Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
vor.
Als sich Richards Augen an die Lichtverhältnisse angepasst hatten, sah er auf einmal, dass die Gesichter der beiden ängstlich wirkten. Er packte Susie an der Schulter und wollte das überraschte Mädchen wieder zur Tür ziehen.
»Zu spät«, meinte eine Stimme, die er nicht kannte.
Drei weiße Männer kamen durch den Bogen, der in die Küche führte. Zwei hielten Sturmgewehre in der Hand und postierten sich in den Ecken des Zimmers, während der dritte mit unsicheren Schritten in die Mitte ging. Er musste etwa Mitte dreißig sein, war jedoch sehr blass und völlig kahl. Sein dünner Körper war merklich krumm und er stützte sich auf einen Krückstock.
»Es ist lange her«, sagte er. »Ich glaube, als wir uns das letzte Mal gesehen haben, hatten Sie meinen Männern gerade eine gewaltige Dosis LSD verpasst.«
Richard hielt die Luft an und er zog Susie weiter mit sich.
»Es tut mir leid«, entschuldigte sich Seeger, während Carly seine Hand tätschelte. »Ich bin so verdammt alt geworden.«
»Schon okay«, erwiderte Richard. »Es ist nicht deine Schuld.«
»Was ist hier los, Daddy? Wer sind diese Leute?«
»Mach dir wegen ihnen keine Sorgen, Schätzchen. Das hat nichts mit dir zu tun.«
Xander sah ihr blinzelnd in das faltenfreie Gesicht. »Sie weiß es nicht? Sie haben ihr all das nicht erzählt?«
»Sie weiß gar nichts«, fauchte Carly. »Daher haben Sie auch keinen Grund, ihr wehzutun.«
Daraufhin machte Xander eine abweisende Handbewegung und ließ sich auf einem Sessel nieder. »Sie waren wirklich schwer aufzuspüren. Kompliment.«
Richard sah die beiden bewaffneten Männer an und blickte dann über die Schulter zu Susie. Sie hatte Angst, wirkte aber auch neugierig. Sie erinnerte sich an ihr früheres Leben, an ihre Krankheit, an ihren alten Nachnamen. Sie hatte immer gewusst, dass es da etwas gab, das sie ihr nicht erzählten.
»Es sind nicht mehr viele von uns übrig«, berichtete Xander. »Ist das nicht paradox? Karl war der Erste, der Krebs bekommen hat. Nierenkrebs. Sie haben die Nieren entfernt, aber dann bekam er Knochenkrebs, und das war sein Ende. Dann bekamen es die anderen auch. Einige haben den ersten und sogar den zweiten Ausbruch überlebt, aber es ging nie lange gut. Als sie ihn bei Mason entdeckten, war es die Bauchspeicheldrüse. Er hat keine drei Monate mehr durchgehalten.«
»Und Sie?«, wollte Richard wissen.
»Die Lungen. Witzig, was? Ich habe in meinem Leben nicht eine Zigarette geraucht. Angeblich werde ich es überleben. Dieses Mal.«
Xander machte eine Geste in Richtung seiner Sicherheitsleute, und sie gingen aus der Tür und ließen sie allein. »Mason glaubte, er hätte das Krebsproblem in den Griff bekommen. Anscheinend hat er sich geirrt.«
Seegers Blick wanderte zu einem Gewehr, das an der Wand hing, was Xander jedoch sofort bemerkte.
»Keine Bewegung, alter Mann. Ich garantiere Ihnen, dass Sie keinen Meter weit kommen.«
»Wir sollten uns alle entspannen«, meinte Richard. »Was wollen Sie, Andreas?«
»Was ich will? Sie wissen ganz genau, was ich will.« Er deutete auf Susie. »Sie ist die Nächste, wissen Sie. Vielleicht nicht dieses Jahr, aber nächstes oder übernächstes bestimmt. Sie werden mit ansehen, wie sie unter Schmerzen stirbt. Genau, wie ich es bei den anderen erlebt habe.«
»Daddy?«
»Es ist alles okay, Schatz«, beruhigte er sie.
»Dein Vater belügt dich, Susie. Er hat dich die ganze Zeit belogen. Nichts ist okay.«
»Halten Sie den Mund!«, rief Richard.
»Ersparen Sie mir die Melodramatik«, entgegnete Xander. »Ich bin hier, um Ihnen die Chance zu geben, sie zu retten. Sie sind ein brillanter Wissenschaftler und haben bereits in der Krebsforschung gearbeitet. Sie wissen, dass die Therapie existiert, und ich kann Ihnen sämtliche Daten von Mason zur Verfügung stellen. Sie können das Problem beseitigen, ohne dass etwas davon herauskommt.«
»Warum soll nichts herauskommen?«, erwiderte Richard. »Anscheinend würden Sie tun, was immer Sie tun müssen, um am Leben zu bleiben. Das ist eine Ihrer Eigenschaften, die ich nie vergessen werde.«
Der vertraute Zorn loderte in Xanders jungen Augen auf, doch er bekam ihn unter Kontrolle. »Ich schätze, es macht zu diesem Zeitpunkt Sinn, mit offenen Karten zu spielen, Richard. Um unsere Anonymität und Macht zu bewahren, waren wirgezwungen, Dinge zu tun, die … Sagen wir einfach, die nicht gut ankommen würden. Ich habe vor, noch sehr lange zu leben, und möchte diese Jahre nicht im
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