Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
Vom Netzwerk:
seine Aufmerksamkeit dann jedoch wieder auf Wilson. »Mit Lebenden und Toten. Wir haben uns mit der Natur des Lebens befasst. Deshalb konnte ich die Familie Tomb auch davon überzeugen, dass ich in der Lage sei, hier ein Wunder zu vollbringen.« Er baumelte mit den Beinen wie ein Kind. »Und deshalb bin ich in der Lage, den guten Patriarchen auf so einzigartige Weise zu töten.«
    »Du wirst mich niemals töten«, widersprach der Patriarch stöhnend. »Ich kann nicht getötet werden.«
    »Stimmt. Wer auch immer dich an dieses Grab gefesselt hat, er hat ein erstaunliches Werk vollbracht. Aber es wird ein Punkt kommen, an dem man deinen Zustand auch nicht mehr als Leben bezeichnen kann.«
    »Wer auch immer … Das war ich«, sagte Wilson. »Beziehungsweise meine Familie. Ich glaube, ich kenne Sie, Maker. Und ich kann Ihnen sagen, dass das, was Sie tun, zwar elegant ist, aber nicht funktionieren wird.«
    Cranichs Augen weiteten sich. Die Flinte entglitt ihm, doch es gelang ihm gerade noch, sie wieder aufzufangen.
    »Du weißt nichts von meiner Arbeit, Insekt! Dies ist das Werk einer ganzen Generation, das Werk des besten noch lebenden Schöpfers. Des letzten Schöpfers! Ich habe diesen Plan seit meiner Geburt geschmiedet, und nichts, was du sagst, wird etwas daran ändern. Ich habe dem Herzen von Veridon einen Schlag versetzt! Ich werde diese Stadt vernichten!«
    »Indem Sie den Patriarchen eines sterbenden Hauses töten? Indem Sie meinen Vater in den Wahnsinn treiben? Wirklich?« Ich trat einen Schritt vor und stellte den Fuß auf das gewaltige Kinn des Tanks des Patriarchen. »Auch wenn Sie noch so viel über die Geschichte von Veridon schwafeln, glaube ich nicht, dass Sie auch nur die leiseste Ahnung haben, wie diese Stadt funktioniert. Andere werden folgen. Sicher, die Stadt wird sich verändern. Aber nichts wird diesem Ort ein Ende bereiten.«
    »Was für ein einfältiges Kind«, meinte Cranich. »Dies hier ist einfach nicht dein Spiel, Jacob. Es ist fast traurig, mit anzusehen, wie du vergeblich versuchst, es zu begreifen.« Er wandte sich an Wilson. »Und du, Anansi – vor der Säuberung gab es einige deiner Art unter uns, doch sie haben uns verlassen. Dein Volk ist hinter der Gabe der Schöpfer zurückgeblieben. Ich bin der letzte Schöpfer in Veridon, und wir waren die Ersten.«
    »Die Gilde existiert noch, Sie Idiot.«
    »Ein amputierter Krüppel, den man zur Belustigung der Reichen benutzt.« Cranich schulterte die Flinte und zeigte mit wütender Miene auf mich. »Eure Engramm-Sängerinnen sind nur ein Fragment meiner Herrlichkeit. Beleidige nicht meine Abstammung, indem du sie als Schöpfer bezeichnest.«
    »Und dies ist genau das, worauf ich gewartet habe«, meldete ich mich zu Wort, zog meine Waffe und jagte ihm eine Kugel in die Brust, bevor er die Flinte wieder in Anschlag bringen konnte. Seine Brust flimmerte und blutete. Er begann zu lachen.
    »O Jacob. So viel …« Er hustete. »So viel Inbrunst. Aber noch so viel zu lernen. Du bist hier, um den Patriarchen zu retten, dabei ist er bereits tot. Und sieh nur, was du verloren hast.«
    Er sank auf die Knie. Die Flinte schlitterte klappernd über das Gesicht, bis sie in der Nähe meines Schuhs zu liegen kam. Während ich hinsah, veränderte sich Cranichs Körper und sackte zusammen. Haut plumpste in faustgroßen Klumpen auf das Gerüst. Jeder Klumpen entfaltete sich und flatterte davon, wurde im Flug dunkler. Krähen. Sein gesamter Körper löste sich explosionsartig in einen Schwarm Krähen auf, die laut krächzend durch den Raum schwirrten, bevor sie hinaus in den Korridor schossen und verschwanden.
    Der Körper, der zurückblieb, als die Fassade der mittels Schöpferkunst gebildeten Besessenheit abbröckelte, war der meines Vaters. Der Schuss war in Alexanders Brust gedrungen, mitten ins Herz. Seine Augen waren blicklos, als er fiel.
    Ich konnte nur inständig hoffen, dass er mich nicht gesehen hatte, bevor er gestorben war. Dass er seinen Sohn und den Revolver nicht mehr gesehen hatte.
    Ich hatte immer Mühe gehabt, den Vater, den ich kannte, und den Vater, an den ich mich erinnerte, in Einklang zu bringen. Aus meiner Kindheit erinnerte ich mich an diesen Mann als Hünen, der mich johlend vor Gelächter über seinen Kopf hob. An den Geruch seiner Lederjacke, als wir bei meiner ersten Wildschweinjagd hinter einem Gewehr kauerten. Pulverflecken an seinen Händen, als er mir zeigte, wie man die Waffe lud. Damals stand er neben mir, als mein erster

Weitere Kostenlose Bücher