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Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas

Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas

Titel: Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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ließ.
    »Was also ist die große Neuigkeit, die mir mitzuteilen Sie hergekommen sind?«
    Es gibt ein zweites Kind
, gab die Ratte zur Antwort.
    Neugierig beugte ich mich im Sessel vor. »Ein weiteres Kind, sagen Sie?«
    Mia Manderleys Liebe gehörte einem jungen Mann aus Spitalfields. Richard Swiveller mit Namen. Ein arbeitsloser Musiker und,
fügte sie bedeutungsschwanger hinzu
, ein Mensch
.
    »Wann war das?«
    Kurz bevor der Plan der Ratten in die Tat umgesetzt wurde. Mia Manderley trug das fremde Kind in sich, und es wurde geboren, bevor es zur Anbahnung der Ehe mit dem Mushroom-Erben kam
.
    »Und das Kind?«
    War ein Mädchen. Ein Wechselbalg mit roten Haaren und, wie wir nunmehr wissen, Trickstereigenschaften.
    »Emily.« Als hätte ich es geahnt.
    Sie war der Dorn im Auge Eleonore Manderleys, und so entledigte man sich ihrer.
    »Sie wurde der Obhut Reverend Dombeys übergeben.«
    Die alte Rättin rümpfte die kleine Nase.
Man übergab sie einem Waisenhaus. Welchem genau ist uns nicht bekannt
. Sie strich sich mit der Vorderpfote über die langen Barthaare.
Niemand erfuhr von Emilys Existenz. Nur die engsten Angehörigen der Manderleys wussten von ihr. Mylady Eleonore Manderley, deren Mann in Whitechapel den Tod gefunden hatte, wollte nichts mit dem Wechselbalg ihrer Tochter zu tun haben. Die Hochzeit wurde vollzogen. Die uralte Metropole atmete auf.
    »Was geschah mit dem Vater«, fragte ich, »mit Richard Swiveller?«
    Der arme Kerl wurde das Opfer eines Raubüberfalls und starb auf offener Straße an den Folgen mehrerer Messerstiche
. Die Knopfaugen der Rättin zwinkerten vielsagend.
Welch ein Zufall, nicht wahr?!
    Ich erhob mich und trat ans Fenster.
    Das verschneite London lag vor mir und harrte der Dinge, die sich da ankündigten.
    »Warum tauchte Mara Mushroom plötzlich im Waisenhaus von Rotherhithe auf?«
    Wir wissen es nicht.
    »Es gibt keine Zufälle«, gab ich zu bedenken.
    Mylady lächelte.
Wie ich es dich gelehrt habe
.
    »Wo also finden wir die Lösung?« Unruhig ging ich vor dem lodernden Kamin auf und ab. »Wir haben ein Kind, das entführt wird, zwei Jahre oder auch länger verschwunden bleibt und plötzlich wieder auftaucht. Eine ganz schön lange Zeit muss die Kleine in der uralten Metropole verbracht haben. Jack the Ripper wütete 1888 im Eastend.«
    Es ist so eine Sache mit der Zeit in London und in der uralten Metropole.
    Wir vermuten, dass sie an einem geheimen Ort in der Stadt unter der Stadt versteckt wurde.
    Dann tauchte sie irgendwie in Rotherhithe auf.
    »Die Ratten erfahren davon und wollen das Kind befreien. Doch wird es erneut entführt. Dieses Mal von Larry dem Lykanthropen, der im Dienste des Lordkanzlers Kensington steht, welcher seinerseits der verlängerte Arm jenes Master Lycidas ist.« Ich warf der Rättin einen strengen Blick zu. »
Zufälligerweise
«, überbetonte ich, »befindet sich die Halbschwester der kleinen Mara im selben Waisenhaus und flieht in eben dieser Nacht hinaus nach London.«
    Mylady Hampstead rümpfte die kleine Nase.
    »
Zufällig
«, überbetonte ich erneut, »ist es Lord Brewster, der mich auf die umherirrende Emily Laing ansetzt, weil er angeblich ihre so außerordentlichen Trickster-Eigenschaften benötigt, um die kleine Mara Mushroom zu finden.« Nach einer kurzen Pause fügte ich hinzu: »Ist es nicht wahrscheinlich, dass es die Blutsverbindung zwischen den beiden Kindern ist, weswegen Lord Brewster Emily Laing auserwählt hat? Als Maras Halbschwester ist sie besser als jeder andere Seher dazu in der Lage, die Kleine ausfindig zu machen.«
    So ist es
.
    »Warum also hat Lord Brewster mich nicht in das Geheimnis eingeweiht?«
    Geheimniskrämerei
, antwortete die alte Ratte ausweichend.
Er wollte so wenig Informationen wie nur möglich preisgeben.
    »Was nicht gerade hilfreich gewesen ist.«
    Ich schätze es nicht, wenn man mich derart im Ungewissen lässt. Maurice Micklewhite, so dachte ich, ebenso wenig. Ich war gespannt auf das Gesicht des Elfen, wenn er vom neuen Stand der Dinge erfuhr.
    Letzten Endes
, brachte es Mylady Hampstead auf den Punkt,
müssen wir herausfinden, wer der Drahtzieher all dieser Verwicklungen ist.
    »Master Lycidas?«
    Der im Tower von London residiert.
    »Aber was ist seine Motivation?«
    Ist dies nicht offensichtlich
?
    »Er könnte die kleine Mara töten und hoffen, dass der Zwist zwischen den beiden Häusern aufs Neue entfacht wird. Sofern dies seine Absicht ist.«
    Und wie könnte er dieses Ziel zudem

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