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Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Titel: Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Dariusz ihrer Freundin zugeworfen hatte. Doch dann lächelte Eliza erneut, und der Eindruck verflog so schnell, wie er aufgekommen war.
    »Aber natürlich«, entschuldigte sich Eliza. »Wenn euch beiden eine Horde blutrünstiger Vinshati begegnet wäre, dann hätten diese beim Anblick von gleich zwei Mädchen mit Sicherheit das Weite gesucht.« Mit einer Schnelligkeit, die Emily überraschte, ergriff Eliza ihre Hand und die ihrer Freundin. »Es ist zu gefährlich in diesen Tagen, als dass wir zwei Mädchen allein in der uralten Metropole umherwandern lassen dürften.« Ganz kalt war Elizas tätowierte Hand mit den vielen Ringen. »Schlimme Dinge hätten euch passieren können.« Sie seufzte.
    »Wir sind keine Kinder mehr«, entgegnete Emily.
    Eliza lächelte müde. »Das«, flüsterte sie, »habe ich auch einmal von mir gedacht.«
    Aus einem Grund, den Emily nicht kannte, schlug Eliza die Augen nieder.
    »Was ist passiert?« Irgendwie ahnte Emily, dass Eliza nicht so aufgebracht sein konnte, nur weil Aurora und sie allein nach Moorgate hinabgestiegen waren. Etwas anderes musste sich zugetragen haben. Etwas, wovon weder Emily noch Aurora etwas ahnten.
    Eliza Holland hob den Blick.
    »Es ist doch etwas geschehen, oder?«
    Eliza nickte.
    Und dann erzählte sie den Mädchen, was sich während ihrer Abwesenheit zugetragen hatte in der uralten Metropole.

Kapitel 12
Blutlinie

    »Das«, war Maurice Micklewhites erste Bemerkung, »hätten wir uns ja denken können.« Die Mädchen hatten uns gerade Bericht erstattet. »Dennoch, wir sollten unser Wissen nicht überschätzen.« Der Elf fuhr sich mit der Hand durch das wilde Haar und wandelte murmelnd in dem kleinen Garten umher, der sich auf einem der großen Balkone meines Anwesens befindet. »Immerhin haben wir nunmehr die Bestätigung, dass sich al-Vathek hier in London aufhält.«
    »Mehr noch«, gab ich zu bedenken, »wir haben die Gewissheit, dass es sich bei al-Vathek um eine wirkliche Person handelt.«
    Allesamt hatten wir uns in meinem Haus eingefunden.
    Eliza Holland, die vor einer halben Stunde mit den Mädchen in Marylebone eingetroffen war, saß ruhig in einem der Korbstühle unter einer kleinen Dattelpalme, die ich als junge Pflanze aus Ägypten mitgebracht hatte.
    Emily und Aurora hatten ebenfalls an dem runden Glastisch Platz genommen, auf dem Peggotty Gebäck und Tee serviert hatte. Allein Maurice Micklewhite ging stetigen Schrittes zwischen den wuchernden Pflanzen des Wintergartens auf und ab.
    »Al-Vathek ist also nach London gekommen«, fasste Emily zusammen, »um Lilith zu finden.« Sie betrachtete die Anwesenden, und das Licht aus den Laternen, die an der gläsernen Decke baumelten, spiegelte sich in ihrem Mondsteinauge. »Doch was hat er vor? Warum will al-Vathek einen Pakt mit Lilith eingehen?«
    »Sie ist vermutlich der Schlüssel zu dem«, gab Maurice Micklewhite nachdenklich zur Antwort, »was augenblicklich in London vorgeht.«
    Emily erinnerte sich mit Schaudern an die Schilderung der neuesten Ereignisse, die Eliza Aurora und ihr im Barbican Centre gegeben hatte.
    »Es ist zu einem Unfall gekommen«, hatte Eliza geflüstert. So leise und verschwörerisch, dass keiner der anderen Gäste auch nur ein einzelnes Wort ihres Berichts aufzuschnappen in der Lage gewesen wäre. »Zumindest ist es das, was die Öffentlichkeit glauben soll.« Die Finger mit den vielen Ringen waren unruhig am Rand der Teetasse entlanggefahren und allein die Tatsache, dass Eliza Holland offenbar um Fassung rang, hatte Emily verunsichert. Bisher hatte sie Eliza als Frau gekannt, die ihr Leben zu meistern verstand. Doch seit Alexander Grants Verschwinden schien die Beherrschung der jungen Frau nurmehr eine mühsam aufrechterhaltene Fassade zu sein.
    »Was ist passiert?«
    »Zwischen Willesden Green und Dollis Hill«, hatte Eliza die Katze aus dem Sack gelassen, »wurde am frühen Nachmittag ein Zug der Jubilee Line angehalten. Aus einem Grund, den niemand kennt.« Sie hatte die Aufregung der Mitarbeiter der London Regional Transport zu beschreiben versucht, die in der Schaltzentrale wohl verzweifelt herauszufinden versucht hatten, was sich nicht weit von meinem Anwesen in Marylebone zugetragen hatte. »Der Zug stand, so die Nachrichten, auf den Gleisen der Hauptlinie. Andere Züge wurden angehalten oder über die Sidings umgeleitet. Keine zehn Minuten nachdem der Kontakt abgebrochen war, setzte sich der Zug dann wieder in Bewegung.«
    »Hat man denn kein Sicherheitsteam zum Zug

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