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Die unwillige Braut (German Edition)

Die unwillige Braut (German Edition)

Titel: Die unwillige Braut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Landon
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sehr vermissen."
    "Mir scheint es so am besten. Hier kann ich nicht von Nutzen sein. Ich kann nicht erben. Ich kann dich nicht beschützen. Ich kann nicht heiraten und nicht für den König kämpfen. Ich wäre eine Last. Es ist besser, wenn ich gehe, ein wenig Harfe spiele für die Mönche und für ein paar Seelen bete. Das kann ich."
    "Aber du bist mein Berater. Mein Gesprächspartner. An wen soll ich mich dann wenden?"
    "Darüber haben wir schon gesprochen, Liebes. Es ist beschlossene Sache."
    "Vielleicht will Abt Stephen dich schließlich doch nicht mehr."
    Er lächelte ihr neckend zu. "Dann müsste ich bei dir bleiben, nicht wahr? Aber wage es nicht, zu ihm zu gehen und ihm von all meinen schlechten Angewohnheiten zu erzählen, nur um ihn abzuschrecken."
    "Das werde ich tun." Sie küsste seine Wange. "Genau das werde ich tun. Aber diese ganze Angelegenheit beunruhigt mich, Eric. Das Letzte, was ich tun wollte, solange der König in York weilt, ist, mich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Du weißt, was er von Frauen hält, die eigenes Land besitzen. Sein Ruf ist genauso schlecht wie der seines Vaters."
    "Dann geh zum Erzbischof, Liebes. Er ist zwar Normanne, aber wenigstens kennt er dich und unsere Familie. Er wird dir zuhören."
     
    An jenem Tag drängten sich mehr Menschenmassen als je zuvor in den engen Straßen der Stadt, und während Rhoese und Els sich dem Strom entgegenschoben, pressten sich die Leiber durch den Torbogen zum Münster hin. Der frühere König, William The Bastard, hatte York nur besucht, um es zu zerstören. Sein Sohn hatte entschieden, zur Abwechslung etwas zu schenken, und all jene, die gekommen waren, um diesem Phänomen beizuwohnen, nahmen an, dass er deswegen von anderer Art sein musste als sein brutaler Vater.
    Voller Panik wegen der Konsequenzen, die eine mögliche Verspätung mit sich bringen könnte, hatte Rhoese ihren besten Leinenkittel angelegt, bestickt mit Damaszenerpflaumen, darüber ein Obergewand mit weiten Ärmeln, das bis zu den Knien reichte, an den Rändern mit gewebten Flechten verziert. Die Enden ihrer langen Zöpfe wurden von goldenen Bändern gehalten, und ein goldener, mit Amethysten verzierter Reif hielt den zarten weißen Schleier. In den Spiegel hatte sie zum Schluss nur einen flüchtigen Blick geworfen, denn in der letzten Zeit fand sie an ihrem Anblick kein Gefallen mehr, und es gab auch kein Lächeln mehr, das an geheime Liebesbotschaften erinnerte. Stattdessen hatte sie sich die Ärmel weit über ihre Handgelenke gezogen, die Lederbörse am Gürtel befestigt und war hinter Els zur Tür hinausgeeilt.
    Vor ein paar Minuten noch war es ihr durchaus möglich erschienen, ein paar ruhige Worte mit dem normannischen Erzbischof wechseln zu können, doch ihre Zweifel wuchsen sich zu unüberwindlichen Hindernissen aus, während sie auf das Münster zu ging, dorthin, wo die weiße Kathedrale sich über den Dächern erhob wie ein schlafender Löwe. Daneben verschwand der Palast aus Fachwerk, der gewöhnlich für jedermann zugänglich war, beinahe unter den flatternden Wimpeln, Zelten, Behelfsküchen und Ställen, Heerscharen von Soldaten und Mönchen, die umhergingen oder in Gruppen beisammen standen, wobei der Wind an ihren Gewändern zerrte. Weil der König dort Quartier bezogen hatte, wurde der Palast des Erzbischofs schwer bewacht.
    Zwei Lanzen wurden vor ihnen verkreuzt. "Da könnt Ihr nicht hinein", sagte einer der Soldaten und musterte Rhoese vom Scheitel bis zur Sohle. "Nicht, wenn Ihr den Mönchen nicht etwas geben könnt." Er zwinkerte seinem Kameraden zu.
    Rasch ergriff sie die Gelegenheit beim Schopfe. "Ich verfüge über Land", sagte sie. "Wo kann ich meine Schenkung machen?"
    Der Mann zögerte. "Besitzt Ihr dafür Papiere?"
    "Natürlich besitze ich Papiere, Mann", fuhr sie ihn an. "Aber ich bin nicht so dumm, sie in diesem Gedränge bei mir zu tragen. Die Geistlichen verfügen über Aufzeichnungen. Sagt mir nur, wo ich sie finden kann, und hört auf, mir Fragen zu stellen."
    Die Lanzen verschwanden. "Da drüben, Lady." Der Soldat deutete auf das größte der ledernen Zelte, vor dem ein mit Pergamentrollen bedeckter Tisch stand. Hinter dem Tisch saß ein Mönch mit einer Tonsur, daneben stand ein hochgewachsener normannischer Soldat, der etwas auf dem Pergament zu zeigen schien, das vor ihm lag. Er richtete sich auf und blickte direkt hinüber zu Rhoese, als hätte er sie erwartet. Mühelos überragte er die übrigen Männer und Pferde, die sich zwischen

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