Die Unvollendete: Roman (German Edition)
zufriedene Teddy war überhitzt und gereizt.
George brachte ihnen zwei winzige Kaninchenbabys und fragte: »Wollt ihr sie mit nach Hause nehmen?«, und Sylvie fuhr ihn an: »Nein danke, George. Sie werden entweder eingehen oder sich vermehren, beides ist nicht erwünscht.« Pamela war am Boden zerstört. Sylvie versprach ihr ein Kätzchen. (Zu Pamelas Überraschung hielt sie das Versprechen und holte ein Kätzchen vom Bauernhof von Ettringham Hall. Eine Woche später hatte es einen Anfall und starb. Es wurde mit allen Ehren begraben. »Ich bin verflucht«, sagte Pamela untypisch melodramatisch.)
»Er sieht sehr gut aus, dieser Ackermann, stimmt’s?« sagte Izzie, und Sylvie sagte: »Tu es nicht. Unter keinen Umständen. Tu es nicht.« Und Izzie erwiderte: »Ich weiß gar nicht, wovon du sprichst.«
Am Nachmittag wurde es nicht kühler, und schließlich hatten sie keine andere Wahl, als sich in der gleichen Hitze auf den Weg nach Hause zu begeben, in der sie gekommen waren. Pamela, die wegen der Kaninchen immer noch litt, trat in einen Dorn, Ursula schlug ein Zweig ins Gesicht. Teddy plärrte, Izzie fluchte, Sylvie spuckte Gift und Galle, und Bridget sagte, dass sie sich im nächsten Bach ertränken würde, wenn es keine Todsünde wäre.
»Schaut euch nur an«, begrüßte sie ein lächelnder Hugh, als sie durch das Tor taumelten. »Ganz golden von der Sonne.«
»Oh, bitte«, sagte Sylvie und drängte sich an ihm vorbei. »Ich gehe rauf und lege mich hin.«
»Ich glaube, heute Nacht wird es ein Gewitter geben«, sagte Hugh. Und so war es. Ursula, die einen leichten Schlaf hatte, erwachte. Sie stand auf, tapste zum Fester des Dachbodenzimmers, stellte sich auf einen Stuhl und schaute hinaus.
Donner grollte in der Ferne wie Kanonenfeuer. Der Himmel, dunkellila und trächtig mit bösem Omen, wurde von einem verästelten Blitz aufgerissen. Ein Fuchs, der auf dem Rasen ein kleines Beutetier umschlich, war kurz erhellt, festgehalten wie vom Blitzlicht einer Kamera.
Ursula vergaß zu zählen, und ein explosives Donnern fast direkt über ihrem Kopf überraschte sie.
So muss Krieg klingen, dachte sie.
*
Ursula kam gleich zur Sache. Bridget, die Zwiebeln schnitt, rechnete sowieso mit Tränen. Ursula setzte sich neben sie und sagte: »Ich war im Dorf.«
»Aha«, sagte Bridget, die sich überhaupt nicht für diese Information interessierte.
»Ich habe Bonbons gekauft«, sagte Ursula. »Im Süßwarenladen.«
»Wirklich?«, sagte Bridget. »Bonbons in einem Süßwarenladen? Wer hätte das gedacht.« Das Geschäft verkaufte außer Süßigkeiten noch viele andere Dinge, aber nichts davon interessierte die Kinder von Fox Corner.
»Clarence war auch da.«
»Clarence?«, sagte Bridget. Sie hielt im Schneiden inne, als ihr Liebster erwähnt wurde.
»Er hat Süßigkeiten gekauft«, sagte Ursula. »Schwarzweiße Minzbonbons«, fügte sie hinzu, um der Geschichte Authentizität zu verleihen, und dann: »Du kennst doch Molly Lester, oder?«
»Ja«, sagte Bridget vorsichtig, »sie arbeitet in dem Laden.«
»Also, Clarence hat ihr einen Kuss gegeben.«
Bridget stand von ihrem Stuhl auf, das Messer in der Hand. »Einen Kuss? Warum sollte Clarence Molly Lester einen Kuss geben?«
»Das hat Molly Lester auch gesagt! Sie hat gesagt: ›Warum gibst du mir einen Kuss, Clarence Dodds, wo doch alle wissen, dass du mit dem Mädchen verlobt bist, das in Fox Corner arbeitet?‹«
Bridget kannte sich aus mit Melodramen und Groschenromanen. Sie wartete auf die Enthüllung, von der sie wusste, dass sie folgen musste.
Ursula lieferte sie. »Und Clarence hat gesagt: ›Ach, du meinst Bridget. Sie ist mir egal. Sie ist ein ganz hässliches Mädchen. Ich lass sie nur zappeln.‹« Ursula, eine frühreife Leserin, hatte Bridgets Romane auch gelesen und beherrschte den romantischen Diskurs.
Das Messer fiel zu einem schrillen Kreischen auf den Boden. Irische Flüche zuhauf kamen Bridget über die Lippen. »Der Scheißkerl.«
»Ein ganz böser Schurke«, stimmte Ursula ihr zu.
Bridget gab Sylvie den Verlobungsring, den kleinen Ring mit den eingelassenen Steinen (»Schnickschnack«) zurück. Clarence’ Unschuldsbeteuerungen stießen auf taube Ohren.
»Du könntest mit Mrs. Glover nach London fahren«, sagte Sylvie zu Bridget. »Für die Feiern zum Kriegsende. Ich glaube, es fahren noch spät Züge.«
Mrs. Glover sagte, sie würde wegen der Grippe keinen Fuß in die Hauptstadt setzen, und Bridget hoffte inständig, dass Clarence
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