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Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas

Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas

Titel: Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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her.
    »Wer ist der Earl?«, fragte mich Emily.
    Ich erklärte es ihr.
    »Der Earl von Ravenscourt. Die Ländereien hier befinden sich in seinem Besitz. Es ist seine Grafschaft.« Maurice Micklewhite zugewandt fragte ich: »Was sind das für Informationen?«
    »Es hat mit den Arachniden zu tun«, antwortete er.
    Die beiden Mädchen wechselten unbehagliche Blicke.
    »Was sind Arachniden?«
    »Spinnen.«
    Aurora sagte nur: »Oh!«
    Sonst nichts.
    Emily musste an die Skulptur denken, die sie in ihrer Vision erblickt hatte.
    Arachnidas Gabel.
    »Wir sollten den Earl nicht warten lassen.«
    Maurice Micklewhite hatte Recht.
    So kam es, dass wir uns einige Minuten später in der Residenz des Earls von Ravenscourt wiederfanden, die eine Tunnelschicht über dem Marktplatz lag. Der Raum von der Größe einer kleinen Kapelle war ganz und gar mit geknüpften Teppichen ausgelegt. An den gewölbten Wänden hingen Bilder, die die verzerrten Fratzen einer Ahnenreihe von Raben zeigten. Rabenmenschen in langen Roben und mit den typischen gerupften Haaren bedienten den Earl, der dick und fett und in ein im wahrsten Sinne des Wortes rabenschwarzes Federkleid gehüllt am Kopf einer langen Tafel saß. Man konnte nicht erkennen, ob es Haare oder Federn waren, die da lang und zottig aus dem fleischigen Schädel sprossen.
    Eine kratzige Stimme krächzte uns eine Begrüßung zu, die wir höflich erwiderten.
    Die erste Frage galt unserem Gebot.
    »Ich biete Euch dies.« Zwei schwarze, polierte Moqui Marbles glänzten in meiner Hand.
    Maurice verbeugte sich leicht. »Ich biete Euch diese Kugel.«
    Die pechschwarzen Augen des Earls blitzten erregt auf. »Aah, eine Qumrankugel.«
    »Dafür erhalten wir die Neuigkeiten, die für uns von Belang sind«, verlangte Maurice Micklewhite.
    »Besiegelt!«, krächzte der Earl.
    »Besiegelt!«, sagte ich.
    »Besiegelt!«, fügte Maurice Micklewhite hinzu.
    »Im Ravenscourt wird gehandelt, und deshalb muss jeder als Händler auftreten«, erklärte ich Emily, die die ganze Zeit über den Mund gehalten hatte. »Es gibt nichts umsonst. Immer muss getauscht werden. So lautet das Gesetz des Ravenscourts.«
    Emily nickte nur. Aurora, die dicht neben ihrer Freundin stand, schwieg.
    Dann rückte der Earl mit der Nachricht heraus.
    »Fünf Haarige passierten die Tunnel östlich des Fulham Broadway.« Emily stellte fest, dass der Earl, wenn er sprach, wie die anderen Rabenmenschen den Kopf mit jedem Wort ruckartig nach vorne schnellen ließ. »Das war gestern. Außen Haut, innen Fell, das konnte man riechen, berichteten meine Späher. Ein Bündel befand sich in ihrem Besitz, das sie nicht feilboten. Ein Kind, munkelte man. Schrie und zappelte zuweilen. Die Gestalten bewegten sich im 1894er Abwassertunnel in östlicher Richtung.«
    Maurice murmelte: »Hinüber nach Chelsea.«
    »Die Achtbeiner werden nicht begeistert von ihnen gewesen sein«, mutmaßte der Earl. »Die Achtbeiner verachten Wölfe.« Er grinste und zeigte gelbe Zähne. »Haben ihnen wohl zu wenig Beine.« Grunzend prustete er los, freute sich über den eigenen Scherz, den keiner von uns zum Lachen fand.
    »Für diese Neuigkeit die Moqui Marbles«, sagte ich trocken und überreichte sie dem Earl, der sie gierig ergriff.
    »Besiegelt!«, krächzte er.
    »Nun der zweite Tausch«, forderte Maurice Micklewhite.
    »Es gibt eine Seuche unter den Achtbeinern«, informierte uns der Earl und zuckte mit dem Kopf nach vorne. Emily beobachtete den Rabenmenschen voller Argwohn. »Die Gemeinschaft zerfällt, heißt es.«
    »Was bedeutet das?«, fragte der Elf.
    »Es heißt«, wiederholte dieser, »die Gemeinschaft zerfällt.«
    »Ist das alles?«
    »Dies ist alles«, gab der Earl zur Antwort.
    Maurice Micklewhite wirkte genervt. »Diese Neuigkeit wiegt nicht den Wert einer Qumrankugel auf.«
    Missmutig legte der Earl die Stirn in Falten. Dünne Federchen rieselten auf den Teppich zu seinen Füßen. »Dann eben noch eine Neuigkeit«, gab er sich geschlagen. »Es gibt Gerüchte, die von einem neuen Herrscher drüben in Whitechapel berichten. Im Tower von London soll er hausen.«
    Dies war wahrlich eine Neuigkeit.
    Nicht einmal die Ratte hatte davon gewusst.
    »Wie ist sein Name?«
    »Master Lycidas.«
    Ich sah Maurice Micklewhite fragend an.
    »Man sagt, er lasse Kinder nach The Deep bringen, wo sie neue Tunnel in die Erde treiben müssen. Wirres Zeug, das die Tunnelstreicher von den Restefressern drüben am dunklen Fluss gehört haben.«
    »Für diese Neuigkeit diese

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