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Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Titel: Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Stadt der Schornsteine in Unruhen gestürzt werden könnte. Martin Mushroom, dem das Haus aus Blackheath unterstand, war allerdings nie wieder aus den Tiefen der Hölle zurückgekehrt. Spurlos verschwunden war er in dem Abgrund, der sich unterhalb seines Anwesens aufgetan hatte. Einmal hatte er bereits versucht, London unter seine Kontrolle zu bringen, und nicht davor zurückgeschreckt, sich verderbter Magie zu bedienen. Schon immer hatte die Blutlinie der Familie Mushroom nach Macht gegiert.
    »Was also sollen wir nun tun?« Emily sah von einem zum anderen. »Al-Vathek hat meine Mutter entführt und verlangt, dass wir ihm bei der Suche nach Lilith helfen.«
    »Und Mylady Eleonore Manderley«, gab Maurice Micklewhite zu bedenken, »hat uns ebenfalls um Beistand ersucht.« Der Elf hatte dem Haus am Regent’s Park einen Besuch abgestattet, nachdem auch dort die Nachricht aus Moorgate eingetroffen war. »Nicht zu vergessen die Black Friars, die ebenfalls die Notwendigkeit eines Eingreifens betont haben.«
    Ich murmelte wenig begeistert: »Also ist der Feind unserer Feinde unser Freund.«
    »Du sagst es, Mortimer.«
    »Wir werden ihm also helfen?«
    »Ja, Miss Fitzrovia. Das werden wir.«
    »Und wenn al-Vathek uns nur benutzt, um die Kontrolle über die Vinshati zu erlangen und sie für seine Zwecke einzusetzen?« Emily schien diese Möglichkeit durchaus in Betracht zu ziehen.
    »Aber die besitzt er doch bereits.«
    Alle schauten Aurora an.
    »Sagte nicht Dr. Dariusz, dass es Vinshati waren, die deine Mutter entführt haben?«
    Emily wusste darauf keine Antwort.
    Und auch keiner der anderen Anwesenden.
    Ja, diese Tatsache stieß die gesamte Argumentation vom Sockel. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Das Spiel, das zu spielen wir gezwungen wurden, war nichts als ein falsches Spiel. Was aber nichts daran zu ändern vermochte, dass wir schon dabei waren, es zu spielen. Nach Regeln, die uns mitzuteilen man vergessen hatte.
    »Wir steigen also in die Hölle hinab«, brachte Aurora unser weiteres Vorgehen nach einigen Augenblicken unangenehmen Schweigens auf den Punkt. »Wir steigen hinab, um Mylady Lilith zu finden.«
    »Nein, Miss Fitzrovia.« Maurice Micklewhite lächelte unternehmungslustig. »Wir werden verreisen. Sobald wie möglich, ja, wohl in den nächsten Stunden schon.«
    Die beiden Mädchen sahen einander verwundert an.
    »Wir alle?«, fragte Eliza verwundert.
    Etwas an diesem Vorhaben schien sie zu beunruhigen.
    »Nein, nur Miss Fitzrovia und meine Wenigkeit.« Maurice Micklewhite musterte die Anwesenden der Reihe nach, und das fahle Licht aus den Lampen ließ lange Schatten in seinem Gesicht tanzen. »Wittgenstein wird sich zum Kristallpalast begeben, weil der Lordkanzler von Kensington sein Erscheinen und das Miss Laings erbeten hat. Und Miss Holland sollte sich in Geduld üben.« Ihr zugewandt fügte er hinzu: »Es ist das Einzige, was Sie derzeit tun können.«
    »Wohin wird die Reise führen?«, wollte Emily wissen, und Maurice Micklewhite sagte es ihr: »Nach Konstantinopel.«
    »Warum dorthin?«
    »Weil jener Mann, dessen Hilfe wir benötigen, sich vermutlich in Konstantinopel aufhält.« Dann sprach er den Namen aus, der klang wie warmer Weihrauch und sicheres Verderben zugleich. »Pilatus Pickwick. Es gibt sonst niemanden, der uns in die Hölle hinabführen könnte.«
    Denn die Hölle, das hatten bereits Bruder Nook und Bruder Nubbles festgestellt, ist ein wankelmütiger Ort. Allzeit Veränderungen unterworfen. Und Professor Pickwick, seines Zeichens Höllenforscher, war einer der wenigen, der die Pfade der Hölle in den letzten Jahren beschritten hatte. Er kannte sich dort aus, ja, hatte aufgrund der Schriften Dante Alighieris und seiner eigenen Reisen sogar diverse Texte zur Geografie der Höllenkreise veröffentlicht, die in eingeschworenen Kreisen als die Pickwick-Papiere bekannt sind. »Er wird uns helfen.«
    Maurice Micklewhites Zuversicht zu teilen, fiel mir schwer.
    »Pickwick hat nichts mehr mit London zu schaffen«, gab ich zu bedenken.
    »Wie du weißt, Mortimer, kennen wir uns noch von früher«, antwortete der Elf frohen Mutes. »Ich bin mir sicher, dass sich Pilatus meiner erinnern wird.«
    »Das«, murmelte ich, »befürchte ich ja.«
    Emily, das sah man ihr an, beschlich ebenso wie mich ein ungutes Gefühl. Und hätten wir geahnt, welches Schicksal unseren Freunden bevorstehen würde, so wären wir in unserem Bestreben, die Reise nach Konstantinopel zu verhindern, bestimmt emsiger

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