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Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts

Titel: Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Freund
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klappernden Absätzen davon.
    »Nein«, sagte Ole Mond. »Die Mühe macht er sich nicht. Komisches Spiel, oder?«
    Jonas kaute auf seiner Unterlippe herum und nickte nachdenklich, bis ihn der nächste Rempler eines Trabanten unterbrach.
    »Gleich finde ich ihn! Gleich finde ich ihn!«, kreischte der Trabant. »Was für ein famoses Versteck sich Eure erbliche Majestät diesmal doch wieder ausgedacht hat!«
    Aber das eigentlich endlose Spiel ging doch seinem Ende entgegen, und zwar nicht, weil der ein oder andere Trabant mittlerweile schon keuchend auf den Treppenstufen saß. Vielmehr war es ein markerschütternder Schrei, der das bunte Treiben unterbrach.
    Leopold stand plötzlich auf seinen langen Beinen, aufgerichtet zu seiner ganzen majestätischen Größe – größer sogar, da die erbliche Majestät wutentbrannt auf und ab hüpfte. Leopolds eben noch blasses, gelangweiltes Gesicht war feuerrot angelaufen, auf dem schmalen Schädel stürmte sein Haar, und die Palmwedel schwingenden Trabanten in seiner unmittelbaren Nähe wichen entsetzt zurück.
    Doch zu spät! Denn schon hatte der Erbprinz einen von ihnen gepackt – auch wenn Jonas das Gefühl hatte, er hätte sich ebenso gut einen anderen packen können.
    »Flügeladjutant!«, brüllte Leopold, während sich seine Faust um die fein geklöppelte Spitze schloss, die aus dem Kragen des Trabanten spross. »Flügeladjutant, du bist in Ungnade gefallen! Du hast Majestät von einer Bremse stechen lassen! Da! Da!« Mit der Linken wies Leopold empört auf seinen rechten Handrücken, wo ihn die rebellische Bremse offensichtlich erwischt hatte. Und weil er dazu beide Hände brauchte, ließ er den verdatterten Trabanten einfach los, der daraufhin wie ein leerer Sack zu Boden sank.
    »Er hätte mich beschützen sollen!«, rief Leopold entgeistert in die Runde. »Er war doch zu meinem Schutz dabei!«
    Jonas hielt den Atem an. Es war still geworden, nur die Brunnen rauschten, und die Röte in Leopolds Gesicht schien schon abzuklingen. Aber dann klang es laut und vernehmlich aus dem Park, wo ein versprengter Trabant immer noch Verstecken spielte.
    »Huhu! Huhu!«
    Die Stille war auf einmal drückend.
    »Eure erbliche Majestät?«
    Jonas zog unwillkürlich den Kopf ein, der Erbprinz verfärbte sich unmittelbar. Dann zischte er durch blaue Lippen. »Chinesisches Zeremoniell! Sofort!«
    Die Trabanten klappten zusammen, als hätten sie in der Hüfte ein Scharnier. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätten sich am Terrassenboden die Stirn blutig geschlagen, so tief verbeugten sie sich. Jonas spürte Oles Hand im Nacken und gleich darauf sah er nur noch die Schnallenschuhe und
    Strümpfe der Trabanten. Ein ganzer Wald von ihnen wurzelte in den auf einmal im Schatten der Körper liegenden Terrassenfliesen, da und dort baumelte der steife Zopf einer Perücke von einem besonders tief gebeugten Kopf. Die Stimmung war zum Zerreißen gespannt. Sekunden vergingen auf einmal wie Stunden.
    Dann knallte, nicht weit von Jonas, eine Tür. Ole stupste ihn an, und als er sich vorsichtig wieder erhob, sah er auf ein Meer zitronengelber Trabantenrücken, so buckelig wie Wellenkämme, wenn auch völlig bewegungslos. Niemand außer Jonas und Ole hatte sich wieder aufgerichtet, keiner machte auch nur einen Mucks.
    Das Wasser im Park musizierte unverdrossen.
    Der Erbprinz war verschwunden.

Das 18. Kapitel
Lieber O
    Die Dämmerung setzte ein, rosaschön, die Stille war ohrenbetäubend. Von einem Augenblick auf den nächsten war der Schlosspark verwaist. Die Brunnen waren versiegt, sie tropften nicht einmal mehr und lautlos kräuselte sich das Wasser in den großen Becken. Die strahlend weißen Elefanten, Löwen, Adler, Kanarien wirkten auf einmal wie verzaubert – Abrakadabra, verwandelt in Stein. Nur die makellosen Kiesel knirschten noch unter Jonas’ Schritten. Er und Ole waren allein.
    Die große Terrasse war wie leer gefegt, und Jonas kam es vor, als hätten sich die Türen des Schlosses nicht hinter den mit hängenden Schultern davon trottenden Trabanten, sondern hinter Ruben geschlossen. Eben noch hatte der Aufruhr ihn abgelenkt, jetzt konnte er plötzlich an nichts anderes mehr denken.
    Wo war Ruben jetzt? Würden sie ihn laufen lassen, weil er, wie Ole gesagt hatte, wahrscheinlich war? Oder hatte Ole die Gefahr heruntergespielt? Bislang, dachte Jonas bedrückt, waren sie nicht einmal bis zu den Soldaten vorgestoßen, geschweige denn bis zu ihrem polternden General.
    Ole Mond hatte auf

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