Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas
Licht den Bahnsteig.
Blendete die Polizisten, die Feuerwehrleute und die beiden Häscher, die sich noch im Wagen befanden, gleichermaßen.
Winston Dinsdale leuchtete aus Leibeskräften.
Emily frohlockte.
Also hatte der Bernstein ihm das Lebenslicht zurückgegeben.
Gleißend flutete das Irrlicht den Bahnhof.
Es war nur ein kurzes Aufflammen, das aber lange genug andauerte, um die Aufmerksamkeit der am Bahnsteig Stehenden von den beiden aus dem Zug stürmenden Kindern auf die beiden seltsam gekleideten, bewaffneten Gestalten zu lenken, die zähnefletschend und knurrend aus dem Wagen gesprungen kamen und die, das würden später die meisten der Anwesenden etwas verwirrt bezeugen, seltsamerweise Rowan Atkinson ähnlich sahen. Die Größere der Gestalten feuerte einen Pfeil aus einer altmodischen Armbrust ab, die einen der Polizisten in die Brust traf, worauf die anderen Polizisten das Feuer auf die beiden Kreaturen eröffneten.
Augenblicke später explodierte die alte Lokomotive, die sich am Bahnsteigende in die Wand gebohrt hatte, in einem heißen Feuerball und erschütterte den gesamten Bahnhof.
Emily und Aurora befanden sich derweil bereits auf dem Weg nach oben.
»Wir sind sie los«, keuchte Emily.
Ganz außer Atem kauerten die Mädchen auf den Stufen einer langen Rolltreppe. Sie hörten die Explosion durch die Tunnel hallen und fragten sich, was wohl aus den beiden Häschern geworden war.
»Mir ist so kalt.«
Emily nahm die Freundin in die Arme.
»Wir haben es geschafft«, flüsterte Aurora, die immer noch fror und deren Lippen ganz blau geworden waren.
Emily nickte nur und hoffte, dass ihre Freundin Recht behielt.
Kapitel 9
Irrungen und Wirrungen
Als ich die Kunde vernahm vom schrecklichen Unfall der U-Bahn drüben in der Finchley Road, begann ich zu ahnen, dass es um die beiden Kinder nicht so schlecht bestellt war, wie ich bisher befürchtet hatte.
Die lokalen Medien stürzten sich mit all der Besessenheit der Journalistenzunft auf das Auftauchen jener mysteriösen, ja antiquarisch anmutenden U-Bahn, die aus dem Nichts aufgetaucht und in einen stillstehenden Schienenwagen der London Underground-Gesellschaft gerast war. Die Zeitungen, allen voran – könnte es anders sein – die
Sun
, weideten dieses Vorkommnis genüsslich aus.
Infolge eines kurzfristigen Stromausfalls im nördlichen London war für einen Sekundenbruchteil, gerade so lange, wie das System der Stadtwerke benötigte, um auf die Notenergieversorgung umzuschalten, das ATO ausgefallen. Die meisten Züge sind mit diesem automatischen Steuerungssystem ausgestattet. Als die Anzeigen wieder funktionierten, erkannte der Diensthabende des London Passenger Transport Board, dass sich ein unbekannter Zug auf der Jubilee Line südwärts bewegte, und das mit einer beängstigenden Geschwindigkeit.
Alle auf dieser Strecke fahrenden Züge wurden augenblicklich gestoppt. Ein Installationswagen, der im Bahnhof Finchley Road parkte, um die Oberlichter auszutauschen, konnte jedoch nicht mehr rechtzeitig zurückgerufen werden. Glücklicherweise war es gelungen, die Passagierzüge auf Nebengleise umzuleiten.
Im Bahnhof Finchley Road kam es dann zum Zusammenstoß.
Die Bediensteten der London Transport hatten notdürftig ein mobiles Bremssystem auf den Gleisen installiert, das die Fahrt des Geisterzuges stoppen sollte. Feuerwehr und Polizei waren anwesend, als der Zug in den Bahnhof raste, den Installationswagen rammte, von den Gleisen sprang und sich in die Tunnelwand bohrte, wo die uralte Lokomotive schließlich Feuer fing und explodierte. Ein grelles Licht habe aber schon vorher aufgeblitzt, berichteten Augenzeugen. Zwei in Kutten gekleidete Gestalten seien dann aus einem der Wagen gestürmt und hätten mit mittelalterlichen Waffen wahllos in die Menge geschossen und dabei einen Polizisten tödlich verletzt. Beide seien in einem Akt der Notwehr von den Polizisten erschossen worden und befänden sich nunmehr in der Gerichtsmedizin in Soho. Unnötig zu erwähnen, dass Scotland Yard noch keine dieser Meldungen bestätigt hatte.
Lord Brewsters Handschrift ist das
, sagte die Rättin zu mir.
»Sie glauben, dass die Kinder in Sicherheit sind?«
Ich hoffe es
.
Mylady Hampstead saß auf der Armlehne des Kaminsessels, wo sie schon die ganze Nacht über gehockt hatte, während sie mir bei prasselndem Kaminfeuer von den Ereignissen berichtet hatte, die einst geschehen waren und den Lauf der Ding noch heute zu beeinflussen wussten.
Du kannst die Gegenwart
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