Die unwillige Braut (German Edition)
am besten schlagen konnte.
"Es ist Michaelistag", erklärte Warin, als würde das etwas ändern. "Das Ende des Heiligen Monats. Wohin sollen wir gehen? Dies ist unser Zuhause."
"Daran hättet Ihr früher denken sollen", meinte der Abgesandte des Sheriffs und ließ dabei das respektvolle Sir weg, das ein älterer Mann eingefordert hätte. "Mein Lord, der Sheriff, schickt mich, damit ich Euch ausrichte, dass dieses Land der neuen Abtei St. Mary's übereignet wurde, so dass sie sich weiter ausdehnen kann. Sobald der König nach London zurückkehrt, wird dieses Haus mit allen Wirtschaftsgebäuden abgerissen, und Ihr müsst Euch einen anderen Ort zum Leben suchen. Demnächst wird Euch diese Nachricht noch schriftlich bestätigt."
Warin, kühn, überheblich und nicht bereit, über etwas zu verhandeln, das seine volle Aufmerksamkeit zu beanspruchen drohte und das womöglich für einige Zeit, hätte den unverschämten Boten gern hinausgeworfen. Doch selbst er wusste, dass das gefährlich sein könnte. Und er erkannte auch, und dies vielleicht nicht zum ersten Mal, dass er möglicherweise etwas voreilig gehandelt hatte, als er seine Zuneigung von der Tochter auf die Stiefmutter übertrug – jetzt, da Letztere ihm nicht so viel Sicherheit bot, wie er erwartet hatte.
Ketti warf ihren weißen Schleier über die Schulter zurück. "Und ich habe Euch – wie immer auch Euer Name lauten mag – schon gesagt, dass mein Gemahl vergangenen Winter verstorben ist. Er konnte dem König keine Ritter schicken."
"Aber davon habt Ihr niemanden in Kenntnis gesetzt, habt keine Entschuldigung geschickt, kein Bußgeld, keine Entschädigung anstelle der Männer. Ihr wisst, Lady, ein Lehnsmann erhält vom König ein Lehen, also Grundbesitz als Gegenleistung für ordnungsgemäß ausgestattete Ritter, wann immer der König sie braucht. Und der König hat sie in diesem ersten Jahr seiner Regentschaft dringend gebraucht. Sein Bruder und seine Onkel haben ihn bekämpft. Er brauchte alle Männer, deren er habhaft werden konnte. Jeder Lehnsmann, der dieser Pflicht nicht nachkommt, muss alles, was er hat, dem König übergeben. So lautete schon immer das Gesetz, und das müsst Ihr gewusst haben. Jetzt brauchen die Mönche das Land für ihren neuen Ausbau, und Ihr werdet …"
"Zum Teufel mit den Mönchen und ihrer neuen Bebauung!" brüllte Warin, der seinen Ärger nicht länger im Zaum halten konnte. Eine falsche Entscheidung getroffen zu haben, war schon schlimm genug, aber sich von diesem überheblichen kleinen Frettchengesicht auf all das hinweisen zu lassen, was sie ignoriert hatten in der Hoffnung, damit durchzukommen – das war zu viel, um es höflich zu erdulden. Die Zeiten des vornehmen Betragens waren vorbei. Sein gesunder Teint färbte sich noch dunkler vor Wut, und die hellen Locken klebten an seinem Gesicht. "Eure Bebauungspläne stehen uns in York bis hierher!" brüllte er und hielt sich die Finger an die Stirn. "Wir haben sie satt! Unsere schöne Stadt habt Ihr geplündert und dem Erdboden gleichgemacht, zusammen mit unseren Häusern und Heimen, den verdammten Fluss eingedämmt, um einen Burggraben für Eure hochherrschaftlichen Festungsanlagen zu haben …"
"Warin – hör auf", sagte Ketti warnend und legte ihm eine Hand auf den Arm.
Aber er schüttelte sie ab. "Wir mussten unsere Speicherhäuser wieder aufbauen, unsere Geschäfte wieder einrichten, unsere Obstgärten und Weidegründe aufgeben, zusehen, wie unsere Häuser von Euren Horden gestürmt und zertrampelt werden, und Ihr wagt es, uns zu sagen, dass wir hier jetzt nicht leben dürfen? Wir haben all dies hier im Schweiße unseres Angesichts auf unserem Land gebaut, und niemand – niemand! –", rief er dem Mann nach, der ihnen inzwischen den Rücken zugekehrt hatte und davonging, "wird uns hier hinauswerfen! Sagt das", brüllte er quer über den Hofplatz hinweg und unterstrich seine Worte mit einer obszönen Geste, "Eurem Lord Sheriff, wie immer sein Name lauten mag!"
Anders als er es erwartet hatte, behandelte Ketti ihn danach nicht gerade wie einen Helden. "Du Narr!" kreischte sie und sprach nun endlich wieder Englisch. "Was glaubst du, was uns das nützt! Er wird geradewegs zum Sheriff gehen und ihm alles berichten, der Sheriff wird es dem Abt sagen, der Abt dem König, und ehe du dich versiehst, wird eine Schar schwer bewaffneter Männer hier auftauchen und uns auf die Straße werfen. Du konntest wohl nicht abwarten, bis der König nach Hause zurückkehrt, ehe du
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