »Das ist der Patriarch, den wir alle kennen und lieben.«
    »Ist das dein Werk, Burn? Hat es nicht gereicht, das Mädchen zu zerstören? Hast du diesen Mann zu uns geschickt? Wir haben darauf vertraut, dass er mich heilt, mich erneuert. Was zwischen uns auch an dunklen Dingen vorgefallen sein mag, nichts rechtfertigt diese Folter. Du willst meine Linie vernichten, aber ich werde das nicht zulassen. Wir werden dich aufhalten. Angela wird dich aufhalten.«
    »So sehr mich dieses kleinkarierte Gezänk im Rat erheitert, ein wenig Anerkennung hätte ich schon gern«, warf Cranich ein. »Du stirbst nicht wegen eines Machtkampfs im Kammermassiv. Du stirbst, weil ich dich töte. Auf meine besondere Weise.«
    »Warum die Mühe mit ihm?«, fragte ich. »Ich bin doch derjenige, den Sie wollen, oder?«
    »Du? Ich fand es zwar amüsant, mit deinem lieben Vater zu spielen, aber an dir habe ich wenig Interesse. Es war ein Versehen, dass du den Angriff der Fehn überlebt hast. Ebenso war es ein Versehen, dass du die Maske und meinen kleinen Boten im Haus gefunden hast.« Er

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