Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
Es wird nicht funktionieren. Die Wachen essen in Schichten. Wenn du sie vergiftest, werden es die Leute, die noch nichts gegessen haben, bemerken, dass die anderen ohnmächtig werden.«
»Hör mal …«, setzte er an, doch sie unterbrach ihn.
»Und einige essen auch gar nichts, Richard. Sie bringen sich was mit. Oder sie kommen stundenlang nicht dazu, weil sie im Dienst sind.«
Auf einmal wurde die Labortür aufgerissen und einer von Xanders Männern stürmte hinein.
»Gehen Sie beide wieder an die Arbeit«, forderte er sie auf. »Sofort.«
66
Irgendwo im Staat New York
27. Mai
Carly hatte den Eintopf fünfundvierzig Minuten zuvor neben ihn auf den Tisch gestellt, aber er hatte ihn noch nicht angerührt. Das bedeutete, dass jeder inzwischen gegessen haben musste und die letzte Schicht gerade fertig wurde.
Er hatte sie gebeten, pünktlich um 19 Uhr am Fuß der Treppe zu dem halb fertigen Labor zu sein, und er reinigte gerade seine Objektträger und erledigte genau die Dinge, an die sich alle, die ihn beobachteten, gewöhnt haben mussten.
Als er fast fertig war, erschien einer der Wachmänner, die ihm zugewiesen waren, in der Tür. Er zog Carly am Oberarm mit sich, und sie versuchte, ein möglichst unbeteiligtes Gesicht zu machen, auch wenn Richard auf den ersten Blick erkannte, dass sie Angst hatte.
»Xander will Sie sehen«, sagte der Mann.
Richard versuchte, sich ganz natürlich zu geben und lächelte ihn entschuldigend an, wie er es geübt hatte, während er in seinem Kopf die schlimmsten Szenarien durchging. »Mir … Mir geht es nicht so gut. Ich glaube, ich habe noch nicht alle Toxine wiederausgeschieden. Könnten Sie ihm wohl sagen, dass ich noch etwas Zeit brauche? Meist dauert es …«
»Mr. Xander wartet nicht auf andere, er lässt andere höchstens warten. Und jetzt setzen Sie sich in Bewegung.«
Der Mann ließ Carly los und ging auf die Treppe zu, während er ihnen bedeutete, ihm zu folgen. Carly nahm Richards Hand und drückte sie leicht, als sie ihm folgten. Was hatten sie auch schon für eine andere Wahl?
»Wie lief’s mit dem Essen?«, fragte Richard in möglichst beiläufigem Tonfall.
»Gut«, antwortete sie. »Der Eintopf ist genauso, wie du ihn dir gewünscht hast.«
Als sie zu der Treppe kamen, die in den dritten Stock des Hauses führte, blieb der Mann vor ihnen auf einmal stehen. Der Gang war schmal, schlecht beleuchtet und lag an der Stelle, an der er eine Biegung nach rechts machte, halb im Schatten.
»Was ist?«, erkundigte sich Richard und beugte sich etwas vor, um den rätselhaften Gesichtsausdruck des Mannes besser erkennen zu können. »Ist alles in Ordnung?«
Er zerfurchte die breite Stirn und blinzelte einige Male, bevor er abrupt in Richards Richtung blickte. »Warum … Warum fragen Sie mich das?«
Sie gingen schnell weiter und kamen zu einem breiten Flur, der in einen Bereich des Hauses führte, in dem Richard noch nie gewesen war. Die Hand seiner Frau fühlte sich ganz verschwitzt an, und er hielt sie ein wenig fester, um sie zu beruhigen, auch wenn er wusste, dass es vermutlich nichts half.
Am Ende des Flurs riss der Wachmann eine Tür auf und ging daneben in Stellung, nachdem er sie angewiesen hatte, das riesige Arbeitszimmer zu betreten.
Die Wände waren voller verstaubter Bücher, und direkt vor ihnen befand sich ein Kamin, der so groß war, dass man aufrecht hineingehen konnte. Ein einzelner Lederstuhl stand in der Sitzecke, und man konnte an den Abdrücken im Teppich erkennen, wo das Gegenstück dazu gestanden hatte.
Die Tür zu ihrer Rechten wurde geöffnet und Xander rollte herein und blieb direkt über den Abdrücken stehen, während ein Mann, den Richard noch nie gesehen hatte, auf dem Stuhl Platz nahm. Er schien Mitte dreißig zu sein, hatte dunkle Haare und trug einen makellosen Anzug.
»Das ist mein neuer Partner Karl«, sagte Xander. »Karl. Richard und Carly Draman.«
»Es freut mich, Sie endlich kennenzulernen«, sagte der Mann mit einem leichten Akzent, den Richard nicht einordnen konnte. »Ich muss zugeben, dass Mason und ich uns langsam gefragt haben, ob es je dazu kommen würde.«
Richard versteifte sich, als er den Namen Mason hörte, ließ die Hand seiner Frau los und starrte Karl an, der beiläufig die Beine übereinanderschlug.
»Die Antwort auf die Frage, die Ihnen gerade durch den Kopf geht, lautet
Ja
«, fuhr der Mann fort. »Tatsächlich war ich der erste Mensch, der sich der Therapie unterzogen hat. Ich war zu diesem
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