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Die Unvollendete: Roman (German Edition)

Die Unvollendete: Roman (German Edition)

Titel: Die Unvollendete: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Atkinson
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natürlich. Izzie wusste alles, und wenn sie es nicht wusste, erschnüffelte sie es mühelos. Wie Ursula war sie eine begabte Spionin. »Er ist kein Admiral«, sagte Ursula. »Aber es geht ihm gut, danke.«)
    »Du kommst gut allein zurecht«, sagte Teddy zu Ursula. » Du lebst nur dir, der Schönheit Selbstgenuss und so weiter.« Teddy glaubte an Poesie, als würde ein Shakespeare-Zitat eine Situation beschwichtigen. Ursula dachte, dass das Sonett, das er zitierte, von Eigensucht handelte, sagte es jedoch nicht, da Teddy es gut meinte. Im Gegensatz zu allen anderen, die offenbar ausschließlich auf ihren Status als unverheiratete Frau fixiert waren.
    »Sie ist doch erst dreißig, um Himmels willen«, sagte Izzie und gab erneut ihren Senf dazu. (Wenn sie nur alle den Mund hielten, dachte Ursula.) »Schließlich war ich über vierzig, als ich geheiratet habe.«
    »Und wo ist dein Mann?«, fragte Sylvie und schaute sich am Tisch um – der zweimal ausgezogen worden war, um sie alle aufzunehmen. Sie täuschte Verwirrung vor (sie war nicht gut darin). »Ich kann ihn nicht sehen.«
    Izzie hatte die Gelegenheit genutzt, um (»uneingeladen wie immer«, sagte Sylvie) aufzutauchen und Hugh zum Sechzigsten zu gratulieren. (»Ein Meilenstein.«) Hughs anderen Schwestern war die Fahrt nach Fox Corner als »zu anspruchsvoll« erschienen.
    »Was für eine Ladung Drachen sie sind«, sagte Izzie später zu Ursula. Izzie mochte die Jüngste gewesen sein, aber sie war niemandes Liebling gewesen. »Hugh war immer so gut zu ihnen.«
    »Er war immer gut zu allen«, sagte Ursula, überrascht, beunruhigt sogar, weil ihr angesichts des guten Charakters ihres Vaters Tränen in die Augen schossen.
    »O nein«, sagte Izzie und reichte ihr eine Spitzenwolke, die offenbar ein Taschentuch war. »Sonst fang ich auch noch an zu weinen.« Es schien unwahrscheinlich und war noch nie zuvor passiert.
    Izzie hatte die Gelegenheit zudem genutzt, um ihre bevorstehende Abreise nach Kalifornien zu verkünden. Ihrem Mann, dem berühmten Bühnenautor, war die Stelle eines Drehbuchschreibers in Hollywood angeboten worden. »Alle Europäer gehen jetzt dorthin«, sagte sie.
    »Du bist jetzt Europäerin?«, sagte Hugh.
    »Sind wir das nicht alle?«

    Abgesehen von Pamela, für die die Reise wirklich zu anspruchsvoll war, hatte sich die ganze Familie versammelt. Jimmy war es gelungen, zwei Tage Urlaub herauszuschinden, und Teddy hatte Nancy mitgebracht. Bei ihrer Ankunft hatte sie Hugh auf entwaffnende Weise umarmt und »Alles Gute zum Geburtstag, Mr. Todd« gesagt, bevor sie ihm ihr Geschenk überreichte, das hübsch in eine alte Tapete aus dem Haushalt der Shawcross’ eingepackt war. Es war eine Ausgabe von Septimus Harding, Spitalvorsteher. »Es ist eine Erstausgabe«, sagte Nancy. »Ted hat gesagt, dass Sie Trollope mögen.« (Eine Tatsache, von der kein anderes Familienmitglied Kenntnis hatte.)
    »Der gute alte Ted«, sagte Hugh und küsste sie auf die Wange. Und zu Teddy: »Was für einen Schatz du da hast. Wann wirst du ihr einen Antrag machen?«
    »Oh«, sagte Nancy, errötete und lachte, »dafür haben wir noch genug Zeit.«
    »Das hoffe ich«, sagte Sylvie düster. Teddy hatte jetzt die Grundausbildung hinter sich (»Er hat Flügel!«, sagte Nancy. »Wie ein Engel.«) und wartete darauf, nach Kanada zu fahren, um die Pilotenausbildung zu absolvieren. Danach würde er zurückkommen und einen Platz in einem Lehrgeschwader einnehmen.
    Es sei wahrscheinlicher, dass er in einem Lehrgeschwader umkomme, sagte er, »als bei einem richtigen Einsatz«. Es stimmte. Ursula kannte ein Mädchen im Luftfahrtministerium. (Wie alle anderen kannte sie überall ein Mädchen.) Sie aßen in der Mittagspause gemeinsam Sandwiches im St. James’s Park und tauschten trotz der Geheimhaltungspflicht niedergeschlagen Statistiken aus.
    »Das ist mir ein großer Trost«, sagte Sylvie.
    »Au!«, kreischte ein Evakuierter unter dem Tisch. »Ein Arsch hat mich getreten.« Alle blickten instinktiv zu Maurice. Eine kalte und feuchte Nase schob sich unter Ursulas Rock. Sie hoffte inständig, dass es die Nase eines Hundes und nicht eines Evakuierten war. Jimmy zwickte sie (ziemlich fest) in den Arm und sagte: »Sie sind wirklich eloquent, stimmt’s?«
    Das arme Mädchen vom Frauencorps – wie die Hunde und die Evakuierten definiert von ihrem Status – sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte die stets fürsorgliche Nancy sie.
    »Sie

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