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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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attackierten sie mit Krallen, Zähnen und Flügeln. Aus einem Grund, der sich uns nicht erschloss, waren sie den Mala’ak ha-Mawet überlegen. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis sie die dunklen Engel getötet hatten und sich an ihrem Fleisch zu laben begannen.
    »Was passiert mit Miss Holland?« Tristan Marlowe, dem das schwarzblaue Haar wirr ins Gesicht hing, stand in sicherem Abstand vor der Lade mit der Menora.
    Eliza Holland war inzwischen scharf umrissen.
    Und langsam konnten wir sie auch hören.
    Schreie, so schmerzerfüllt und leidend, dass sie augenblicklich unser aller Mitgefühl besaß.
    »Wo kommt sie nur her?« Fasziniert beobachtete der junge Alchemist das Schauspiel.
    Ich antwortete nur: »Fragen Sie nicht mich. Sie ist die Lichtlady.«
    Ich trat neben ihn.
    Die Menora ließ die junge Frau mit einem Mal los, und der Körper Elizas fiel unsanft zu Boden, rollte ein Stück weit und blieb dann regungslos liegen. Tristan Marlowe kniete sich neben die junge Frau. »Sie lebt …«, teilte er uns mit und fügte unsicher hinzu: »… noch.«
    Emily rannte auf Eliza zu und berührte ihre Hand. Die Tätowierungen darauf bewegten sich für einen Moment wie jene der Mala’ak ha-Mawet. Dann erstarrten sie.
    »Sie stirbt«, sagte Emily. »Ich kann es fühlen.«
    Gerade wollte ich ihr etwas entgegnen, als mich Tristan Marlowe auf eine weitere Erscheinung aufmerksam machte. Denn ähnlich Eliza Holland gewannen zwei weitere Gestalten an Kontur, und es sah aus, als stiegen heute die Geister aus der tiefsten aller Höllen empor, um im alten Tempel des Salomon zu wandeln.
    Die Dinge, fand ich, entwickelten sich eindeutig zu schnell.
    Und Emily Laing, die nichts von alledem bemerkt hatte, wiederholte mit von Tränen erstickter Stimme: »Sie wird sterben. Eliza Holland wird sterben.« Was für uns alle das Ende bedeuten mochte. Denn so, wie es aussah, hatte die einstige Madame Snowhitepink den Lichtlord nicht zu finden vermocht. Eliza Holland war gescheitert.
    Und wir würden auch scheitern. So viel stand fest.
    Der Mala’ak ha-Mawet, der Neil die Kehle aufschlitzen wollte, schrie auf, wie Aurora einen Engel noch niemals zuvor hatte schreien hören. Etwas prallte gegen den Körper des Engels und riss ihn zur Seite, sodass er in den roten Staub fiel und wild um sich schlagend nach dem biss, was ihn angefallen hatte, und es zu fassen versuchte.
    Aurora kroch auf Neil zu.
    »Alles in Ordnung?«
    Er grinste schief. Zeigte ihr den erhobenen Daumen.
    »Du kommst dir wohl vor wie Tyrone Power«, schimpfte sie überglücklich.
    Er küsste sie.
    Drückte sie an sich.
    Dann sahen sie, was den Mala’ak ha-Mawet angefallen hatte.
    Es war eine Sphinx, doch keine lebendige. Nein, dieses Tier hier war aus Bronze und hatte zuvor den Schrein im Kuppelraum der St.-Paul’s-Kathedrale geschmückt.
    Aurora sah zur Lade des Bundes hinüber und stellte fest, dass auch die zweite Sphinx von dort verschwunden war.
    Ein lautes Pochen erschallte an den Pforten, und die unruhigen Schatten vor den hohen Kirchenfenstern ließen darauf schließen, dass draußen vor der Kathedrale tausende von taubenwesenartigen Limbuskindern dem Engel zu Hilfe eilen wollten.
    Die zweite Sphinx hatte den Mala’ak ha-Mawet nun ebenfalls angefallen. Sie hatte sich in sein Gesicht gekrallt und versuchte, mit den Händen an ihren Vorderläufen an seine Augen zu gelangen. Der Mala’ak ha-Mawet schrie vor Schmerzen auf, als die Sphinx ihre Krallen in eines der schwarzen Augen bohrte.
    »Da, schau!«
    Aurora folgte Neils Blick.
    »Was ist das?«
    Die Pflanze, die auf der Lade hockte, bewegte sich, als fegte ein Sturm durch die St.-Paul’s-Kathedrale.
    »Es sieht aus, als klammere sie sich an etwas fest«, meinte Neil.
    Keine fünf Schritte weiter schlugen die grauen Flügel des Engels wie wild und wirbelten den roten Sand auf, sodass sich bald schon eine dichte Wolke aus blutig rotem Staub in der Kathedrale ausbreitete.
    Neil zog Aurora mit sich fort. Hinter einem Taufbecken im nördlichen Seitenschiff suchten sie Deckung.
    »Da ist etwas«, flüsterte Neil.
    Der Mala’ak ha-Mawet schrie auf, als ihm eine der Sphinxe ins Gesicht biss.
    Dann bekamen seine Haifischzähne das Tier zu fassen.
    Die Sphinx kreischte laut.
    Wie eine Katze.
    Doch als der Mala’ak ha-Mawet sie zermalmen wollte, da splitterten ihm die spitzen Zähne.
    »Bronze«, flüsterte Neil.
    Ja, dachte Aurora, daran hatte sie gar nicht gedacht. Die Sphinxe waren aus Bronze.
    Der Mala’ak ha-Mawet, der

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